„Perspektiven für Kronberg“ melden sich zu Wort zu den „Schillergärten“

Kronberg. – Die Bürgerinitiative „Perspektiven für Kronberg“ hat die modifizierte Entwurfvorstellung der geplanten Bebauung der Schillergärten (wir berichteten) im jüngsten Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) zum Anlass genommen, sich schriftlich an die Stadtverordneten zu wenden mit der Aufforderung zum jetzigen Zeitpunkt die Zustimmung für die Grundlage weiterer Schritte zu verweigern. Begründet wird dieser Vorstoß unter anderem mit unzureichenden Unterlagen (bloße Skizze und recht grobe Planung). In dem von den Wortführern Berthold Hackl und Dr. Christian Glossner unterschriebenen Brief heißt es zu den befürchteten Konsequenzen dieses „Zwischenbescheids“ der Stadtverordneten: „Entweder Sie präjudizieren damit Ihre spätere Entscheidung zur Schaffung eines Baurechts oder Ihre Entscheidung ist wertlos. Denn, worum soll es gehen, wenn der Investor (und die Verwaltung) angeblich nur weitermachen können, wenn Sie eine Art Zwischenbescheid geben, als darum, Ihre endgültige Entscheidung vorwegzunehmen, ohne dass Sie dafür eine Grundlage haben?“ Aus Sicht der „Perspektiven“ sollen die Stadtverordneten „hier für sachfremde Zwecke in Anspruch genommen werden“, im Gegensatz dazu sollten sie vielmehr, laut Bürgerinitiative, ein Zeichen setzen, „endlich davon wegzukommen, in dieser Stadt die Regeln vorrangig im Investoreninteresse auszulegen und die gewählten Vertreter mit angeblichen Sachzwängen unter Druck zu setzen“. In diesem Zusammenhang wird an die Begründung für den Eilantrag bezüglich Konzertsaal und Hotel erinnert und offen das damalige Vorliegen der Gefahr eines Absprungs der Investoren angezweifelt.

Des Weiteren werden die Stadtverordneten aufgefordert zu hinterfragen, warum „nun im neuen Entwurf 36 statt bisher 33 Wohneinheiten enthalten sind und ob die geforderte Reduktion der Bebauung realisiert wurde, was unseres Erachtens nicht der Fall ist“. „Die drei oberen der sechs Gebäude haben von unten betrachtet unverändert drei Geschosse plus Dachgeschoss. Die Bezeichnung Sockelgeschoss (statt Vollgeschoss) ändert am massiven Eindruck der Gebäudehöhe nichts.“ Die geplante Erschließung über die Ludwig-Sauer-Straße wird ebenfalls kritisiert, weil „sich der Verkehr aus den 36 Wohneinheiten später mit dem aus den geplanten weiteren 66 Wohneinheiten am Bahnhof (schätzungsweise 300 Neubewohner!) ballen wird.“ Des Weiteren monieren die „Perspektiven“ eigene Stellplätze für den Gewerbebau am Fuß der Schillergärten und bezweifeln, dass den Abgeordneten die Folge dessen in Gänze bekannt ist mangels ausreichend vorliegender Informationen in puncto „wirtschaftliche Nutzbarkeit und Realisierbarkeit dieses Blocks, der wegen der Gewerbesteuer für die Stadt relevant ist“ und verweisen auf einen siebenstelligen Kostenpunkt für die Tiefgarage.

Im Übrigen ist das Schillergarten-Projekt aus Sicht der Bürgerinitiative im größeren Zusammenhang zu sehen statt als isoliertes Thema. Als Untermauerung dieses Gesichtspunkts folgen ein „paar Gedanken“ und Zahlen. So sieht man die Stadt „durch die eilig herbeigeführte Beschlusslage gegenüber der Bahn nun in einer extrem schwachen Position, weil sie Gleis 3 unbedingt braucht, die Bahn selbst aber null Handlungszwang“ habe. Laut „Perspektiven“ hat „die Stadt im Haushalt Beträge von mehr als 2 Millionen Euro für ‚Flächenfreisetzungen‘ und Grundstückserwerb am Bahnhof vorgesehen (zum Beispiel Gleis 3, unter anderem Ablöse an die Bahn), bei Gesamterlösen aus Grundstücksverkäufen von 2,6 Millionen Euro“. Dazu kämen Investitionen der Stadtwerke von 0,82 Millionen Euro zur Erstellung des „Übergabepunkts“ zum Baufenster Hotel und die damit verbundenen Maßnahmen zwischen Übergabepunkt und Westerbach. Somit bliebe die Frage nach den Kosten für Baufeld III, „wo die Enden der Gleise samt Oberleitung zurückgebaut werden müssen, weil sonst der ‚Platz mit Aufenthaltsqualität‘ zwischen Bahnhof und Hotel gar nicht wie geplant entstehen kann, sondern eher nur eine Durch- und Anfahrtsstraße wird? Und die Kosten für die Erstellung des Ersatz-Parkplatzes an Kronberg Süd?“ Von den aufgelaufenen und zu erwartenden Kosten, so die Perspektiven, für externe Planer und Berater ganz zu schweigen. „Das heißt, das Ganze wird bestenfalls ein Nullsummenspiel, vermutlich aber eine weitere finanzielle Belastung für die Stadt.“

„Was wir sehen, ist ein intransparentes, nicht systematisch durchdachtes Vorhaben, dessen Risiken nicht detailliert wurden“, bemängeln Hackl und Dr. Glossner. Gleichzeitig sitze die Stadt auf ihrer eigenen Bahnhofsimmobilie und „es tut sich nichts, seitdem sich die Stadt vor über drei Jahren mit einem ‚preiswerten‘ Erwerb schmückte“. Die Bürgerinitiative verweist auf „unzählige Beispiele, wie ein solches Objekt zu einem belebten Schmuckstück werden kann, eines davon gleich in der Nachbarschaft in Oberursel“ und stellt die Frage, warum das Gebäude in Kronberg verfalle und warum man glaube, einen Gastronomieunternehmer finden zu können, ohne einen einzigen Parkplatz anzubieten. „Dieses Objekt hätte schon längst mit einem Bruchteil der oben genannten Investitionen zu einer Perle am Kronberger Entrée entwickelt werden müssen, stattdessen ist es ein weiterer Schandfleck geworden. Die Stadt hat als Eigentümerin die volle Verantwortung, anders als an den Schillergärten, die in privater Hand liegen.“

Laut Perspektiven verschwinden durch das Bauvorhaben der „komplette grüne Aspekt samt Burgblick“, ein Großteil der Fläche werde versiegelt und damit der Regionalparkkorridor unterbrochen. „Auch das gehört zum Gesamtbild, über das Sie sich im Klaren sein müssen, bevor weitere Beschlüsse gefasst werden.“ Mit der neuen „Wohnblockplanung am Grünen Weg mit drei Gebäuden für 88 Personen auf bisher unversiegelter Fläche“ gehe dieser Trend weiter.

Die Bürgerinitiative schließt ihren Brief mit einer Reihe von Forderungen, die darin münden, die am heutigen Donnerstag geplante Stadtverordnetenentscheidung bezüglich Schillergärten sei unbegründet, unnötig und greife einer satzungsmäßigen Entscheidung vor. Das Bahnhofsgebäude müsse schnellstmöglich einer gemischten, wirtschaftlich sinnvollen Entwicklung zugeführt werden. Es soll dem Charakter Kronbergs angemessen aufgelockert und durchgrünt gebaut werden und die grüne Achse vom Victoriapark zum Bahnübergang (und dann weiter Richtung Frankfurt) erhalten bleiben (Luftschneise; Regionalparkkorridor).

Außerdem müsse zukünftiges P&R so geplant werden, dass der zukünftige Gesamtbedarf abgedeckt wird; das sei bei der aktuellen Planung nicht der Fall, „weil offene Flächen zugunsten von Bebauung runtergefahren werden, und hierzu die Bedarfsschätzung unseres Erachtens unrealistisch tief angesetzt wurde.“

Last not least müssten die finanziellen Verpflichtungen, Folgen und Risiken für die Stadt detailliert und vollständig transparent gemacht werden. (pu)



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