Oberhöchstadt (pit/kb) – Die Zeit der etwa einjährigen Vakanz in der evangelischen Pfarrei ist vorüber, wenn am Sonntag um 18 Uhr mit einem Festgottesdienst Ina Johanne Petermann durch Dekan Dr. Martin Fedler-Raupp in das Amt der Gemeindepfarrerin eingeführt wird. Die gebürtige Hannoveranerin nimmt auf Beschluss der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ihr Amt in Oberhöchstadt auf – und hinterlässt damit die Pfarrstelle in Büdingen-Süd, die sie seit 2008 innehatte.
Dass Ina Johanne Petermann überhaupt Gemeindepfarrerin geworden ist, hatte sie zu Beginn ihrer Ausbildung noch gar nicht vor Augen gehabt. Die gebürtige Hannoveranerin wuchs in Bensheim-Auerbach an der Bergstraße auf. Nach ihrem Theologiestudium in Heidelberg, Marburg und London folgte ein alttestamentliches Forschungsprojekt mit Lehrauftrag in Heidelberg und Marburg. Das Lehrvikariat führte sie dann erstmals in das Dekanat Kronberg – in der Friedenskirchengemeinde Schwalbach lernte sie die Gemeindearbeit kennen und schätzen. „Eigentlich sollte ich nach dem Vikariat an die Uni zurück. Aber dort habe ich gemerkt, dass ich mit Menschen zu tun haben möchte und dass diese Arbeit mich auf Dauer erfüllen kann. Die Vielfalt des Gemeindelebens hat mich einfach angezogen“, erklärt Pfarrerin Petermann. „Die Gemeindearbeit ist mein Ding!“
Ihre erste Pfarrstelle hatte sie im Vogelsberg inne, wo sie in Ober-Seemen und Volkartshain fünf Jahre lang Gemeindeaufbau betrieb. Danach war sie zunächst drei Jahre im Rahmen einer Profilstelle für Bildung im Dekanat Büdingen tätig, bevor sie die Pfarrstelle in Büdingen antrat. „Ich habe gerne Erwachsenenbildung gemacht, aber mir hat das Gemeindeleben mit Gottesdiensten und Seelsorge gefehlt. Außerdem war die Tätigkeit als Gemeindepfarrerin besser mit meinem Familienleben vereinbar, ich war nicht mehr so viel unterwegs und konnte mich besser um meine drei Pflegekinder kümmern“, so Ina Petermann. Die Kinder sind inzwischen alle erwachsen und zum Studium ausgezogen.
Insbesondere die Themengebiete Kinder und Familie, Kirche und Kultur sind Ina Johanne Petermann hierbei wichtig. Aber auch der interreligiöse Dialog ist ihr ein Bedürfnis. So hat sie sich schon sehr bei der Flüchtlingsarbeit engagiert, widmet sich dabei auch dem Antisemitismus. Wenn man sich ihre Vita betrachtet, so ist dies sehr naheliegend. Denn am Leo Baeck College in London studierte sie Judaistik und wohnte während dieser zwei Jahre in einer jüdischen Familie. Zurück in Deutschland hat sie bei den christlich-jüdischen Bibelwochen in Osnabrück aktiv mitgewirkt.
Diese Interessengebiete möchte Ina Petermann auch in Oberhöchstadt weiterverfolgen. Im Fokus steht auch die Zusammenarbeit mit dem Kindergarten und Gespräche mit den Eltern der dort untergebrachten Kinder. Im Grunde aber möchte sie erst einmal ihre neue Umgebung und Gemeinde auf sich wirken lassen: „Dann erst kann ich sehen, was gebraucht wird und welche Akzente ich setzen sollte.“ Gleichzeitig möchte sie dabei auch erkunden, was wert ist, fortgeführt zu werden.
Wichtig sind der 61-Jährigen auf jeden Fall ein Bibelkreis und die Kirchenmusik: „Mit beidem habe ich schon in Büdingen gute Erfahrungen gemacht.“ Sie selbst spielt mehrere Instrumente und musiziert in allen Varianten. Energie tankt Ina Johanne Petermann bei regelmäßigen Waldläufen: „Danach fühle ich mich immer frisch und stark.“ Und ihr weiteres großes Hobby ist lesen. Insbesondere Biografien, theologische und philosophische Bücher sowie Auszüge aus den Bestsellerlisten gehören zu ihrer regelmäßigen Lektüre. Allerdings: „Ich bin keine Krimifreundin.“
Im Anschluss an den Einführungsgottesdienst findet noch ein Sektempfang statt, bei dem es die erste gute Gelegenheit gibt, mit der neuen Gemeindepfarrerin ins Gespräch zu kommen.