125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Oberhöchstadt / Letzter Teil des Blicks in die bewegte Historie

Die 2009 gegründete Minifeuerwehr als einer der Eckpfeiler für die Zukunft. Foto: Archiv

Oberhöchstadt (pu) – Die Feuerwehr 1891 Oberhöchstadt blickt in diesem Jahr mit großem Stolz auf ihr 125-jähriges Bestehen zurück. Der Kronberger Bote lässt vor diesem Hintergrund seit Mai in 25-Jahr-Schritten die Entwicklungsgeschichte Revue passieren. Die Feierlichkeiten gehen von Samstag, 1. bis Montag, 3. Oktober mit einem Festwochenende im Rahmen der Oberhöchstädter Kerb in die finale Runde. Näheres zum Programmablauf wird in der kommenden Ausgabe bekannt gegeben. Die Schirmherrschaft rund um die Feierlichkeiten hat Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) übernommen.

Die jüngere Vergangenheit

Die prägende Führungsspitze mit Rudolf Bauer als Wehrführer und Vorsitzendem und Peter Flach als seinem Stellvertreter hatte bis ins Jahr 2000 Bestand. Unter ihrer Ägide änderte sich bei der Feuerwehr Oberhöchstadt einiges. So wurde ein großer Teil der noch aus der Zeit der selbstständigen Gemeinde Oberhöchstadt stammenden Ausrüstung nach und nach ausgemustert und zeitgemäß ersetzt. Ein weiterer Meilenstein war das 1979 eingeweihte neue Feuerwehrhaus, in dem neben den drei Feuerwehrfahrzeugen auch die DRK-Bereitschaft ein Zuhause fand. 1991 wurde der Kommandowagen (KdoW), ein VW-Bus T2 von 1971, durch einen Mercedes-Mannschaftswagen ersetzt.

Vorreiter bei der Frauenquote

Im gleichen Jahr nahm die Oberhöchstadter Wehr das erste weibliche Mitglied in die Einsatzabteilung auf. Eine Revolution, die in manch anderer Vordertaunus-Feuerwehr noch Jahre auf sich warten ließ! Beim Bau des neuen Feuerwehrhauses waren lange Garderobenbretter Marke „Eigenbau“ aus dem alten Feuerwehrhaus übernommen und angepasst worden. Obenauf lagen in langen Reihen die Helme, darunter hing die Einsatzkleidung, auf dem Boden standen die Stiefel der Feuerwehrleute. 1994 schaffte der Feuerwehrverein aus Eigenmitteln neue rote Blechspinde an und brachte sie in Eigenarbeit im Feuerwehrhaus an.

1995 wurde das bis heute vorhandene Löschgruppenfahrzeug LF 16/12 in Dienst gestellt; es ersetzte das Vorgängerfahrzeug von Magirus. Beide Fahrzeuge waren 1971 angeschafft worden, stammten also noch aus der Zeit vor der Gemeindefusion. Der Feuerwehrverein gab zu dem neuen LF 16/12 einen Zuschuss von 60.000 D-Mark. Seit 1987 waren damit insgesamt 192.000 D-Mark aus Vereinsmitteln in die Feuerwehrausrüstung investiert worden. Das ist eine ungeheure Summe, wenn man bedenkt, dass die Feuerwehr Oberhöchstadt nicht, wie mancher andere, auf Großspender zurückgreifen kann. Der größte Teil dieses Geldes war durch Mitgliedsbeiträge, viele kleine Spenden und viel, viel Arbeit der Ehrenamtlichen, vor allem bei der Kerb, zusammengekommen.

Eine weitere Neuerung betraf 1996 den Musikzug: Die Umhänge und Federhüte, mit denen der Musikzug seit 1970 auftrat, hatten nun ausgedient. Seither bestimmt die alpenländische Tracht, die wir noch heute kennen, das Bild des Musikzugs.

1994 stand eine riesige Rauchsäule über dem Gewerbegebiet Oberhöchstadt Süd. In der Härterei Will (heute Fa. Hauck) waren zwei Cyanid-Härtebäder in Brand geraten. Ein stundenlanger Einsatz begann. Neben der eigenen Feuerwehr waren die Wehren aus Kronberg, Oberursel, Bommersheim, Weißkirchen, Stierstadt, Königstein, Bad Homburg, die Berufsfeuerwehr Frankfurt und zahlreiche Fahrzeuge und Helfer des Roten Kreuzes im Einsatz. Der Einsatz bleibt vor allem deshalb im Gedächtnis, weil im Anschluss 44 Einsatzkräfte und ein Zuschauer wegen des Verdachts einer Cyanidvergiftung in alle umliegenden Krankenhäuser gebracht werden mussten. Zum Glück trug niemand einen ernsthaften Schaden davon; allerdings wurden anschließend säckeweise kontaminierte Einsatzjacken entsorgt.

Da traf es sich gut, dass zwei Jahre später die ersten modernen Nomex-Feuerschutzanzüge angeschafft wurden. Die orangenen Jacken und schwarzen Latzhosen entsprachen als Einsatzkleidung im Brandfalle schon seit Langem nicht mehr dem Stand der Technik. Gerade einmal acht Anzüge stellte das Land Hessen, 41 weitere kaufte die Stadt Kronberg für 30.000 D-Mark dazu, um alle Einsatzkräfte ausrüsten zu können. 20 Jahre später sind inzwischen alle Nomex-Anzüge der ersten Generation ausgemustert und durch neue Anzüge ersetzt worden – zu einem Stückpreis von inzwischen rund 1.000 Euro.

Dieses Beispiel macht deutlich, welche tiefgreifenden Veränderungen die Feuerwehren in den letzten zwei Jahrzehnten beschäftigten. Die Ausrüstung wird aufwendiger und teurer, die Technik immer umfangreicher und komplizierter. Niemand kann sich heute noch vorstellen, wie man vor 30 Jahren mit Blechreißer und Winkelschleifer versuchte, eingeklemmte Unfallopfer zu befreien.

Auch die Ausbildung der Feuerwehrleute, die Wartung und Prüfung der Geräte, die einzuhaltenden Vorschriften und der Verwaltungsaufwand nehmen immer mehr Zeit und Kraft in Anspruch. Immer neue technische Hilfsmittel kamen hinzu, deren Handhabung gelernt und geübt sein will.

1994 geriet die Dämmschicht zwischen zwei Haushälften im Wiesenweg in Brand. Um das Feuer in der Wand zu lokalisieren, kam zum ersten Mal in Kronberg eine Wärmebildkamera zum Einsatz. Sie musste extra von der Berufsfeuerwehr Frankfurt aus der Nordweststadt angefordert werden. Erwähnung fand dieser Einsatz unter anderem in der hessischen Feuerwehrzeitung „Florian Hessen“. Bald darauf wurde die erste Wärmebildkamera für den Hochtaunuskreis beschafft und in Oberursel stationiert, und heute gehört die Wärmebildkamera ganz selbstverständlich zur Ausrüstung der meisten Feuerwehren.

Veränderungen gab es aber nicht nur im Einsatzdienst; auch das Vereinsleben wandelte sich in den letzten 25 Jahren vielfach. Das 100. Jubiläum wurde 1991 noch mit vier Festtagen in einem Riesenzelt gefeiert; Werner Reinke war der DJ der ersten Zeltdisco (gegen die es im Vorstand noch einige Bedenken gegeben hatte ...). Gerade Festzüge sind inzwischen weitgehend ausgestorben, stattdessen präsentiert man sich beim „Tag der Offenen Tür“ den Bürgern und Besuchern. Die 1959 gegründete Jugendfeuerwehr erfreute sich insbesondere in den neunziger Jahren wachsender Beliebtheit, teilweise notierte man über 30 Mitglieder. 1995 besuchten die beiden Kronberger Jugendabteilungen zum ersten Mal die Partnerstadt Porto Recanati, andere Fahrten folgten. 2009 wurde das 50-jährige Bestehen mit einem großen Fest begangen. Es war übrigens die Jugendfeuerwehr Oberhöchstadt, die 1996 mit einem Stand auf dem Dalles den Grundstein zum Oberhöchstädter Weihnachtsmarkt legte.

Führungswechsel

Im Jahr 2000 gaben Rudolf Bauer und Peter Flach Wehrführung und Vereinsvorsitz ab. Schon einige Jahre zuvor war in der Satzung des Vereins die Möglichkeit vorgesehen worden, Wehrführung und Vereinsvorsitz zu trennen. Seitdem ist Michael Kauth der Vorsitzende des Feuerwehrvereins. Christoph König, Thomas Schweitzer und Marcus Lawritsch haben seither als Wehrführer die Geschicke der Wehr gelenkt. Waren es zu Beginn der neunziger Jahre zwischen 30 und 50 Einsätze pro Jahr, sind es heute auch einmal doppelt so viele. Das fordert der Mannschaft einiges ab.

Neue Aufgaben erweiterten zudem das Einsatzspektrum und erforderten wieder zusätzliches Engagement: 2002 beteiligte sich die Feuerwehr Oberhöchstadt mit vier Mann an der Hilfsaktion des Hochtaunuskreises in Königstein in Sachsen, das vom Elbehochwasser heimgesucht worden war. In der gleichen Zeit machte ein schwerer Gefahrgutunfall auf der Autobahn A5 bei Köppern deutlich, wie notwendig der Einsatz von Chemikalienschutzanzügen sein kann. Konsequent wurden seither zahlreiche Feuerwehrleute in Katastrophenschutz ausgebildet.

Heute steht die Feuerwehr Oberhöchstadt gut gerüstet da. Drei der vier Fahrzeuge wurden 2002, 2008 und 2014 neu beschafft, das 21 Jahre alte LF 16/12 steht in den nächsten Jahren zur Ersatzbeschaffung an. 2006 erfolgte nach langer Planung die Aufstockung des Feuerwehrhauses mit daraus resultierender Schaffung neuer Räumlichkeiten für die Ausbildung und die Jugendfeuerwehr sowie die Einrichtung einer Kleiderkammer der Kronberger Feuerwehren. Der Personalbestand ist trotz der allgegenwärtigen Probleme, mit denen alle ehrenamtlichen Organisationen zu kämpfen haben, recht konstant.

Erweiterung 2009 durch die „Minis“

Die engagierte und beständige Jugendarbeit, die 2009 noch um die Minifeuerwehr für die sechs- bis zehnjährigen Kinder erweitert wurde, ist die wichtigste Basis für den Nachwuchs, ohne den eine Freiwillige Feuerwehr heutzutage nicht mehr überleben kann.

In der aktuell 125 Jahre währenden Historie der Freiwilligen Feuerwehr 1891, des zweitältesten Vereins Oberhöchstadts, sind zahlreiche Höhen und Tiefen notiert. 13 Männer hoben seinerzeit diese örtliche Hilfsorganisation aus der Taufe, für die nach wie vor Menschen Tag und Nacht Zeit, Kraft, Engagement und Leidenschaft für das Allgemeinwohl investieren. Allzuoft gerät dabei in Vergessenheit, dass es sich dabei mitnichten um eine bezahlte Dienstleistung handelt, sondern um eine ehrenamtliche Tätigkeit.



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