Trauer um den Tierarzt Dr. Grenz

Kronberg (mw) – Die Trauer um den Tierarzt Dr. Gerhard Grenz, der im Alter von 86 Jahren verstorben ist, ist groß. Er war in Kronberg mit seiner Tierarztpraxis eine echte Institution. Denn Dr. Grenz, der im Jahr 1962 als 30-Jähriger aus Bad König im Odenwald in den Taunus kam und in Gießen Tiermedizin studiert hatte, fand in Kronberg ein neues Aufgabenfeld. Er eröffnete in Kronberg seine Praxis nicht nur für Kleintiere, sondern auch für Großtiere, und später auch noch eine Pferdeklinik im Hintertaunus. Im gesamten Taunusgebiet war er bei den Tieren vor Ort, wenn sie Hilfe brauchten, so ging er auch viele Jahre auf dem Schafhof ein und aus, betreute er doch dort die Dressurpferde der Olympia-Mannschaft und gemeinsam mit seiner Frau Dr. Heidi Grenz, ebenfalls Tierärztin, die Tiere des Opel-Zoos. Mit Gregor von Opel verband ihn eine tiefe Freundschaft, die sich über den Tod des Zoogründers hinaus in seinem Engagement für den Opel-Zoo ausdrückte. Neben seiner tierärztlichen Arbeit gestaltete er auch Tieranlagen mit wie beispielsweise das Makakengehege, wie in einem Porträt des „Meso-Magazins“ des Vereins „Freigehege für Tierforschung“ zu seinem 70. Geburtstag zu lesen war. Der Geschichten um die Behandlung der Wildtiere gibt es viele, nur dass Dr. Grenz sie nun selbst nicht mehr erzählen kann.

Am Anfang seines Wirkens gab es noch keine Lehrbücher über die Behandlung von Zootieren, weder genaue Kenntnisse darüber, welche Medikamente bei welchem Tier wirken, noch in welcher Dosierung sie verabreicht werden müssen. Die Tierärzte mussten vieles ausprobieren und ihre eigenen Erfahrungen sammeln, sodass es nicht verwundert, dass es mitunter auch zu abenteuerlichen Lösungswegen kam. Beispielsweise vom Flusspferdbullen Schorschi wurde dabei erzählt, dem eine Injektion in den Halsbereich verabreicht werden sollte. Der erfahrene Reiter Dr. Grenz sah die einzige Möglichkeit darin, dem Tier auf den Rücken zu steigen, um ihm von da aus die Spritze zu setzen. Womit der Tierarzt jedoch nicht gerechnet hatte, dass Schorschi fluchtartig sein Wasserbecken aufsuchen sollte, um dort mit dem Tierarzt auf dem Rücken abzutauchen...

So schnell brachte Dr. Grenz kein Tier aus der Ruhe, wohl aber doch ein Elefant wie jener, dem er eine Narkosespritze setzen wollte, der jedoch verschreckt aufsprang und dem Arzt hinterherjagte. Oder die Geschichte des Elefantenbullen Vauka, bei dem er eine Zahnbehandlung durchführte: Vauka sollte den schmerzhaften Eingriff niemals vergessen, sodass Dr. Grenz sich nie wieder in seine Nähe wagen konnte – selbst in einer großen Menschmenge erkannte er seinen vermeintlichen Peiniger und warf mit allen erreichbaren Gegenständen wie Steinen und Ästen nach ihm.

Auch in den letzten Jahren wurde es eigentlich nicht viel ruhiger um den Tierarzt, als Vorstandsmitglied in der Stiftung des Opel-Zoos gab es für ihn genügend Aufgaben. Im Zoo war er oftmals anzutreffen. „Ich glaube, mein Mann war der Einzige, der die Jahresberichte des Opel-Zoos so richtig durchgearbeitet hat“, sagt sie. Leider wurden seine Schmerzen aufgrund von Arthrose im vergangenen Jahr immer stärker. „Wir konnten unsere Rundtour durch den Zoo nicht mehr gemeinsam unternehmen. So habe ich den Spaziergang alleine gemacht und ihm Fotos davon mit nach Hause gebracht“, erzählt sie, dankbar für die vielen gemeinsamen Ehejahre, im Privaten wie bei der Arbeit. Sein vorrangigstes Interesse, den Tieren zu jeder Tages- und Nachtzeit zu helfen – zur Tierarztpraxis Grenz konnte man auch sonntags kommen, das war bekannt – erzählt seine Frau Heidi, war bis zu seinem letzten Tag ungebrochen. „Wenn er von einem Tier hörte, das Hilfe brauchte, dann er ließ sich die Röntgenaufnahmen vorbeibringen und half mit seiner Erfahrung, da waren seine Schmerzen wie weggeblasen.“ Was bleibt und Heidi Grenz jetzt tröstet, sagt sie, sind die vielen schönen gemeinsamen Erinnerungen an erfüllte Jahre.

Trauer um Dr. med. vet. Gerhard Grenz

Foto: Archiv



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