Abschied vom Kronthal – schon lange war die Zukunft des Seniorenstifts ungewiss, jetzt ist es geschlossen worden

1939 wurde aus dem Mädchenpensionat das „Altenheim Kronthal“, das im Juli geschlossen wurde. Im September 1939 gingen die Anstalten samt Gebäude und Garten in das Eigentum des Hospitals zum Heiligen Geist über. Die Stiftung hatte ihr Gelände in der Gemarkung Bonames, welches zum Bau von Kasernen benötigt wurde, gegen dieses städtische Anwesen im Kronthal getauscht. Jetzt liegt das Haus, an das viele Kronbergerinnen und Kronberger, die dort ihre Angehörigen zur Pflege hatten, ganz persönliche Erinnerungen knüpfen, still und verwaist inmitten der idyllischen Natur. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – „Abschied vom Kronthal“ lautet das Titelthema der Sommerausgabe der hauseigenen Zeitschrift für die Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenstifts Hohenwald. Dort wird beschrieben, was von der Öffentlichkeit gänzlich unbemerkt vonstatten ging. Nach seiner über 80-jährigen Geschichte als Seniorenwohnheim hat die Stiftung Hospital Zum Heiligen Geist Frankfurt sich entschieden, das Seniorenwohnheim Kronthal zu schließen. „Die Entscheidung dazu fiel am 19. April seitens unserer Geschäftsleitung“, berichtet die Einrichtungsleitung beider Häuser, Kronthal und Hohenwald, Dagmar Lavi. Wie der Geschäftsführer der Stiftung, Falko Rapp, informiert, war es am Ende eine wirtschaftliche Entscheidung, das Seniorenheim Kronthal zu schließen. Lavi und Rapp führten aus, dass die Coronapandemie diese Entscheidung noch beschleunigt hatte, da im April das Seniorenstift Hohenwald nur noch zu rund zwei Dritteln ausgelastet, das Seniorenstift Kronthal nur noch zur Hälfte belegt war. „Wir hatten in beiden Häusern leider auch Coronaausbrüche und viele Angehörige haben in dieser Zeit des Lockdowns beschlossen, ihre Angehörigen doch noch weiter zu Hause zu betreuen“, berichtet Lavi. Für den Geschäftsführer Falko Rapp war es der richtige Zeitpunkt, das Haus zu schließen. „Die wirtschaftliche Lage des Seniorenstifts Kronthal war schon vor Corona schwierig“, erläutert er. „Wir hätten hier sehr viel Geld investieren müssen.“ Natürlich kennt er die Überlegungen der Stiftung. Bereits 2008 waren zunächst Pläne zum Umbau des Seniorenstifts Kronthal gemacht worden, sieben Jahre später, 2015, jedoch Pläne zum Umzug nach Hohenwald, um beide Seniorenstifte zusammenzulegen. Rapps Vorgängerin, Dr. Rafaela Korte, hatte im Januar 2017 wiederum zu den Plänen der Stiftung erklärt, man wolle nicht zwingend an einer Zusammenlegung der beiden Häuser festhalten, sondern doch noch einmal die Möglichkeit eines Neubaus für das Kronthal prüfen. Die Idee: Dort möglicherweise neue Konzepte in der Seniorenbetreuung in einem entsprechend dafür ausgerichteten Neubau zu realisieren. Doch schon damals war klar, allein aufgrund der topografischen Lage des Hauses im Kronthal und der relativ ungünstigen Zuwegung würde das eine äußerst kostspielige Baumaßnahme und es galt, Kosten und Nutzen wirtschaftlich genauestens gegeneinander abzuwägen.

„Ich halte das für wirtschaftlich nicht tragfähig“, so der Stiftsdirektor Falko Rapp. „Kronberg ist hervorragend aufgestellt, was die Seniorenbetreuung angeht.“ Und so habe die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist die Entscheidung gefällt, diesen Standort dauerhaft zu schließen und ihn zukünftig nicht mit einem Seniorenwohnstift zu beplanen. Rapp hält es für zwingend notwendig, sich aktuell auf die laufende Modernisierung und gegebenenfalls längerfristig auch auf den Ausbau des Seniorenstifts Hohenwald zu konzentrieren, welches derzeit umfassend saniert und umstrukturiert wird – allerdings noch, ohne die Bewohneranzahl zu erhöhen.

Das Kronthal sei, so Rapp, bedingt durch das äußerst stark sanierungsbedürftige Gebäude, kein Haus mehr gewesen, das den modernen Anforderungen noch gerecht werden konnte. „Ich kann nicht die Offenhaltung eines Hauses befürworten, in dem ich meine eigenen Eltern selbst nicht mehr unterbringen würde.“ Rapp und allen Beteiligten fiel die Schließung des Hauses trotz allem nicht leicht, denn das alte Haus hatte dank seines Personals und der Leitung viel Herz für seine Bewohnerinnen und Bewohner und hat viele fröhliche Jahre erlebt – und auch der Geschäftsführer kennt das alte Sprichwort: „ Alte Bäume verpflanzt man nicht.“ Doch für ihn galt es, die Chance zu nutzen, sowohl die Bewohnerinnen und Bewohner, die wollten, als auch die Pflegekräfte alle mit hinüber in das Seniorenstift Hohenwald nehmen zu können. „Diese Chance haben wir genutzt, auch wenn es für die Bewohner, die umziehen mussten und die im Kronthal ihren Lebensmittelpunkt gefunden hatten, natürlich alles andere als leicht war.“ Wie Dagmar Lavi berichtet, konnten die Bewohnerinnen und Bewohner grüppchenweise umziehen und in Hohenwald größtenteils von den Pflegerinnen und Pflegern, die ihnen vertraut waren, empfangen werden. „Einige Familien nutzten die Gelegenheit und holten die Angehörigen näher zu sich, aber drei Viertel der Bewohner zogen mit um nach Hohenwald“, berichtet sie weiter. Auch die Kolleginnen und Kollegen aus dem Kronthal seien teilweise mit nach Hohenwald umgezogen, oder in die stiftungseigenen Krankenhäuser gewechselt. „Wir haben kein Personal entlassen“, betont der Geschäftsführer und Hospitalmeister. Doch die Pandemie brachte es schließlich mit sich, dass die schlechte Belegung des Hauses eine vorgezogene Schließung möglich machte; am 15. Juli war der Umzug aller Bewohnerinnen und Bewohner abgeschlossen.

„Vielen fiel der Abschied sehr schwer – Veränderungen sind immer auch mit Ängsten und Sorgen verbunden“, weiß die Leiterin des Seniorenstifts Hohenwald. „Aber Veränderungen bergen auch Chancen auf eine neue gute Zukunft und Begegnungen mit Menschen, neue Ideen und Erlebnisse“, schreibt sie in der Bewohnerzeitschrift und bedankt sich noch einmal bei allen Mitarbeitern aus Pflege, Hausservice, Verwaltung und Technik, die diesen Umzug gestemmt haben, Kisten ein- und wieder ausgepackt, Geräte und Material umgezogen und organisiert haben.

Zukunftsvisionen

Zum Gespräch getroffen, um die Möglichkeiten für die zukünftige Entwicklung des Kronthals auszuloten, haben sich Falko Rapp und Bürgermeister Christoph König bereits mehrmals. „Das sind aber noch ganz vorsichtige Gedankenspiele“, so Rapp. „Fakt ist, dass wir das Gelände nicht in irgendeiner Form veräußern werden, sondern in der Stiftung behalten werden“, erklärt Rapp. Nach Vorgabe der Stadt könne im Bereich des Kronthals nur etwas Gemeinnütziges entstehen. „Wir können uns dort beispielsweise auf der jetzigen bebauten Fläche verschiedene Wohnmodelle vorstellen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.“

Bürgermeister König ergänzt dazu: „Mein erster Gedanke dazu war tatsächlich, im Kronthal im Rahmen des jetzigen Bestands Wohnungen für die Berufsgruppen in Kronberg zu schaffen, die die Stiftung und wir beschäftigen, die in räumlicher Nähe jedoch keinen bezahlbaren Wohnraum finden.“ Für König gehören dazu, neben den Pflegekräften für die Seniorenwohnstifte, Erzieherinnen und Erzieher, genauso wie Handwerkslehrlinge, beispielsweise. Was als Planspiel bei Erstem Stadtrat Robert Siedler und auch bei ihm nicht in Betracht komme, sei, dort womöglich Kronberger Stadtvillen entstehen zu lassen. Das entspräche dem Stiftungsgedanken genauso wenig wie vermutlich der politischen Mehrheit in der Stadt. Außerdem liege das Kronthal im Regionalen Flächennutzungsplan im Außenbereich. „Bestandschutz ist das Einzige, was der Flächennutzungsplan an dieser Stelle vorsieht.“ Jede Planung sei also übergeordnet abzustimmen. Parallel zu möglichen Planungen werde außerdem über die Erschließung von der Kronthaler Straße in den Weg „Am Kronthal“ nachgedacht. Schon jetzt gebe es mit der Schließung des Kronthals dort deutlich mehr Autobewegungen, da die Mitarbeiter aus dem stiftungseigenen Wohnhaus nun größtenteils mit dem Pkw zur Arbeit fahren müssen. Man müsse langfristig auch über eine ÖPNV-Anbindung nachdenken, vor allem jedoch die Anbindung an die Einmündung auf die Landesstraße ausbauen, die aktuell unübersichtlich sei, so König. Die Aufgaben seien an dieser Zuwegung aufgrund der verschiedenen Zuständigkeiten äußerst vielschichtig. „Wir können diese Aufgabe als Stadt nicht alleine bewältigen, aber wir gehen sie an“, verspricht er. Nachgedacht werde auch über die Aufwertung des gesamten Areals, inklusive Quellenpark und dem alten Fabrikgelände, vis-à-vis gelegen. „Wir sind so verblieben, dass die Stiftung zunächst ihre Ideen weiterentwickelt, für genau welche Zielgruppen sie sich eine solche Wohnbebauung vorstellen könnte.“

Sinnvoll wäre auch, über einen möglichen Träger, mit dem diese oder auch die Stadt Kronberg zusammenarbeiten könne, nachzudenken, führt der Bürgermeister aus. Rapp ergänzt: „Die Stadt Kronberg muss sich ebenfalls überlegen, wie sie das Kronthal insgesamt weiterentwickeln möchte. Noch ist da auf jeden Fall alles offen. Das Mitarbeiterwohnhaus oberhalb des ehemaligen Seniorenwohnstifts Kronthal bleibt natürlich in jedem Fall bestehen.“



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