850 Jahre steinerne Geschichte mit einer Kopfdrehung–Rundgang mit Herbert Bäcker

Kronberg (hmz) - Auch in diesem Jahr lädt der Burgverein interessierte Bürgerinnen und Bürger zum Ehrenamtstag auf die Burg ein. In diesem Rahmen werden die Aktiven aus Vorstand, Stiftungsrat und Arbeitskreisen, die ehrenamtlich für den Erhalt und Betrieb der Burg und ihrer Anlagen arbeiten, am Sonntag, 7. Mai, von 11 bis 15 Uhr über den derzeitigen Status und künftige Projekte informieren und um fleißige Hände werben. Die werden auch weiterhin dringend gebraucht, denn ohne diese treibenden Kräfte mit ihren Ideen und ihrer Tatkraft wäre die Burg nicht das geworden, wofür sie heute hoch geschätzt wird: Sie steht inzwischen als attraktiver Ort für Feste, Märkte und kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung.

Die Aktiven wollen am Ehrenamtstag Blicke hinter die Kulissen gewähren, um Interessierten Einsicht in die vielfältigen Aufgabenbereiche rund um die Burg zu ermöglichen, die den Aktiven große Fachkenntnisse und profunde Erfahrungen abverlangen. Diese weiterzuvermitteln und das Bewusstsein für dieses kulturhistorische Erbe weiter zu stärken und es damit in eine stabile Zukunft zu führen, ist an diesem Tag Grund genug, um für Engagement und Mitarbeit die Werbetrommel zu rühren: Ob für die Arbeitskreise Museum, Bau und Denkmalpflege, Außengelände, Veranstaltungen oder Öffentlichkeitsarbeit – ganz gleich. Jeder Handgriff hat sichtbare Ergebnisse, in den Außenanlagen sowie inner- und außerhalb der Mauern.

Einer der Ehrenamtlichen ist Herbert Bäcker, Mitglied im Vorstand des Burgvereins Kronberg. Die Burg als mittelalterliches Bauwerk zählt als Wahrzeichen und Namensgeberin der Stadt, zugleich auch zu den großen Erzählerinnen von Geschichten, die sich im Mauerwerk ablesen lassen, an dem allerdings der Zahn der Zeit ständig nagt. Beim Rundgang mit Herbert Bäcker über das Burggelände wird schnell deutlich: handwerkliches Geschick allein hat bisher und wird auch künftig nicht ausreichen, um die steinernen Zeitzeugen zu erhalten. „Es stehen noch umfangreiche Mauersanierungen an, für die die finanziellen Mittel noch eingeworben werden müssen“, so Bäcker. Das ist unablässig so und deshalb wird die Burgsanierung trotz großer Baufortschritte langwierig sein. Dank vieler kleiner und großer Spenden, finanzieller Förderung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Tatkraft zahlreicher Menschen blühte dieses Kulturgut wieder auf. Dass dies so bleibt, dafür setzen sich die Mitglieder des Arbeitskreises „Bau und Denkmalpflege“ ein, die Herbert Bäcker federführend betreut. „Ich komme aus einer Handwerkerfamilie, mein Vater war Dachdecker und ich habe viel Zeit auf Baustellen verbracht. Da habe ich mir einiges an Grundkenntnissen abgeschaut.“ Jedoch erst in unzähligen Arbeitsstunden und -schritten hat sich Herbert Bäcker dieses Expertenwissen angeeignet, das ihn einerseits zum Mahner und andererseits zum Bewahrer macht.

„Es gibt viele Ideen zur Nutzung der Burg, ob sie mit den baulichen Gegebenheiten vereinbar sind, lässt sich nicht immer mit Bestimmtheit sagen. Maßgebend ist immer der Respekt vor dem Denkmal und seiner Geschichte“. Anderes dagegen schon, wenn er auf die noch zu sanierenden Mauern zeigt, bei denen es ein deutliches Vorher und Nachher gibt. Zur Erklärung: Die bis 850 Jahre alten Wehrmauern bestehen aus großformatigen, dichten Natursteinen, deren Mörtelfugen stark verwittert sind. Das Mauerwerk wurde stark durchfeuchtet, insbesondere in der Verbundzone Naturstein-Mörtel konnte Wasser eindringen und sich im klüftigen Innenbereich ansammeln.

Eine starke, flächige Durchfeuchtung des Mauerwerks und Schäden durch Frost-Tau-Wechsel waren die Folge. Oftmals haben sich Wurzeln in den Steinen festgesetzt und ihr Übriges zum Verfall beigetragen. Um das Problem dauerhaft zu lösen, mussten die oberflächennahen Fugen so abgedichtet werden, dass kein Wasser mehr eindringen kann.

„Das ist ein Steinpuzzle, alle Steine werden neu von Hand gesetzt. Diese Arbeiten erledigt eine Fachfirma, wir bereiten dafür alles vor“, dabei deutet Herbert Bäcker auf einen Steinhaufen hinter sich, auf dem die Steine der Größe nach sortiert sind. Die Mauer, von der hier die Rede ist, liegt zwischen der Mittelburg und dem Eibenhain. Inzwischen ist sie fertiggestellt und Besucher können dort sicher zu einer kleinen Plattform gehen, mit Blick auf die Königsteiner Straße. Das mächtige „Grote Hus“ der Mittelburg bietet von hier einen überwältigenden Anblick, die Fassade wurde 1998 neu verputzt.

So hoch wie die Steine gestapelt sind, so tief stapelt Herbert Bäcker, wenn es um seine jahrelange Arbeitsleistung geht. Unter der Anleitung von Erwin Stämmler, der den Arbeitskreis Bau und Denkmalpflege maßgeblich geprägt hat, lernte er viel Handwerkliches in der Burg-Praxis. Geschichtliches und bau-theoretisches Wissen vermittelten ihm der Heimatforscher Wolfgang Ronner und das Burgenbüro Dr. Gerd Strickhausen, ausgewiesene Kenner der Burgenlandschaft und Sanierungsexperten. Mit ihnen kommuniziert Herbert Bäcker auf Augenhöhe und koordiniert alle Baumaßnahmen. Unerlässlich ist auch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Vorstandsmitgliedern der Stiftung Burg Kronberg, dem Stiftungsrat und den Aktiven.

Wenn er also von „seiner Burg“ spricht, ist das fast Stein für Stein nachvollziehbar. Herbert Bäcker hat ein Refugium gefunden mitten in einem Treffpunkt für viele Menschen aus verschiedenen Kulturen und Nationen, die das mittelalterliche Gemäuer besuchen und an den gewaltigen Steinmauern entlangschlendern. Geschichtenerzähler eben für diejenigen, die die Steine zu lesen verstehen.

Ein deutlich sichtbares Vorher und Nachher im Mauerwerk. Das zeigt auch, wie schwierig die Sanierungsarbeiten sind. Foto: privat

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