Totilas muss wegen Verletzung Sportkarriere beenden

Matthias Rath verwöhnt Totilas mit einem Apfel und Streicheleinheiten. Eine Szene aus dem Mai 2011, dem Tag, als das Wunderpferd unter großem Medienrummel auf dem Gestüt Schafhof ankam. Foto:

Kronberg (pu) – Seit Tagen kursierten entsprechende Vermutungen, nun ist es Gewissheit: Familie Linsenhoff-Rath hat in Abstimmung mit Mitpferdebesitzer Paul Schockemöhle entschieden, den als „Wunderpferd“ gepriesenen Rapphengst Totilas wegen einer Verletzung aus dem aktiven Dressursport zu verabschieden. In einer Pressemitteilung heißt es: „Wie bereits aus vielerlei Quellen bekannt, hat man bei der Untersuchung am vergangenen Wochenende herausgefunden, dass Totilas ein Knochenödem hat. Aufgrund dieser erneuten Verletzung haben wir gemeinsam eine Entscheidung gegen den aktiven Sport getroffen. Totilas wird in Zukunft nicht mehr in den Turniersport zurückkehren!“

Eine Entwicklung, die sich abzeichnete, aber endgültig alle Hoffnungen und Träume begräbt. Der Welt- und Europameister im Dressur-Einzel, Niederländischer Meister, Weltcupsieger sowie Weltmeister und Europameister in der Mannschaft, der all diese Erfolge noch unter dem niederländischen Reiter Edward Gal errang, kann mit dem Kronberger Dressur-Sportler Matthias Alexander Rath nicht mehr an seine Erfolgsgeschichte anknüpfen.

Und dabei hatte es nach einer von Verletzungen, zwischenzeitlicher Krankheit des Reiters, Pech und Pannen geprägten Phase in jüngster Zeit nach einem vielversprechenden Comeback ausgesehen. Gerade einmal vier Wochen ist es her, dass Totilas in Hagen mit dem Triumph im Grand Prix Special und starken 80,04 Prozent und dem zwei Tage zuvor geschafften Sieg im Grand Prix der Vier-Sterne-Prüfung in überzeugender Manier doch noch das Ticket für die Europameisterschaften in Aachen löste.

Mannschafts-Bronze zum Abschied

Die Equipe mit Kristina Bröring-Sprehe (Dinklage) mit Desperados, Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) mit Unee, Isabell Werth (Rheinberg) mit Don Johnson und Mathias Alexander Rath (Kronberg) auf Totilas galt letzte Woche auf heimischem Boden und als Titelverteidiger als Gold-Favorit und lag nach den ersten beiden Reitern auch knapp in Front. Als dritter deutscher Starter waren Totilas und Rath im Viereck an der Reihe.

Obwohl der Kronberger direkt im Anschluss an die Dressurprüfung eigentlich zufrieden war, quittierte die Jury seinen Vortrag mit enttäuschenden 75,971 Punkten. In der ersten Reaktion trafen die großen Noten-Unterschiede bei den sieben Punktrichtern insbesondere im deutschen Lager auf großes Unverständnis.

Bei der späteren Analyse zunächst die Erkenntnis, eine Ungleichheit des linken Hinterbeins beim Trab sei für die enttäuschende Bewertung verantwortlich. Bei der nachfolgenden Ursachenforschung kristallisierte sich schließlich das Vorliegen einer von außen offenbar nicht sichtbaren Verletzung heraus, die im späteren Verlauf als Knochenödem diagnostiziert wurde. Nur einmal, im Anfangsjahr, waren Totilas und Rath zuvor bei einem Championat für Deutschland am Start gewesen. 2011 holte man bei den Europameisterschaften in Rotterdam Mannschaftssilber.

Ankunft unter großem Medienrummel

Das Dressur-Jahrhundertpferd war Anfang Oktober 2010 von Paul Schockemöhle aus den Niederlanden gekauft und dadurch für die deutsche Zucht und auch für den deutschen Dressursport gesichert worden.

Wenige Wochen später folgte die Vereinbarung über eine Besitzer-Gemeinschaft zwischen Schockemöhle und Ann Kathrin Linsenhoff, der Stiefmutter von Matthias Rath. Obwohl nie offizielle Angaben über die Höhe der Kaufsumme gemacht wurden, hielten sich stets hartnäckig die Spekulationen einer Summe zwischen acht und zehn Millionen Euro. Die Ankunft des seidig glänzenden Rappens im Mai 2011 auf dem Gestüt Linsenhoff wurde von großem Medientross begleitet.



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