Kronberg (pu) – Nachdem sich die Stadtwerke Kronberg aufgrund der anhaltenden niederschlagsarmen Wochen und hohen Temperaturen und damit verknüpfter massiver Erhöhung des Trinkwasserverbrauchs bereits am 31. Juli veranlasst sahen, die im September letzten Jahres eingeführte Wasserampel auf „gelb“ zu schalten, musste die Signalanlage nur eine Woche später, am 7. August, wegen weiterer Verschärfung der Situation auf „rot“ gestellt werden. Hinter diesem Schritt steht die Intention, der Bevölkerung den Ernst der Lage mit allem Nachdruck vor Augen zu führen, sie zu sensibilisieren und aufzurütteln in dem gemeinsamen Ziel, auch künftig die Trinkwasserversorgung der Stadt Kronberg und der Verbandsgemeinden sicher zu gewährleisten. „In der Rotphase sind die Verbraucher aufgefordert, die Garten-/Rasenbewässerung sofort einzustellen (Ausnahme Neuanlage). Die Befüllung und Nachspeisung von Pools, Zisternen sowie die Reinigung von Fahrzeugen und Ähnlichem ist bereits seit der Gelbphase der Wasserampel zu unterlassen“, reden Stadtwerke-Betriebsleiter Thomas Schäfer und Thomas Krieger, als Rohrnetzmeister bei den Stadtwerken Kronberg verantwortlich für die Wasserversorgung, nochmals ins Gewissen. Die Weisungen für die Verbraucher werden nunmehr auch von der Ordnungsbehörde kontrolliert. Ordnungswidrigkeiten können mit einer Geldbuße von bis zu 5.000 Euro geahndet werden.
Sofern die Maßnahmen nicht fruchten und rücksichtslose Leitungen von Einrichtungen und Bürger die Anweisungen weiterhin hartnäckig ignorieren, obliegt es dem Magistrat der Stadt Kronberg, gemäß Gefahrenabwehrverordnung den „Trinkwassernotstand“ auszurufen. Mehrere Gemeinden des Hochtaunuskreises waren in den letzten Tagen bereits dazu gezwungen. Tritt dieser Fall ein, wird dies in der „Wasserampel“ mit dem „Blaulicht“ signalisiert. Noch haben Magistrat und Stadtwerke die Hoffnung, weitere drastische Einschränkungen vermeiden zu können.
Keine Neuigkeit
Im Übrigen ist es alles andere als eine Neuigkeit, dass der deutliche Rückgang der Niederschlagsmenge im Taunus unmittelbare Auswirkungen auf die Eigenwassergewinnung von Trinkwasser aus den Kronberger Stollen, Quellen und Schürfungen hat. Spätestens seit dem Rekordsommer 2018 sollten das Thema Wasserknappheit und die allzeit geltende zwingende Notwendigkeit, sorgsam und sparsam mit der endlichen Ressource Trinkwasser umgehen zu müssen, allgegenwärtig sein. Weder die Burgstadt noch der Taunus sind mit dieser Herausforderung allein. Laut Umwelt-Bundesamt ordnet sich beispielsweise das Jahr 2019 hinsichtlich des Niederschlags als 49.-trockenstes Jahr seit 1881 in die Klimazeitreihen Deutschlands ein.
Nur gemeinsam
Vor diesem Hintergrund kann das Gebot der Stunde ausschließlich sein, gemeinsam die Trinkwasserversorgung zu sichern. Diese Erkenntnis ist allerdings offensichtlich noch nicht in den Köpfen aller angekommen, denn teils ist die Ausflucht immer wieder gern genommen, als Erstes habe die Stadt gefälligst zu handeln statt lediglich das „Resttrinkwasser“ zu verwalten.
Selbstredend sind zum einen Magistrat, Stadtwerke und Lokalpolitik gefordert, „sich dieses Themas intensiv, offensiv und perspektivisch annehmen“, wie von einer besorgten Bürgerin dieser Tage gefordert. Dennoch ist das nach Aussage des Stadtwerke-Betriebsleiters Thomas Schäfer zu kurz gedacht.
Nach seiner Überzeugung gelingt „die Aufrechterhaltung der Trinkwasserversorgung, ähnlich wie die Bewältigung der Corona-Pandemie, nur kollektiv!“ Er ruft in Erinnerung, wie schnell die Viruserkrankung von einem lokalen zu einem globalen Problem wurde. Dort, wo man den Ernst der Lage erkannt habe, wo die Bevölkerung rechtzeitig informiert wurde, Medien berichteten und die Verantwortlichen kluge Maßnahmen eingeleitet hätten und dort, wo die Menschen diese Maßnahmen auch umgesetzten, sei die Pandemie weitgehend im Griff.
Frühzeitig gewarnt
Ähnlich verhalte es sich aktuell mit der Problematik in der Trinkwasserversorgung. „Die Verantwortlichen, hier die lokalen Trinkwasserversorger, wiesen auf das Problem durch die langanhaltenden Trockenperioden und die hohen Verbräuche schon zeitig ab Ende April mit der temporären Schaltung der Wasserampel auf ‚gelb‘ ausführlich hin. In den Medien wurde über das Thema ebenfalls vereinzelt berichtet.“
Auch die umliegenden Gemeinden und ihre Wasserversorgungsunternehmen haben, so Schäfer weiter, unterschiedliche Maßnahmen ergriffen (Wasserampeln, Presseaufrufe und Ähnliches) um die Bürger auf die Probleme hinzuweisen und zum Wassersparen aufgerufen, um drohenden Trinkwassernotständen, verursacht durch Hitzeperioden und unnötige Spitzenverbräuche, entgegenzuwirken. „Leider sind diese Aufrufe entweder noch nicht bei jedem angekommen oder aber sie werden schlichtweg bewusst von Einzelnen ignoriert. Denn immer noch werden vornehmlich im Bereich der Privatgärten viele Kubikmeter Trinkwasser großzügig auf Rasenflächen oder etablierte Pflanzflächen verteilt, private Pools und Schwimmbäder mit wertvollem Trinkwasser gefüllt“, macht Schäfer seiner Empörung über das Verhalten Luft.
Nach den vorliegenden Daten wurden nach Information des Stadtwerke-Betriebsleiters am 7. August über 5.000 Kubikmeter Trinkwasser in Kronberg verbraucht. „Das sind deutlich mehr als 250 Liter je Einwohner. Zum Vergleich: Der Bundesdurchschnitt liegt bei 124 Litern pro Tag. Da müssen wir uns fragen: Genießt die Reinigung des geliebten Fahrzeuges, der Blick auf den grünen Rasen oder die Abkühlung im Pool gegenwärtig tatsächlich noch Priorität? In Zeiten roter Wasserampeln oder gar drohender Trinkwassernotstände kann ein solches Verhalten nicht toleriert werden.“
Egoistisch
„Wer wider besseres Wissen so agiert, handelt egoistisch und gefährdet am Ende die Trinkwasserversorgung der ganzen Bevölkerung. Auch hier lassen sich wieder Vergleiche zur Corona-Pandemie ziehen“, bringt es Schäfer auf den Punkt. Nach seiner Auffassung sind Solidarität und persönlicher Verzicht, wie sie im Zusammenhang mit der Pandemie gelebt werden, auch für die Sicherstellung der Versorgung mit unserem wichtigsten Lebensmittel zwingend erforderlich.
Die Stadtwerke Kronberg gehen nach ihrer Information mit gutem Beispiel voran, sämtliches Gießwasser für die Bepflanzungen sei Brauch- oder Grauwasser, beispielsweise aus der Wasseraufbereitung und der Wasserklärung. Die schon zuvor auf ein Minimum reduzierte Bewässerung der Sportanlagen sei nunmehr vorübergehend komplett eingestellt worden.
Ähnliches gelte für den Golf- und Landclub Kronberg. „Der Headgreenkeeper geht vorbildlich mit der Ressource Wasser um. Er hat das gesamte Bewässerungsmanagement umgestellt und bewässert nur noch die Greens und Abschläge, sodass in Abstimmung mit unserem Rohrnetzmeister nur noch sehr geringe Mengen Trinkwasser aus dem Kronberger Netz entnommen werden“, unterstreicht der Betriebsleiter. Nach vorliegenden Zahlen verbrauche der Golfclub zurzeit deutlich weniger Trinkwasser aus dem Kronberger Netz als mancher Privatgrundstücksbesitzer.
Private Gartenbewässerung
Sobald die Stadtwerke Kronberg erhöhte Verbräuche feststellen, wird überprüft, wo diese gestiegenen Wasserentnahmen erfolgen. Schäfer: „Wir kontaktieren dann zunächst die Großabnehmer, machen sie auf die Situation aufmerksam und bitten darum, den Verbrauch nach Möglichkeit sofort zu reduzieren. Das funktioniert in der Regel sehr gut und die Unternehmen zeigen Verständnis.“
Betrachte man die Zahlen noch genauer, sei festzustellen, dass die Spitzenverbräuche unmittelbar mit der privaten Gartenbewässerung in Verbindung stehen. „In den Kronberger Versorgungszonen, in denen sich überwiegend große Grundstücke mit entsprechend großem Anteil an Garten- und Parkanteil befinden, ist der Verbrauch besonders stark angestiegen.“
Durch die vergleichsweise großen Grundstücksflächen und die damit verbundene Gartenbewässerung ist nach vorliegenden Informationen der Pro-Kopf-Verbrauch an Trinkwasser in Kronberg im Taunus vergleichsweise hoch.
Mehrheit handelt bewusst
Als weiteres Beispiel sei an dieser Stelle das Jahr 2018 genannt, als – statistisch gesehen – jeder Kronberger rund 186 Liter Trinkwasser verbrauchte. Der Bundesdurchschnitt (Quelle: statista.com) lag 2018 bei 127 Litern.
Laut Schäfer handeln die meisten Bürgerinnen und Bürger jedoch durchaus bewusst und sparen Wasser. Oft erreichen die Stadtwerke auch Fragen, was noch zulässig ist.
Die Verhaltensregeln zu den einzelnen Wasserampelphasen hat übrigens jeder Haushalt mit dem Abfallkalender erhalten. Ferner sind sie auf der Homepage der Stadt Kronberg, Stichwort – Wasserampel – nachzusehen. Infos und Tipps zur richtigen Gartenbewässerung, beispielsweise für Neuanpflanzungen sowie Obst und Gemüse, lassen sich hier ebenfalls finden.
Aktuell haben die Gemeinden des Wasserbeschaffungsverbandes Taunus ihren Fremdwasserbezug auf ein Maximum erhöhen müssen, da die Gewinnung in den eigenen Anlagen weiter rückläufig ist. Jede Einrichtung und jeder Bürger ist daher aufgefordert dazu beizutragen, den Ausruf eines Wassernotstandes, der, wie erwähnt, in einigen Gemeinden des Hochtaunuskreises bereits erforderlich geworden ist, zu vermeiden.
Bürgermeister Klaus Temmen appelliert daher eindringlich an die Bevölkerung: „Nur wenn alle Bürger mithelfen und die Verbrauchsgewohnheiten den Versorgungsmöglichkeiten anpassen, kann dieses Szenario vermieden werden. Dies gilt auch dann noch, wenn es einmal regnen sollte. Denn bis unsere eigenen Grundwasserspeicher nachgefüllt sind, wie etwa der Bürgelstollen, bedarf es intensiven Regens und einer Dauer von zehn bis zwölf Wochen, bis das Oberflächenwasser in die tiefen Erdschichten abgesickert ist und gewonnen werden kann.“
Das gilt nicht minder für die erhöhte Waldbrandgefahr aufgrund der ausgetrockneten Böden. Siehe dazu auch weiteren Bericht in dieser Ausgabe.