Vorerst kein Verkauf des Geschäftshauses Berliner Platz 7-9

Bis zum Jahr 2020 hat Familie Jeß, die das Posthaus-Hotel führt, jetzt Planungssicherheit, solange läuft ihr neuer Pachtvertrag. Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – Seit langem hält sich in der Burgstadt hartnäckig das Gerücht des drohenden Endes der seit 1998 von Familie Jeß geführten Posthaus Hotel Residenz Kronberg. Ende letzten, Anfang diesen Jahres erhielt diese Flüsterpropaganda neue Nahrung durch den Aushang eines Verkaufsangebotes des Geschäftshauses Berliner Platz 7-9 bei einem örtlichen Immobilienmaklerbüro sowie im Internet. Für den direkt an die Stadthalle anschließenden markanten Bau samt Boarding-House, Hotel, Restaurant, Ladenpassage mit fünf Geschäften wurde demzufolge für den Kaufpreis von 4,15 Millionen Euro ein neuer Besitzer gesucht. Damit schienen vor dem Hintergrund des in vielen Kommunen und so auch in Kronberg zu beobachtenden Umbruchs die von Pessimisten gezeichneten Horrorszenarien untermauert, wonach nun auch am Berliner Platz endgültig ein weiteres Ladensterben drohe.

Wenige Wochen danach war die Verkaufsanzeige wieder aus dem Schaukasten verschwunden und aus der Gerüchteküche zu vernehmen, ein Verkauf sei nicht zustande gekommen. Dazu sagt der Eigentümer der Liegenschaft, Dr. Jörg Leichthammer, Geschäftsführer der Posthaus Kronberg GbR: „

„Aus privaten Gründen hatte ich einen Verkauf mal angedacht und daher den Markt angetestet, doch das Ganze ist nicht vordringlich, obwohl man natürlich niemals nie sagen sollte.“ Wohlwissend um die in Kronberg stets brodelnde Gerüchteküche macht er deutlich, inzwischen sei trotz einiger, jedoch keiner nachhaltigen, Interessenten längst wieder Ruhe in die Angelegenheit eingekehrt, vor allem inzwischen ein neuer Pachtvertrag mit Claudius Jeß mit Laufzeit bis 31. Dezember 2020 unter Dach und Fach. Im Zuge der sich mehrere Monate hinziehenden Vertragsgespräche seien neben den finanziellen Rahmenbedingungen insbesondere notwendig gewordene Renovierungsmaßnahmen unter anderem für Dach, Fenster, den Empfangsbereich und das Treppenhaus beschlossen und größtenteils durch örtliche Handwerker schon umgesetzt worden.

Das kann Familie Jeß nur bestätigen, die sich erleichtert zeigt über die nunmehr gegebene Planungssicherheit für die nächsten dreieinhalb Jahre und weitere Details der jüngsten Modernisierung parat hat. „In fünf der 21 Zimmer unseres klassifizierten 3 Sterne Superior-Hotels konnten neue Parkettböden verlegt werden, in die Beleuchtung wurde investiert, sämtliche Hotelbetten sind ausgetauscht und dabei freut es uns sehr, dass die alten Betten künftig der Flüchtlingshilfe des Hochtaunuskreises noch gute Dienste leisten werden“, informiert Claudius Jeß. Ingesamt verteilten sich die 34 Betten der Posthaus Hotel Residenz Kronberg auf 21 Zimmer plus ein Appartment, die Doppelzimmer hätten 36 Quadratmeter, die Einzelzimmer zehn Quadratmeter weniger. Last not least sei eine ebenfalls auf der Wunschliste stehende Anpassung der Technik von Analog- auf Digitalfernsehen erfolgt, nachdem die für die Umstellung erforderlichen TV-Geräte schon vor drei Jahren angeschafft worden seien. „Zum Wohl unserer Gäste hat sich in den letzten Wochen viel getan, die Arbeiten sind trotz laufendem Betrieb gut voran gekommen“, erläutert der in Südwestafrika geborene langjährige Pächter, der durch eine Lehre im Schlosshotel Kronberg und eine spätere, dreijährige Zeit als stellvertretender Direktor des Luxushotels schon mit der Burgstadt verbunden war, bevor er nach zwischenzeitlicher Selbstständigkeit in Remscheid als Posthaus-Chef wieder in die Burgstadt zurückkehrte und hier gemeinsam mit seiner Familie längst heimisch geworden ist. Die große Eröffnungsparty zum Einstand des Familienbetriebs wurde am 26. April 1998 gefeiert.

Grundstückskauf 1994

Vier Jahre zuvor war das ehemalige städtische Grundstück von der Frankfurter Familie Leichthammer erworben worden. Seinerzeit habe, so hat es Dr. Jörg Leichthammer in Erinnerung, auf dem Gelände noch das alte, marode Posthaus gestanden, das mit der Auflage abgerissen werden durfte, dort neben Wohnungen und Ladengeschäften in jedem Fall wiederum ein Hotel mit elf Zimmern und 17 Betten und Restaurant zu errichten, um bei Veranstaltungen in der benachbarten Stadthalle bei Bedarf sowohl gastronomische Versorgung als auch Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung zu haben. Dazu existiert auch ein Nutzungsvertrag zwischen der Stadt Kronberg und dem Liegenschaftseigentümer. „Wir haben dann ein Boarding-House-Konzept gefahren, es gibt daher sowohl geräumige Zimmer für Gäste mit längerer Verweildauer mit eigenem Klingelknopf und Briefkasten und Zimmer für Tages- und Wochenendgäste“, so Leichthammer.

Eröffnet wurde das Geschäftshaus / Hotel im September 1996. Nachdem die ersten beiden Pachtverträge mit Hotel- und Restaurantbetreibern nicht von langer Dauer waren, änderte sich das im April 1998 mit der Übernahme durch Familie Jeß, die als Arbeitgeber zwischen zehn bis zwölf Mitarbeiter beschäftigt und sowohl das Hotel als auch das Restaurant mit seinen 70 Plätzen ganzjährig geöffnet hält.

Für die Stadt Kronberg äußert sich der städtische Wirtschaftsförderer Andreas Bloching zur Verlängerung des Pachtvertrages: „Es ist wichtig, dass ein so etablierter Betrieb wie das Posthaus am Berliner Platz weiter besteht. Insbesondere auch, weil dadurch die Kapazität an zentralen Übernachtungsmöglichkeiten in Kronberg nicht reduziert wird. Auch für Veranstaltungen in der Stadthalle ist der Fortbestand des Restaurant- und Zimmerangebots direkt neben der Stadthalle von nicht zu unterschätzendem Wert.“

Kleine verschworene Gemeinschaft

Nach den Worten von Dr. Jörg Leichthammer besteht auch für die Mieter der Ladengeschäfte kein Grund zur Besorgnis. „Wir sind eine kleine verschworene Gemeinschaft und fühlen uns in unserer kleinen, aber feinen ‚Sack-Passage‘ wohl“, zeigt er sich überzeugt. In diesem Zusammenhang verweist er auf den Mietschutz bei Verkauf, von daher „ändert sich selbst bei einem etwaigen Verkauf außer dem Ansprechpartner nichts an den bestehenden Mietverträgen“. Zu den fünf in der Posthaus-Passage liegenden Geschäftslokalen zählen – größtenteils schon seit Jahren – das Eiscafé Goia, der Kosmetik- und Friseursalon Kronberg, die Fair Play Second Hand Boutique, die Teestube Kronberg sowie der Kronberger Schuh- und Schlüsseldienst.

Gänzlich vom Tisch ist die Veräußerung des Objekts freilich nicht. „Wenn ein interessantes Angebot käme, wäre ich unter Umständen bereit, einem Verkauf näher zu treten“, sagt dazu Dr. Jörg Leichthammer.



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