Altkönig-Stift nach Umbau – Herzstück sind die neue Küche und der Speisesaal

In der modernen neue Küche direkt neben dem neuen Speisesaal herrscht konzentrierte Geschäftigkeit. In ein paar Minuten werden sich die Türen zum Speisesaal für die Bewohnerinnen und Bewohner öffnen und das Mittagessen wird serviert. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Um 11.15 Uhr herrscht im Foyer des Altkönig-Stiftes geschäftiges Treiben. An der Rezeption klingelt das Telefon, kaum dass der Hörer aufgelegt wurde, wieder, Seniorinnen und Senioren eilen in die eine und andere Richtung, haben Fragen an den Rezeptionisten, der kleine Einkaufsmarkt ist ebenfalls reich frequentiert. Mit seiner Fülle an Angeboten im Haus – Friseursalon, Fußpflege, Physiotherapie, Poststelle, vielseitige Kultur- und Freizeitangebote – ist das Seniorenstift mit seinen 630 Bewohnerinnen und Bewohnern ein kleiner, eigenständiger und sehr lebendiger Kosmos in Kronberg-Oberhöchstadt, der durch öffentliche Konzerte, Ausstellungen und durch seine Konditorei auch vielen Bürgern Kronbergs bekannt ist. Doch die letzten zwei Jahre sah das Leben – nicht nur im Altkönig-Stift – komplett anders aus. Wie Stiftsdirektorin Thekla Thiede-Werner und Vorstandsmitglied Boris Quasigroch berichten, blieb die zuvor bereits lange durchgeplante Großbaustelle nicht die einzige Herausforderung für das gesamte Altkönig-Stifts-Team, für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für seine Bewohnerinnen und Bewohner. Zu der geplanten Großbaustelle mitten im Herzstück des Hauses – der Küche – kam die Pandemie mit allen ihren Unwägbarkeiten und bis heute ständig wechselnden Schutzmaßnahme-Vorgaben. Doch was genau sich im Haus an Entwicklungen abspielte, blieb der Öffentlichkeit durch den großen Lockdown größtenteils verborgen.

Selbst das 50-jährige Jubiläum des im Dezember 1970 gegründeten Hauses verstrich ohne großen Festakt. „Es blieb uns gar nichts anderes übrig“, blickt Stiftsdirektorin Thiede-Werner zurück. Um das interne Umbauprojekt überhaupt realisieren zu können, hatte man die Übergangsküche und Teile des Speisesaals in den Festsaal umgelagert. Die Baumaßnahme beinhaltete neben dem Umbau der Zentralküche (die in den 50 Jahren nur zweimal teilsaniert worden war) sowie der angrenzenden Bereiche mit Speisesaal, Terrassenzimmer, Terrasse und Kaminzimmer weiter den Umbau der Konditorei, die Modernisierung des kleinen Supermarkts, die Sanierung der Toilettenanlagen im Foyer sowie die Einrichtung neuer Büroräume/Archivräume/Haustechnik mitten im Unterschoss.

Steht man in den neuen Räumen – die neue Küche mit Speisesaal für 244 Gäste wurde im März, coronabedingt allerdings erst nach und nach, für alle Häuser auf dem weitläufigen Gelände des Altkönig-Stifts geöffnet – fällt es schwer, sich nach der zweijährigen Bauzeit noch vorzustellen, wie die zuvor zwei sehr verwinkelten Speisesäle im Atrium aussahen. Das neue Konzept, mit dem man sich im Hause für die Zukunft deutlich moderner aufgestellt hat, besticht durch ein stimmiges Farbkonzept, das Ruhe und Gemütlichkeit ausstrahlt. Befürchtungen, der nun erheblich größere Speisesaal könnte statt Restaurantatmosphäre Hallencharakter haben, wurden nicht wahr. Dank funktionierender eleganter Raumteilung durch moderne Sitzbänke, einer gelungenen Akustik und einer ansprechenden Lichtinstallation ist ein sehr attraktiver Speisesaal mit viel Licht durch seine neue Glasfront, anstatt langem geschlossenem Flur, zur Terrasse hin entstanden.

Um 11.30 Uhr herrscht in der Küche schon seit einigen Stunden konzentrierte Geschäftigkeit, die Speisen sind weitgehend vorbereitet, die Tische eingedeckt und die Bewohnerinnen und Bewohner warten teilweise schon vor dem Speisesaal auf Einlass.

Statt geplanter 9,55 Millionen Euro hat der aufwendige Umbau 10,5 Millionen Euro gekostet, berichten die beiden Vorstandsmitglieder Thiede-Werner und Quasigroch.

Ein halbes Jahr länger als geplant mussten sich die Bewohnerinnen und Bewohner mit der Baustelle arrangieren. Die Kostenerhöhung und die lange Umbauzeit waren auch den Corona-Widrigkeiten geschuldet, berichten die beiden bei einer Führung durchs Haus. So warten sie noch immer auf den kompletten Abschluss der Bauarbeiten. Es fehlen die Terrassenmöblierung und andere Details – beispielsweise konnten die Hülsen für die in den Terrassenboden eingelassenen Sonnenschirme noch nicht geliefert werden. Die Lieferschwierigkeiten haben sich durch die Corona-Pandemie aktuell noch verschärft, sodass sie dennoch dankbar sind, selbst nun schon kurz vor dem Abschluss der Bauarbeiten zu stehen, und sie guter Dinge sind, die Bewohnerinnen und Bewohner zur Eröffnung der Terrasse und damit verbundener „White Night“ in Kürze einladen zu können. Der Speisesaal ist seit Juli für alle Bewohnerinnen und Bewohner geöffnet (lange Zeit gab es das Essen aufgrund der Pandemie auf‘s Zimmer, und zunächst durften wechselseitig nur die Bewohner eines Hauses in den Speisesaal und die Räumlichkeiten des vorgelagerten Cafés zurückkehren). Mit der neuen Innenraumgestaltung verschwanden auch die täglichen weißen Tischdecken, dafür wurden die Tische komplett neu eingedeckt.

Bei allen Veränderungen waren neben dem Bauausschuss der Aufsichtsrat und Einrichtungsbeirat miteingebunden. Beispielsweise habe man die Köchinnen und Köche in die Planungen involviert, was die Küchenausstattung betrifft, dem Einrichtungsbeirat wurden Tische probegedeckt und die neuen Ideen vorstellt, die bis zur Umstrukturierung des Restaurantpersonals und seiner Aufgaben reichen. Allein das Lichtkonzept habe einige Überzeugungskraft gekostet, auch bei ihr selbst, gesteht die Stiftsdirektorin. Um so mehr freut sie sich nun über das gelungene Ambiente, das von dem Gros der Anwohnerinnen und Anwohner positiv aufgenommen worden sei.

Ende März 2020 mussten die Bauarbeiten für drei Wochen gestoppt werden, um auf der gesamten Baustelle Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Infektionsgefahr zu treffen. Die Anzahl der Handwerker, die gleichzeitig auf der Baustelle waren, musste reduziert werden, und auch langfristig konnte bei Bedarf ihre Anzahl nicht kurzfristig aufgestockt werden, da die Handwerksbetriebe ihre Mitarbeiter coronabedingt nun auch in festgeschriebenen Teams arbeiten ließen.

Wie fast alle Bauherren hatte auch das Team des Altkönig-Stifts noch mit weiteren, unvorhersehbaren Widrigkeiten zu kämpfen. „Als der Lichthof abgerissen werden sollte, wurden wichtige Versorgungsleitungen entdeckt, die auf keinen Bauplänen des Gebäudes vermerkt waren“, erzählt Quasigroch. Diese waren jedoch elementar, sodass umgeplant werden musste, um diese zunächst unter dem Estrich neu zu verlegen. Erst danach konnte schließlich die alte Deckenkonstruktion inmittten des Gebäudes samt Lichthof abgerissen werden.

Doch die größten Widrigkeiten blieben und bleiben die Einschränkungen, Auflagen und Vorsichtsmaßnahmen zur Corona-Pandemie, wissen Thiede-Werner und Quasigroch. Bis heute habe sich davon keiner so richtig erholt, erklären sie. Alle Pflegekräfte und Mitarbeiter hätten Höchstleistungen geliefert, aber eine wirkliche Entspannung sei immer noch nicht spürbar. Das verwundert die Vorstandsmitglieder auch nicht, die Angst vor dem Virus und möglichen erneuten Einschränkungen, die ein geselliges Beisammensein und Besuche von außen, ein normales Leben völlig lahmgelegt hatten, hänge nach wie vor wie ein Damoklesschwert über allen.

Dennoch herrscht momentan eine sukzessive Rückkehr in eine Normalität mit Corona. Das Gros der Anwohnerinnen und Anwohner ist längst geimpft, Masken werden im Haus natürlich weiterhin getragen, Parkkonzerte sind wieder möglich, Fitness und Schwimmbad sind unter Auflagen möglich, das Café bedient sogar wieder auswärtige Gäste, und im Oktober/November könnte der Festsaal nach Rückbau der temporären Küche wieder für Festveranstaltungen genutzt werden. Für die Kunstausstellungen im Altkönig-Stift, die entlang des Flurs aufgrund fehlender Wände in gewohnter Form nicht mehr möglich sind, soll eine neue Umsetzung gefunden werden. Doch noch wird auf viel Öffentlichkeit im Haus, abgesehen von Bewohnerbesuchen, mit gutem Grund verzichtet. „Wir sind fest davon überzeugt, dass die seit März 2020 ganz regelmäßig durchgeführten Testungen einen nicht unerheblichen Beitrag dazu geleistet haben, frühzeitig auf ein Infektionsgeschehen reagieren zu können“, berichten sie. Inzwischen wurden im Altkönig-Stift schon über 17.000 Tests auf Corona durchgeführt, darunter auch Tausende von Tests in Eigenregie.

Einen positiven Nebeneffekt und nicht mehr wegzudenken aus dem Altkönig-Stift, sagt die Stiftsdirektorin, ist der hauseigene Fernsehkanal. Den hatte der Stiftsvorstand aus der Not geboren, um wichtige Informationen im Haus trotz Versammlungsverbot weitergeben zu können. Mit der Zeit hatten sich auch die Anwohner hier mit Formaten eingebracht – neben Angeboten wie Gedächtnistraining und Gottesdienst gibt hierüber inzwischen philosophische Vorträge und Übertragungen der Veranstaltungen im Park. „Auf diese Weise können die Bewohnerinnen und Bewohner, die an einem bestimmten Termin verhindert sind, sich nicht wohl fühlen oder gar bettlägerig sind, trotzdem an unseren Kulturveranstaltungen teilnehmen und sich informieren“, berichten die beiden. Sie sind bereits von einer großen Anzahl von Bewohnern darauf angesprochen worden, den Hauskanal bitte auf keinen Fall, auch nach einer hoffentlich irgendwann in Zukunft abebbenden Pandemie, wieder abzuschaffen.

Aus zwei verwinkelten Speisesälen im Altkönig-Stift wurde einer mit einem äußerst ansprechenden Raumkonzept.
Foto: Westenberger

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