Kronberg (pf) – „Das hat vor Ihnen noch niemand geschafft – Sie haben 300 Gäste mitgenommen auf einen wunderbaren Ausflug in die Natur!“ Dieses Lob von Thekla Thiede-Werner, Direktorin des Altkönig-Stifts, galt dem Altkönig-Stift-Chor, der Sonntagnachmittag zum Sommerkonzert in den Festsaal eingeladen hatte. Der war bis auf den letzten Platz besetzt, als unter dem Motto „O Täler weit, o Höhen“ die sangesfreudigen Stiftsbewohnerinnen und -bewohner unter der Leitung ihrer Dirigentin Dorothea Planer Chorsätze bekannter Lieder präsentierten, in denen auf immer neue Weise die Schönheiten der sommerlichen Natur besungen wurden.
Die meisten der Lieder wie „Geh aus mein Herz und suche Freud“, „Es tagt, der Sonne Morgenstrahl“ oder die Wanderlieder „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“, „Wer recht in Freuden wandern will“ und „Wohlauf in Gottes schöne Welt“ hätten sicherlich viele mitsingen können und mancher summte die Melodien still für sich mit.
„Sie merken schon: Es wird romantisch“, hatte Dorothea Planer in ihren einleitenden Worten gesagt und auf das Motto des Konzerts „O Täler weit, o Höhen“ verwiesen. Mit diesem ebenfalls sehr bekannten Lied ging das Sommerkonzert zuende. Die Melodie und den Chorsatz dazu schrieb Felix Mendelssohn Bartholdy, der Text stammt von Joseph von Eichendorff.
Eichendorff, der aus Oberschlesien stammende bedeutende Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik, kam noch auf andere Weise zu Wort. Dr. Agnes Schoch, ehemalige Professorin an der Frankfurter Musikhochschule, jetzt Bewohnerin im Altkönig-Stift und Mitglied im Kulturbeirat, füllte mit ausgewählten Passagen seiner berühmten Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“, die sie sehr einfühlsam und teilweise sogar auswendig vortrug, die Pausen zwischen den Liedvorträgen.
Aber auch Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy erklang noch in anderer Form. Stiftsbewohnerin und Chormitglied Roswitha Classen griff zu ihrer Geige und spielte, am Flügel begleitet von Dorothea Planer, zwei seiner „Lieder ohne Worte“: Nr. 4 mit der Bezeichnung „Moderato“ und Nr. 3 „Molto Allegro e vivace“, das „Jägerlied“.
Die eindrucksvollen Liedvorträge der dreißig Sängerinnen und Sänger unter der Leitung ihrer temperamentvollen Dirigentin, die Lesung und der Geigenvortrag ergänzten sich zu einem rundum gelungenen romantischen Nachmittag, für den sich das Publikum mit langanhaltendem Beifall herzlich bedankte.