Gehören Sie auch schon zu seiner weltweit stetig wachsenden Fangemeinde oder sind Sie eine der ewig Gestrigen, die sich von diesem Wundermaschinchen partout nicht um die Freude am Kochen bringen lassen will?
Kneten Sie Ihren Teig noch per Hand, pürieren Sie das Obst für Ihre Marmelade, schlagen Sie Ihre Zabaione mit dem guten alten Schneebesen? Erwähnt man solche völlig alltäglichen Tätigkeiten, dann schlagen die Missionare des Thermomix TM5, Jahrgang 2014, dramatisch die Hände über dem Kopf zusammen, als ob man, eingehüllt in ein Bärenfell, sein Mittagessen noch in einer Höhle über einem offenen Feuer zubereiten würde.
Beim Thermomix scheiden sich die Geister, beste Freundinnen werden zu Feinden-, der Thermomix eine Weltanschauung?
Er nimmt dem Menschen alles ab (was eigentlich Spaß macht): das Abschmecken, Ausprobieren, Entdecken. Denn der Thermomix gibt genau an, was wann und wie viel in den Topf kommt – aufs Gramm genau! Und wenn alles fertig ist tutet er netterweise.
Die „Thermifee“ findet das „niedlich“. Sie ist eine große Nummer in der Youtube Thermomix-Fangemeinde. Die lehrreichen Videos aus ihrer adretten Einbauküche haben schon an die 200.000 Klicks! Loriot würde „Thermomaus“ und „Thermosternchen“ – ebenfalls auf Youtube unterwegs jedenfalls vom Fleck weg engagieren.
Die Firma Vorwerk, einst berühmt geworden durch ihren Staubsauger „Kobold“, kommt mit der Produktion des Thermomix kaum nach, seit das Modell TM 5 seinen Vorgänger, den bedauernswerten TM31 eiskalt abgelöst hat. Ein Grund mehr für die Billiganbieter Aldi und Lidl einen Klon auf den Markt zu bringen, der statt 1.100 lediglich 199 Euro kostet und dem Original „nachempfunden“ ist, was auch immer das heißen mag …
Angesichts dieses Schnäppchens, brannten offenbar bei einigen Kunden die Sicherungen durch und es kam in einer Filliale zu einem derartigen Handgemenge, dass sogar die Polizei anrücken musste.
Sicher hat der Wundertopf seine Vorzüge, wenn es schnell gehen muss. Aber muss es das?
Ja, schreien die genervten Mamis, die sich Dank des TM 5 nie mehr den Endlosschleife-Satz ihrer nörgelnden Brut anhören müssen: „Wann gibt’s endlich Essen?“
Erfreulicherweise muss man den Kindern auch nicht mehr beibringen wie man kocht. Ein Thermomix zum Schulabschluss und alles ist geritzt. Über eine Million Käufer im vergangenen Jahr können einfach nicht irren. Und dazu wird ihnen der Kauf auch noch künstlich schwer gemacht – denn den Heizmixer gibt‘s weder im Internet noch im Laden, man muss schon zu einer dieser stereotypen Thermomix-Partys geladen werden, um seiner habhaft zu werden.
Der Thermomix, eine Innovation, wie einst die Waschmaschine?
Befreit er die Frauen von einem weiteren Joch oder verschwindet mit ihm wieder ein kleines Stück Menschsein, das eben auch mal die Suppe versalzt?