Ungeahnte Klangsphären während der Cello-Meisterkurse und Konzerte

Gary Hoffmann Foto: Gerhard Proust

Kronberg (kb) – Cello ohne Grenzen: Das Motto der diesjährigen Cello Meisterkurse & Konzerte, die vom 25. September bis 2. Oktober in Kronberg stattfinden, hat es in sich. Neben den öffentlichen Meisterkursen, zu denen über 150 Cellostudenten aus aller Welt erwartet und die mit einem Abschlusskonzert ausgewählter Meisterschüler beendet werden, Workshops rund ums Cello, einer Geigenbauausstellung und vielem mehr, sind es die Konzerte, die diese Woche zu einem besonderen Erlebnis machen. Denn wo greifen die Lehrer selbst zum Cello und treten abends als Künstler auf?

Die Professoren Frans Helmerson, Gary Hoffman, Ivan Monighetti und Wolfgang Emanuel Schmidt haben für ihre abendlichen Rezitale Werke ausgesucht, die die Möglichkeiten des Cellos in seinem vollen Umfang auskosten. Dass die Romantik dann nicht zu kurz kommt, liegt auf der Hand. Kronberg ist aber auch dafür bekannt, dass Künstler hier Komponisten wiederentdecken, ihre Werke neu beleben und in ihren Konzertprogrammen Akzente setzen.

So werden Ivan Monighetti und der Pianist Claudio Martínez Mehner am 30. September um 19 Uhr in der Stadthalle Kronberg neben Franz Schuberts Sonate a-Moll D 821

„Arpeggione“ die Sonate Nr. 1 a-Moll op. 42 von Carl Heinrich Reinecke setzen. Dieser galt als einer der vielseitigsten und einflussreichsten Musikerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Sein Werk aber, voller harmonischer und melodischer Überraschungen, steht heute im Schatten seiner Zeitgenossen.

Um 20.30 Uhr zeigt dann Frans Helmerson zusammen mit der Pianistin Plamena Mangova die spielerische Vielfalt des Cellos. Umgarnt von Gabriel Faurés Élégie op. 24 und Frédéric Chopins einziger und später Cellosonate g-Moll op. 65 widmen sich die Musiker mit zwei Kompositionen von Anton Webern einer musikalischen Besonderheit: Der 15-jährige Celloschüler Webern komponierte „Zwei Stücke für Violoncello und Klavier“ als lyrische Charakterstücke in spätromantischer Salontradition. 1914 griff er die Idee in seinen „Drei kleinen Stücken“ wieder auf, diesmal aber versteckt hinter atonaler Organisation. Flageolett und Pizzicato, Spiel am Steg und über dem Griffbrett führen in ungeahnte Klangsphären. Wolfgang Emanuel Schmidt und die Pianistin Keiko Tamura unterbrechen dagegen ihre musikalische Reise zwischen Romantik und Impressionismus am 1. Oktober um 20 Uhr in der Stadthalle Kronberg mit einem Abstecher in die Moderne. Zwischen die Fantasiestücke op. 73 von Robert Schumann, Josef Suks Liebeslied op. 7 und Claude Debussys Sonate d-Moll schieben sie die Sonate Nr. 1 von Alfred Schnittke. Ein gekonnter Schachzug, zeigt Wolfgang Emanuel Schmidt doch auf diese Weise den Cellostudenten, die wie immer in den ersten Reihen sitzen werden, dass sich die Moderne erst mit dem Blick auf das Vergangene definieren lässt. Alfred Schnittkes Kompositionsprinzip, musikalische Stile vergangener Jahrhunderte mit zeitgenössischen Techniken und experimentellen Ideen zu verschmelzen, ist dafür ein wunderbares Beispiel und ein aufregendes Hörerlebnis. Diesen Konzertreigen der Meister beginnt Gary Hoffman zusammen mit dem Pianisten David Selig am 29. September um 20 Uhr in der Johanniskirche Kronberg und einem Sonatenprogramm von Benjamin Godard, Ludwig van Beethoven und Frank Bridge. Einen Tag vorher kann sich der US-amerikanische Cellist davon überzeugen, wie sich eine seiner vielen Meisterkursschülerinnen, die er seit Jahren bei den Kronberger Cello Meisterkursen unterrichtet, zu einer der besten Cellistinnen der jüngeren Generation entwickelt hat. Marie-Elisabeth Hecker tritt am 28. September um 20 Uhr in der Johanniskirche Kronberg mit Werken von Johann Sebastian Bach, Igor Stravinsky und Johannes Brahms auf. Am Piano wird Martin Helmchen zu erleben sein, der als Associate Professor für Kammermusik an der Kronberg Academy unterrichtet. Alle Konzerte, öffentlichen Meisterkurse und Begleitveranstaltungen sind auf der Homepage der Kronberg Academy unter www.kronbergacademy.de einsehbar. Konzertkarten zu 16 bis 36 Euro sind montags bis freitags von 10 bis 15 Uhr telefonisch unter 06173 - 78 33 77 oder im Kartenbüro der Kronberg Academy, Friedrich-Ebert-Straße 6 (Recepturhof) erhältlich. Karten können auch per Fax an 06173 - 78 33 99, per E-Mail an karten[at]kronbergacademy[dot]de oder online unter www.kronbergacademy.de bestellt werden.

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