Pretty Ladies wollten keine lange Reden, sondern Männerbeine sehen

Kronberg (mw) – Überall auf Kronbergs Straßen leuchtete die Farbe Pink auf – die Ladies, unter ihnen auch viele Frauengruppen, hatten sich am Freitagabend auf den Weg zur Ladies Night des Kappen Klub Kronberg in der Stadthalle gemacht und das Motto „Pretty in pink“ entsprechend umgesetzt: Als Prinzessinnen genauso wie als süße rosa Törtchen, sexy Girls, Feen und Dancing Queens. Den Vogel in dieser Partynacht für die Frauen zum Auftakt des Karnevalreigens in Kronberg schossen eine Gruppe Kronberger Damen ab, die als pinke Luffa Schwämmchen (aus Tüll) viel Bein zeigten und ihren ersten Preis bei der Kostümprämierung (einen Wackelpudding-Penis) in Badelatschenauf der Bühne abholten.

Was wäre die Ladies Night ohne die Männer? – Nur in Form von Männerballetts auf der Bühne, versteht sich: Fünf Männertanzgruppen sorgten dafür, dass die Damen so richtig auf ihre Kosten kamen. Die Daalbachnixen des Kappen Klub Kronberg machten mit ihrem Potpourri von Dick und Doof, Biene Maja mit Willi, Grashüpfer Flip bis zu Asterix und Oberlix und dem rosaroten Panther sowie der Blechbüchsenarmee aus der Augsburger Puppenkiste, herrlich in Szene gesetzt, den Anfang und die neue Männerperformance-Gruppe des Kappen Klub, „die Kronberger Schoppedancer“ bewiesen mit ihrer Premiere „Auf dem Bau“, dass es auch ohne viele Kostümwechsel geht, aber ordentlichen Trainings bedarf, um den Damen mit einer flotten Tanznummer zu imponieren. Da hatten es die Dalles Dreamboys aus Oberhöchstadt zum erstem Mal schwer, mitzuhalten, – das galt zumindest für die Ladies in der ausverkauften Stadthalle. Ihr Motto waren die 90er-Jahre, die sie zwischen den Tanzeinlagen moderierend Revue passieren lassen wollten. Sie hatten jedoch noch keine drei Sätze gesprochen, da wurden folgende unmissverständliche Rufe laut: „Ausziehn‘, ausziehn“. Zu viel Text von Männern war in dieser Nacht eindeutig unerwünscht, doch ihr Medley, vor allem als Bobby Car fahrende Männer, als Boygroup- und Michael Jackson-Verschnitt kam an, aber erst, nachdem das Moderatorenduo der Dalles Dreamboys sich spontan entschloss, wenigstens Sakko und Hose abzulegen ...

Carena Seidenthal, Henni Held und Corinna Habig-Bauer, die als Pretty in Pink-Moderatorentrio – gemeinsam kommen sie auf mehr als 100 Jahre Bühnenerfahrung – die Jungs aus nächster Nähe beobachten konnten, fanden sie alle „ausgesprochen knuffig“, und hatten für das weibliche Publikum viele nicht jugendfreie Witze mit im Gepäck. Mit ihrer Idee, den professionellen Schlagersänger Patrick Himmel in die Stadthalle zu holen, lagen sie an diesem Abend genau richtig. Seine Schlager, gepaart mit viel Sexappeal und einem hunderprozentig definierten Oberkörper, den er über die Tische tanzend, für die Damen zu Schau stellte, gab es kein Halten mehr. Von der ersten Minute seines Auftritts von „Aber bitte mit Sahne“ bis zu „Ich war noch niemals in New York...“ von Udo Jürgens wurde begeistert mitgesungen und geschrien‘. Während noch vor der Halbzeit Waldtraut Schardt vom KKK dem Publikum schnell klar macht, dass „Sex“ das Leben verkompliziert – sie hatte ihrem Hund diesen Namen gegeben und von da an keine ruhige Minute mehr – scheint dem „Pfarrer“ Hans Georg Kaufmann (Mitglied beim KVO und dem KKK) dieses Thema weitaus mehr zu liegen, als man ihm als katholischer Pfaffe zugetraut hätte. Seine Predigt hatte es in sich, da blieb kein Auge trocken und manchmal auch der Mund ob soviel Obszönitäten und Hiebe auf das Zölibat offen stehen. „Was nackig ist und fast obszön“, spricht er zu seiner „Herde“, seinen „frisch geschorenen Sommerschafen“, sei nun einmal „schön anzusehn.“ Dass „begreif ich alter Depp inzwischen, ich hab‘ den falschen Job ergriffen. Wenn ich Euch so anschau‘, tu ich nicht allein hier stehen ...“ Der „Pfarrer“ bricht das Beichtgeheimnis und erzählt, was er von den schlüpfrig schlimmen Beichten alles gelernt hat, und macht sich Gedanken, warum der Kirche der männliche Nachwuchs fehlt: „Ich kann es nicht verstehen, warum die uns abhanden kommen, wo wir doch in die jungen Knaben, so viel rein gesteckt schon haben!“ „HG“ Kaufmann, war das jetzt der Heilige Geist oder eher doch ein höllenhaftes Geschoss, das hier gerade aufgetreten ist“, fragte sich Henni Held nach dieser rabenschwarzen Büttenrede.

Die Lacher auf ihrer Seite hatten auch Martina Hölzle-Endres von den Rasselböck, die als Stewardess der Fluglinie „Euro Flutscht“ nach 20 verlorenen Jobs ihre Berufung gefunden hat: „Die auf dem Arbeitsamt haben gesagt, ich bin zum Fliegen geboren.“ Sogar das Problem mit dem Bürgermeister aus Kronberg, der „blond und schön“ in der ersten Klasse sitzt und auf seinem Sitzplatz besteht, obwohl er nur ein Ticket für die zweite Klasse hat, hat sie schnell im Griff. „Wie haste denn das hingekriegt“, wollen ihre Kolleginnen wissen, nachdem er sich nach kurzem Gespräch tatsächlich umsetzt. „Ich spreche eben blond“, entgegnet sie. „Ich habe ihm gesagt, die ersten drei Reihen fliegen woanders hin.“

Das Duo Gnadenlos der Plaschis (Nicole Hülsmann und Ela van der Heijden) aus Königstein kamen als Pippi und ihr Affe auf die Bühne. Sie bilden seit Jahren ein herrlich eingespieltes Freundinnenteam, das sich frivol, garstig frech bis liebevoll auch selbst auf die Schippe zu nehmen versteht und keine Frauen- und Beziehungsthemen ausspart. Am Ende sind sie beinahe rührend, mit ihrem Pippi-Song, als sie gemeinsam entscheiden und singen: „Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt“ und noch einmal Fahrt aufnahmen mit ihren eigenen formulierten Wünschen. Bei Antje van de Bütts (Marc C. Theis vom KKK als Paartherapeutin) flotten Sprüchen lernten die Damen noch schnell das Männer-Ein-Mal-Eins: „Wir Frauen heiraten nicht mehr so schnell, weil wir für so ein kleines Stück Wurst kein ganzes Schwein nehmen wollen.“ Ihr Leben als Single beschreibt sie aus durchaus vorteilhaft. „Eigentlich ist mein Tagesablauf wie Ihrer, ich stehe morgens auf, mache mich kurz frisch und geh‘ nach Hause.“ Für den Fall, dass die Frauen doch noch auf der Suche nach dem anderen Geschlecht seien, gibt sie folgenden Leitspruch mit auf den Weg: „Männer muss man nehmen wie sie sind, aber man darf sie eben nicht so lassen!“ Damit erntete sie laute Beifallsbekundungen aus der vollen Halle. Noch lauter wurde es im Saal nur, als die Weißkirchener Bachstelzen als Wikinger die Bühne eroberten und die Frauenherzen mit ihren ausgeprägten Stärke und Kraft demonstrierenden Männerposen als auch mit einer ausgefeilten und anspruchsvollen Choregrafie – bei „Hey hey Wickie“ wurden sie selbst zum Wikinger-Boot und zu sich kraftvoll durch die Wellen schlagenden Rudern – höher schlagen ließen. Ebenfalls vom Publikum – und später in der Sektbar – gefeiert wurden die Germania Dreamboys aus Flörsheim, die sich mit Schirm, Charme und Melone zu „Dancing in the rain“ in die Herzen ihrer Zuschauerinnen tanzten.

Natürlich dürfen auch die tanzenden Damen des Kappenklubs nicht fehlen: Die Cronengarde und der Solistenblock des KKK überzeugen mit sportlich-schwungvollen Einlagen und die „Gikkelnden Hinkel“ schickten in einem bunten Medley, das unter anderem nach Ägypten entführte „Cäsar auf Brautschau“ und bewiesen ihr schauspielerisches Talent in ihrem Lachtränen erzeugenden Schweinesketch.

Bevor nach dem Finale zum Mitsingen in der Sektbar munter bis in die Morgenstunden weiter gefeiert und getanzt wurde, wurde allen Mitwirkenden gedankt, insbesondere für das sexy Bühnenbild (Sandra Kurz), die Saal- und Tischdekoration (Marina Kunkel, Christina Jeß, Bettina Hirsch), der Technik und Musiker Rolf Best. Nicht vergessen wurde auch der nächste Termin zum Vormerken: denn nach der Ladies Night ist vor der Ladies Night 2017: Am Freitag, den 10. Februar ist es wieder soweit, dann wollen die Ladies den Saal rocken, denn das Motto lautet: „Rockabilly“.



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