Noch 90 Tage bis zum Spatenstich – „Casals Forum“ als Meilenstein für Kronberg

Der Pianist von Weltrang Christoph Eschenbach spielte im Rathaus das Klavierkonzert Nr. 12 A-Dur von Mozart, in bester Begleitung von Dami Kim und Niklas Liepe, Violine und Vicki Powell Viola. Dazu wurden die Pläne zum neuen Kammermusiksaal gezeigt. Bürgermeister Klaus Temmen und Architekt Volker Staab sowie Gastgeber Raimund Trenkler von der Kronberg Academy freuten sich über die hochkarätige Veranstaltung. Foto: Sura

Kronberg (aks) – „Kunst und Menschlichkeit sind untrennbar“, diesen Werten Pablo Casals fühlt sich die Kronberg Academy seit jeher verpflichtet, so brachte es Raimund Trenkler, Gründer und Präsident der Kronberg Academy, zur Ausstellungseröffnung der Planungen zum neuen Kammermusiksaal im Kronberger Rathaus auf den Punkt. Der Name „Pablo Casals Forum“ ist eine Reverenz an den großen Cellisten und Humanisten und sei als „Ort für die Musik und für die Menschen gedacht“. Das ehrgeizige Bauprojekt der Kronberg Academy Stiftung mitten in Kronberg, beginnt am 1. Oktober mit dem offiziellen Spatenstich während des Kronberg Academy Festivals. Damit sei der „point of no return“ erreicht, versprach Trenkler nicht ohne Stolz und Freude. Auch der Hausherr der Villa Bonn, Bürgermeister Klaus Temmen, sprach als „Fan“ der Kronberg Academy und zeigte sich begeistert von der Idee, dass die Kronberg Academy in ihrem 25. Jahr nach ihrer Gründung nun eine Perspektive und vor allem eine Heimat habe. Für die Stadt Kronberg bedeute die Aufwertung des Bahnhofareals mit Konzertsaal, Studienzentrum und Hotel einen „Meilenstein in der jüngeren Stadtgeschichte“. Im Ausschreibungs-Wettbewerb 2014 hatten, neben anderen namhaften internationalen Architekten, Staab Architekten aus Berlin gesiegt. Mit den ambitionierten Plänen Volker Staabs erwarten die Bürger und Bürgerinnen Kronbergs sowie Musikliebhaber und Künstler aus aller Welt „eine zeitgemäße Spielstätte auf höchstem musikalischen Niveau“. Temmen bedankte sich bei Trenkler für seine Vision, seinen eisernen Willen und seine „begnadete Art Menschen zu gewinnen“.

Sternstunde der klassischen Musik

Eschenbach spielt Mozart. Das galt für die 60 geladenen Gäste am Samstagabend in der Villa Bonn als Sternstunde der klassischen Musik. Der Auftritt des Weltklassepianisten im Allerheiligsten der Villa Bonn, die 1901 von der jüdischen Bankiersfamilie Bonn erbaut wurde, war ein Höhepunkt des „Masters in Performance“-Programms. Der prächtige holzgetäfelte Saal mit Jugendstilelementen und grandiosem Ausblick auf den Rathausgarten bot den Rahmen, der nicht nur die räumliche Nähe von Künstlern und Publikum ermöglichte. Christoph Eschenbach, der regelmäßig Meisterkurse an der Kronberg Academy gibt, entzückte mit seiner eleganten Interpretation von Mozarts Klavierkonzert Nr. 12 A-Dur. Die Spielfreude der jungen Alumni der Kronberg Academy, die ihn begleiteten, war ansteckend. Das war Mozart in Bestform, der das Klavierkonzert gleichermaßen für Spezialisten wie für Musikliebhaber ohne Fachwissen komponiert hatte. Hell und heiter webte die Musik im Wohlklang in diesem Prachtbau vergangener Zeiten ihren unvergleichlichen Zauber.

Offener Pavillon mit hölzerner

Schatzkiste

Der Architekt Volker Staab plauderte im Anschluss an die musikalische Reise ins 18. Jahrhundert über seine Reise nach Kronberg, wo ihn das Entrée der mittelalterlichen Stadt doch eher irritierte. So dachte er bei sich: „Da gäbe es was zu verbessern.“ Was folgte war eine „Reise durch diverse Stadien – eine Lernreise“, die er nicht nur mit Akustikplanern wie Martijn Vercammen „durchlitt“. Der Konzertsaal sollte durch seine Akustik bestechen, aber auch durch „ein freies Musikerlebnis“ in Form eines frei geschwungenen Saals mit konvexen und konkaven Wänden, die den Schall breit streuen, korrespondierend dazu die Oberflächenstruktur der Wände. Die Raumdramaturgie erreiche nach vielen „Gratwanderungen“ nun ihre Vollendung und entstehe aus der Transparenz des Pavillons, der Offenheit ausstrahlt, im Gegensatz zur „hölzernen Schatzkiste “, der mit Holz ausgekleidete Konzertsaal, der für erstklassige Musikerlebnisse akustisch und atmosphärisch überzeugen müsse.

Christoph Eschenbach ließ sich von Raimund Trenkler nicht lange um seine spontane Meinung bitten. Er gratulierte Trenkler zu seiner Zielstrebigkeit und rief dem Bürgermeister zu: „Bravo, dass Kronberg zum Zentrum der Welt der Musik wird.“ Die Entstehung des Konzertsaals sei eine „großartige Reise des Herzens“. „Ich höre den Raum jetzt schon, der die Bühne bietet für Musiker mit Können, Menschlichkeit und Ausstrahlungskraft“. Junge Menschen könnten hier im Epizentrum der Kammermusik ihre musikalische Karriere aufpolieren. Den Freunden und Förderern dankte er, die sich nicht nur finanziell engagierten, sondern aus Liebe. „So geschieht Freiheit für Menschen, für die Künstler und deren Entwicklung.“ Der 77-jährige Künstler von Weltrang verabschiedete sich bescheiden mit einer Geste der Demut und Hingabe an die Musik: „Damit möchte ich mich Ihnen zu Füßen legen.“ Die Ausstellung im Rathaus ist zu den Öffnungszeiten bis zum 15. Juli zu sehen.

Was dann folgte, ließ den späten Gästen, die auf ihr Abendessen verzichteten und geistige Nahrung vorzogen, alle Sinne übergehen. Der junge Belgier Marc Bouchkov, junger Solist und Schüler von Mihaela Martin, spielte nach Ysaye wie in Rage Shostakovitch und peitschte mit einem Furor auf seine Geige ein, was den Anwesenden den Atem raubte und den Pulsschlag befeuerte. Diese rasende Tour de force verlangte auch dem Pianisten Georgiy Dubko aus der Ukraine alles ab. Mit dem Verklingen des letzten Tons herrschte nach dem musikalischen Gefühlsausbruch eine erregte Stille auf die tosender Applaus folgte. Der künstlerische Leiter der Kronberg Academy, Friedemann Eichhorn, gratulierte zum bestandenen Examen und freute sich auf die Zusammenarbeit mit ihm. Das Finale mit ergreifender Musik, gespielt von jungen Nachwuchstalenten, war gleichzeitig ein spannender Ausblick auf die Welt der Musik in all ihren Facetten, einer Musik von Weltrang mit internationalen Künstlern, die es mehr und mehr nach Kronberg zieht. Als passender Rahmen ist der Konzertsaal nun „fait accompli“.

Kompaktes Informationsangebot zum Neubau „Casals Forum“

Die Ausstellung bot kompakte Informationen zum Thema Neubau. Die Fakten: Bauherrin und zukünftige Betreiberin des Konzertsaals und des Studienzentrums ist die gemeinnnützige Kronberg Academy Stiftung. Form und Größe des Casals Forum werden in Europa einzigartig sein. Hier haben 550 Zuhörer Platz, die Größe der Bühne ist flexibel. Bis zu sieben Konzerte sollen hier im Monat öffentlich veranstaltet werden, 80 im Jahr. Nach außen hin entsteht eine Verbindung zum angrenzenden Park. Das Casals Forum ist das Herzstück des neuen Entrée der Stadt Kronberg. Gleich nebenan entsteht ein Studienzentrum für den Studienbetrieb mit 160 Plätzen sowie einem Kabinettsaal mit 50 Plätzen. Der Neubau beinhaltet auch die Verwaltung der Kronberg Academy und eine kleine Geigenbau-Schule.

Die Gesamtkosten für den Bau betragen nach aktuellen Schätzungen rund 36 Millionen inklusive Grundstückskosten für 6.050 Quadratmeter, die Finanzierung wird ermöglicht durch private Förderer, die Bundesrepublik Deutschland und das Land Hessen. Der Bau beginnt am 1. Oktober 2017, die Eröffnung wird 2020/21 erwartet.

Die Ausstellung im Kronberger Rathaus ist geöffnet: Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr, Katharinenstraße 7. Führungen sind nach Anmeldungen per E-Mail an stadtplanung[at]kronberg[dot]de oder administration[at]kronbergacademy[dot]de möglich. Geplante Sonderführungen finden bei ausreichender Teilnehmerzahl voraussichtlich Freitag, 7. und 14. Juli um 14 Uhr und Samstag, 8. und 15. Juli um 12 Uhr statt.

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