Saal im Dalleshaus trägt den Namen Prof. Dr. rer. pol. Herbert Alsheimers

Gemeinsam mit Alsheimers Witwe Elfriede enthüllte Bürgermeister Klaus Temmen das angebrachte Namensschild mit Daten des Ehrenbürgers. Dr. Constantin Alsheimer (rechts) und sein Sohn Leopold verfolgen diese Szene mit Stolz und Freude Foto: S. Puck

Oberhöchstadt (pu) – Infolge eines am 16. April erfolgten Magistratbeschlusses fand jüngst eine Feierstunde im Dalleshaus statt, in deren Verlauf der Saal im ersten Obergeschoss in Anwesenheit von Familie und Mitstreitern des Ehrenbürgers Prof. Dr. rer. pol. Herbert Alsheimer sowie Mandatsträgern und Bürgern offiziell in „Herbert Alsheimer Saal“ unbekannt wurde. Mit dieser Namensgebung soll dauerhaft an das vielfältige Wirken des am 11. März 2013 im Alter von 82 Jahren verstorbenen engagierten Bürgers erinnert werden.

Biografie

In seinem Grußwort richtete Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) die Gedanken auf einige zentrale Daten und Ereignisse des leidenschaftlich für seinen Wohnort eintretenden Oberhöchstädters, der allerdings am 4. Februar 1931 zunächst in Frankfurt am Main geboren wurde, aufwuchs, an der Universität Wirtschaftswissenschaften studierte und zum Doktor rer. pol. promovierte. Im Alter von 26 Jahren, 1957, führte ihn sein Weg der Liebe wegen nach Oberhöchstadt, wo er zehn Jahre den Vorsitz des Pfarrausschusses der katholischen Kirchengemeinde St. Vitus übernahm. Seine berufliche Karriere spielte sich jedoch weiterhin in der Mainmetropole ab. 1966 wurde er vom Kultusministerium zum Direktor der Höheren Staatlichen Wirtschaftsfachschule ernannt, im Jahre 1970 wurde er Gründungsdekan des Fachbereichs Wirtschaft der Fachhochschule Frankfurt am Main und er war zudem Professor für betriebswirtschaftliche Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung.

Publikationen

Zu seinen zahlreichen Fachpublikationen gehören auch zwei Beiträge, die besonderen Bezug zu unserer Region haben: 2006 veröffentlichte Prof. Dr. Herbert Alsheimer das Buch „Der Börsenplatz Frankfurt am Main – ein Ort deutscher Nachkriegsgeschichte“. 1998 erschien zum 50. Jahrestag der Einführung der D-Mark die Broschüre „Währungen brauchen Stabilität“, die im Jahre 2007 in zweiter erweiterter Auflage erschien.

Der Christdemokrat hatte zwar kein politisches Mandat in Kronberg selbst inne, vielmehr engagierte er sich als Mitglied des Kreistages des Hochtaunuskreises von 1972 bis 1997. Von 1977 bis 1981 saß er dem Schulausschuss vor. In dieser Zeit engagierte er sich vor allem auch für den Neubau der Viktoriaschule im Stadtteil Schönberg. Von 1985 bis 1991 und von 1992 bis 1993 amtierte der Finanzexperte jeweils als Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses. Als der Korruptionsskandal bekannt wurde, in den seinerzeit führende CDU-Kreispolitiker verwickelt waren, gehörte Alsheimer zu den wenigen Christdemokraten, die allen Anfeindungen auch aus eigenen Reihen zum Trotz von Anfang an gemahnt und gewarnt hatten.

Sein heimatkundliches Interesse führte zur Mitarbeit an der 1982 erschienenen Veröffentlichung zur Geschichte Oberhöchstadts und zur Herausgeberschaft der Festschrift für die Kirche St. Vitus 1998. Nach Veröffentlichungen zur wirtschaftspolitischen Entwicklung der Bundesrepublik, erschienen 2003 mit dem Buch „Der Vatikan in Kronberg“ seine Forschungsergebnisse zur Geschichte der Apostolischen Mission im Nachkriegsdeutschland. Insbesondere für dieses Werk wurde ihm 2006 der Saalburgpreis des Hochtaunuskreises verliehen.

Schon zwei Jahre zuvor war er für seine Verdienste um das Fachhochschulwesen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Die Stadt Kronberg im Taunus honorierte das vielfältige Schaffen Prof. Dr. Herbert Alsheimers am 2. November 2008 mit der Ehrenbürgerwürde für seine heimatkundlichen, kommunal- und hochschulpolitischen Arbeiten, vor allem aber wegen seines hohen persönlichen Einsatzes und seiner persönlichen Integrität.

Bürgermeister Klaus Temmen beschrieb den unvergessenen Ehrenbürger als „hochangesehenen Wissenschaftler, tiefgläubigen Menschen, moralische Instanz und Oberhöchstädter aus Leidenschaft“. Dies habe sich unter anderem in seinem Engagement zur Publikation der Festschrift 1225 Jahre Oberhöchstadt und in seinem Einsatz für die Ortskerngestaltung Oberhöchstadt gezeigt. „Es war deshalb ein besonders ergreifender Moment, dass Prof. Dr. Herbert Alsheimer im Herbst 2012 die Einweihung des neuen Dalleshauses noch miterleben durfte, deshalb ist es mir heute eine besondere Freude, dass dieser Saal nun seinen Namen tragen wird“, unterstrich der Rathauschef zum Abschluss.

Der Dalles den Bürgern

Alsheimers Witwe Elfriede dankte allen Beteiligten für die erwiesene offizielle Wertschätzung, durch die die Erinnerung an ihren verstorbenen Mann hochgehalten werden könne. „Ich bin gerührt, dass ich diesen Tag noch erleben darf!“ Ihr Sohn Constantin strich heraus, dieses feierliche Ereignis sei der geeignete Moment, nochmals an die Mitglieder der 2004 gegründeten „Bürgerinitiative für ein funktionsfähiges Oberhöchstadt“ zurückzudenken, die „dafür eingetreten sind, dass wir uns heute hier überhaupt in einem öffentlich nutzbaren Saal versammeln können“.

Der Bau des Dalleshauses und dessen Verbleib im Eigentum der Stadt seien alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Das harte Ringen um Konzepte, angefangen mit dem Vorschlag eines Verkaufs des Grundstücks bis hin zur Etablierung einer Grünfläche mit Spielplatz an diesem zentralen Ort, sei ihm nach wie vor in Erinnerung. Sein ausdrücklicher Dank galt daher allen, die sich für das Dalleshaus einsetzten „und dem Thema Gewicht verliehen“.

Abschließend verlas Dr. Constantin Alsheimer eine Passage aus der legendären Festansprache seines Vaters zur 1225-Jahr-Feier Oberhöchstadts, in der dieser mit allem Nachdruck den Dalles als besondere Identifikationsstätte der Oberhöchstädter hervorhob, als Ortsmittelpunkt und Erinnerungsstätte für Generationen, die dort zur Schule gingen und sich zum Einkauf und Festivitäten treffen. Es könne daher nur eine einzige Entscheidung für die Zukunft geben: „Der Dalles den Bürgern!“ Sowohl während der Feierstunde als in den Wochen danach ist im Übrigen die Ehrenbürgerausstellung im Dallessaal zu sehen. Die 25 bisherigen Ehrenbürger sind: Dr. med. von Bertrand, Johann Adam Hermann Osterrieth, Jacques Reiss, die Brüder Moritz, Philipp, Wilhelm Bernhard und Leopold Bonn, Anton Burger, Adolf Schreyer, Carl Kannengießer, Dr. Karl Wilhelm von Meister, Georg Jamin, Friedrich Wilhelm Schulte, Walther vom Rath, Louis Leisler Kiep, Anton Henrich, Julius Hembus, Helmut Bode, Carl Neubronner, Christa Jaenich, Hanna Feldmann, Rudolf Möller, Wolfgang Ronner und Prof. Dr. rer. pol. Herbert Alsheimer.

Am Rande der Feierstunde wurden nochmals Stimmen laut, die darauf verwiesen, das Dalleshaus sei nach wie vor besonders für Ortsunkundige nicht ad hoc zu finden und eine bessere Beschilderung fordern. Vor drei Jahren war ein solcher Vorschlag auch schon einmal aus den Reihen des Ortsverbands von Bündnis90/Die Grünen gekommen.



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