Oberhöchstädter Keramikmarkt – schon als Tradition positioniert

Bei herrlichstem Frühlingswetter genossen Besucher, Marktbeschicker und Organisatoren gleichermaßen die farbenfrohe Kulisse und Vielfalt der Töpferkunst. Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – Der zum vierten Mal auf dem Dalles und dem Porto-Recanati-Platz veranstaltete Oberhöchstädter Keramikmarkt ist kein Geheimtipp mehr, vielmehr sprachen Organisatoren, Beschicker und Besucher am Sonntag unisono von einer durchaus schon etablierten Traditionsveranstaltung in der Riege der kleinen Märkte.

Geprägt durch seine Historie als „Dorf der Ziegeleien“ präsentierte sich der Stadtteil erneut als Kulisse mit perfekten Rahmenbedingungen. Noch vor der offiziellen Eröffnung um 11 Uhr pilgerten bei herrlichstem Frühlingswetter erste Sonntagsausflügler Richtung Ortsmitte, um die dargebotene kreative Vielfalt der 45 Anbieter aus ganz Deutschland in Augenschein zu nehmen.

Traditionell ausgeübtes Töpferhandwerk erlebt auch in den Augen der Bevölkerung eine Renaissance. Von Seiten der Keramikexperten trägt man dieser Entwicklung Rechnung. Hatte vor vier Jahren die Hessische Töpferinnung diesen jüngsten der Kronberger Märkte gemeinsam mit der Stadt Kronberg und dem Vereinsring Oberhöchstadt aus der Taufe gehoben, erfolgte jüngst die Auflösung der Innung samt nachfolgender Gründung des Vereins „Keramik-Hessen“. „Die bisherigen Strukturen erschienen uns nicht mehr zeitgemäß“, begründete Birgit Großmann-Kraus die Veränderung aus „formalen Gründen“. Da inhaltlich und personell alles beim Alten geblieben sei, sieht sie – vor allem auch unter dem Eindruck der ausgesprochen angenehmen bisherigen Zusammenarbeit und der zufriedenen Besucher- und Marktbeschickerresonanz – positiv einer fünften Marktauflage im kommenden Jahr entgegen.

Zunächst galt jedoch die komplette Aufmerksamkeit dem aktuellen Geschehen. „Der Verein legt größten Wert auf Professionalität. Es steckt viel Vorbereitung, Mühe und Arbeit dahinter, ein so breit aufgestelltes Ausstellerfeld zu präsentieren“, unterstrich Großmann-Kraus während der gemeinsamen Veranstaltungseröffnung mit Bürgermeister Klaus Temmen und dem Vereinsring-Vorsitzenden Hans-Georg Kaufmann. Der Reiz bestehe darin, dass zwar alle mit dem gleichen Material, dennoch unterschiedlichen Techniken, individuellen Glasurenrezepten oder Farbvorlieben arbeiten, sodass „kein Stand dem anderen gleicht“. Sie ermunterte die Besucher, das Gespräch mit den Ausstellern zu suchen. „Lassen Sie sich inspirieren, wir freuen uns über ein interessiertes Publikum, stellen Sie gerne alle ihnen unter den Nägeln brennenden Fragen!“

Die Besucher leisteten dieser Aufforderung rege Folge. Neben der häufig gehörten Frage der Spülmaschinenfestigkeit von Tassen, Tellern und Co und der Brenntechnik stand nicht selten die der Herstellung zugrunde liegende Idee im Mittelpunkt des Interesses.

Auf der Suche nach einem den Alltag verschönernden Unikat stand man angesichts des attraktiven Angebots meist vor der Qual der Wahl. Neben üblichem durch den Tag begleitenden Gebrauchsgeschirr in unterschiedlichsten Farben und Formen warben Spardosen, Schmuck, Blumen am Stil, Heizungs-Verdunster-Figuren, Brunnen, Kräuterzwerge und -stecklinge, Vasen, Gartenkeramiken, Pflanzgefäße, Keramiktiere und vieles mehr um die Gunst der Käufer.

Den „Vintage“-Stil ließ unter anderem Nathalija Dolenc aus dem Odenwald mit ihren durchweg pastellfarbenen Kaffeetafel-Favoriten aufleben. Während sie mit ihrer Produktpalette komplett dem diesjährigen Motto „Grün“ folgte, hatte sich auch der eine oder andere Aussteller unter das Feld gemischt, der ausschließlich auf andere Farben setzt. Gabriela Noll von der gleichnamigen Keramikwerkstatt zählte mit ihren weiß-roten Lieblingsstücken zu den Hinguckern. Sie punktete mit „verspielten Dekoren, aufwändig mit Pinseln aufgetragenen Motiven und Glasur-Geheimrezept“. „Jeder Töpfer hat seine eigene Handschrift“, berichtete sie einer interessierten Besucherin, während diese den Blick über die Tassen mit Namen „Gute Laune“ oder – passend zum baldigen Muttertag – „Mamma Mia“ schweifen ließ. In Ergänzung dazu konnte man ein paar Stände weiter ausgefallene Kerzenhalter und aus Fliesen hergestellte Tischdeko zu allen Anlässen erstehen. Ergo: Für alle Keramikfreunde gab es quer durch alle Generationen und Geschmäcker etwas zu entdecken.

Neben der intensiven Angebots-Sondierung standen vor allem die Mitmach- und Anschauungs-Stationen hoch im Kurs. Neben Moni Funck mit ihrer Raku-Brennaktion freute sich Maria Schönberger von der staatlichen Keramikfachschule Höhn-Grenzhausen über regen Zuspruch an ihrer „Töpferscheibe in Aktion“. Die themenbezogene Ausstellung im Dallessaal mit Exponaten der Künstler bereicherte die Veranstaltung ebenfalls.

Warteschlangen bildeten sich am Stand des Kirchorts St. Vitus, dessen Mitglieder im Rahmen des internationalen Hilfsprojekts „Empty Bowls“ hausgemachte Suppe in von den Keramikkünstlern gespendeten Schalen verkauften und auf diese Weise „Hilfe zur Selbsthilfe“ für afrikanische Schulkinder der Paul Albert Simon-Schule in Himo (Tansania) leisteten, um deren Hunger zu stillen und ihnen durch die Sicherung einer warmen Schulmahlzeit gleichzeitig die Chance zu geben, durch Bildung einen Weg aus ihrer Armut zu finden.

Wem es nach Grillwurst, Pommes, Frühlingsrollen oder Kaffee und Kuchen gelüstete, steuerte die Versorgungsstation des Oberhöchstädter Vereinsrings an, wo der KV02, die SG Oberhöchstadt, die Sängervereinigung 1861 Oberhöchstadt, die Freunde der Waldsiedlung und die Kirchengemeinde St. Vitus für das leibliche Wohl sorgten. So umsorgt genoss man die Stunden pulsierenden Lebens im Herzen Oberhöchstadts bei Musik des „Duo Domino“ und die Stand-up Einlagen des Trios des „Vollclowntheaters“. Keramikfans können sich schon den zweiten Sonntag im April für die nächste Auflage fest notieren.

Weitere Impressionen finden sich auf der Bilderseite oder auf unserem Internetportal, www.taunus-nachrichten.de.



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