Altkönigschule stellt sich vor und demonstriert ihre Vielfältigkeit

Geschichte zum Anfassen: In der Papyruswerkstatt von Andrea Höhle stellten die Sechstklässler ähnlich den alten Ägyptern aus Papyrus mit Leim und Presse Schreibpapier her.

Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – 1.462 Schülerinnen und Schüler gehen auf die Altkönigschule. Gemeinsam zeigten sie vergangenen Samstag allen interessierten Eltern und zukünftigen Schülern die Vielfältigkeit ihrer Schule. „Ich finde es gut, dass wir eine kooperative Gesamtschule sind“, so Schulleiter Martin Peppler, seit zweieinhalb Jahren in leitender Funktion an der AKS. „Natürlich sind wir gymnasial geprägt, aber ich denke, wir halten doch für alle Bildungsgänge etwas bereit. Peppler ist gefragt heute zum Tag der offenen Tür: Lehrer und Schüler haben sich viele Gedanken gemacht, was sie an diesem Samstag machen wollen, Lehrer und Schüler freuen sich nun auf einen Besuch von ihm. Mathematische Probleme lösen oder Linoldruck, Sporttag oder Mikroskopieren? Märchenwerkstatt oder Geschichte zum Anfassen? In der Papyruswerkstatt von Andrea Höhle fertigten die Sechstklässler ähnlich den alten Ägyptern aus Papyrus mit Leim und Presse Schreibpapier. Nun nutzten sie die Hieroglyphen der alten Ägypter und fertigten Lesezeichen und Weihnachtskarten an. Nur die Tinte, die sie auf Binsenhalmen nutzen, hatten die Ägypter in der Form noch nicht. Deren Farbe bestand aus Ruß oder Eisenoxid und Ocker. „Ich finde, in der fünften und sechsten Klasse kann man die Basis für das Geschichtsverständnis legen“, erläuterte die Lehrerin ihre Beweggründe für das Projekt. Lust auf Geschichte machen, das ginge mit Kopf, Herz und Handarbeit am besten. Die Schülerinnen und Schüler schienen das ähnlich zu sehen, einige waren dermaßen in ihre Schriftzeichen-Arbeit vertieft, dass sie die Pause schlicht verpassten.

Ein Publikumsmagnet beim Tag der offenen Tür waren auch die Naturwissenschaftsräume. Hier ist die AKS als Mint EC-Schule hervorragend aufgestellt, freut sich Schulleiter Peppler. Die Schüler, die gerade kleine Versuche mit großer Wirkung anleiteten, wurden den gesamten Vormittag über nicht müde, mit interessierten Eltern und ihren Kindern Versuche durchzuführen und ihnen die chemischen Reaktionen zu erläutern. Die Altkönigschule ist aber nicht nur Mint EC-Schule, sie ist, neben dem Sport- und Musikschwerpunkt, den sie den Schülern bietet, auch UNESCO-Schule, die beispielsweise seit vielen Jahren das Nepalpatenprojekt durchführt und die Kreisau AG. „Wir haben wirklich viele Angebote, nicht nur im Hinblick auf politische Bildung, auch in der Umwelterziehung und im Bereich des kulturellen Austauschs, informiert er und zählt die Möglichkeiten des Schüleraustauschs auf: mit Spanien, Frankreich, mit St. Petersburg, alle zwei Jahre mit Australien und mit Wales. Was jedoch noch wichtiger sei, „alle Projekte sind wirklich mit Leben gefüllt und finden auch statt.“ Sogar „das möeh ist back“, die Schülerzeitung, die seinerzeit schon ausgezeichnet wurde, hat wieder jede Menge junger kreativer Nachwuchsjournalisten zu bieten und stellte sich in der Aula neben einigen anderen AGs und der Schülervertretung vor.

Wer sich erst einmal einen Überblick über die Schule verschaffen wollte, konnte an diesem abwechslungsreichen Vormittag mit vielen kulinarischen Leckereien, die die Schüler selbst vorbereitet hatten und nun verkauften, um die Klassenkasse zu füllen oder sie gegen eine Spende für ihre schuleigenen sozialen Projekte anboten, an einer Schulführung teilnehmen. Großes Erstaunen war einigen Gesichtern beim Blick ins Lehrerzimmer abzulesen. „Die Altkönigschule hat ein sehr junges Kollegium“, bestätigte die Schülerin auf Nachfrage einer Mutter. Mitunter muss man zweimal hinschauen, um die noch jungen Lehrerinnen und Lehrer zwischen älteren Schülern ausfindig zu machen.

Vor und nach den ebenfalls von kundigen Schülern durchgeführten Schulführungen lauschten einige der offenen Probe einer Musikklasse, andere versuchten sich in der Porträtmalerei. Kunstlehrer Tobias Böhm hatte mittels einer als Zwischenscheibe gespannten Klarsichtfolie mit einfachen, aber effektiven Mitteln die Porträtzeichnung möglich gemacht: Zwei Personen sitzen sich auf Stühlen gegenüber, die eine zeichnet die andere mit Folienstift auf die gespannte „Scheibe“. Das führte zu interessanten Begegnungen. Nebenan saßen Böhms Oberstufenschülerinnen (ein reiner Mädchenkurs) und beschäftigen sich in Kooperation mit der städtischen Gleichstellungsstelle mit dem Thema „Nein zu Gewalt an Frauen“. Sie hatten bereits vor einigen Wochen einem Vortrag aus dem Oberurseler Frauenhaus gelauscht, der sie lehrte, dass „jede dritte oder vierte Frau in ihrem Leben einmal Opfer von körperlicher oder psychischer Gewalt wird“, erzählte Böhm.

Die jungen Damen hatten nun die Aufgabe, für sich selbst wertschätzende, stärkende Botschaften zu finden: Denn: eine starke Frau ist eine, die im richtigen Moment „Nein“ sagen und sich schützen kann. Künstlerisch beschäftigten sich die Damen dazu mit dem Leben und Werk Frida Kahlos, die eine starke Persönlichkeit war. Die 16-jährige Valentina Constantin beispielsweise hatte das Statement „Ich bin wertvoll“ gesetzt und war nun dabei, Fridas Kahlos Porträt in ein missverstandenes „wertvoll“ umzuarbeiten: Kahlo – behangen mit teuren Chanel-Klunkerketten in Pelz gehüllt (Ausstellungseröffnung zu dem Projekt ist der 26.11. um 16.30 Uhr in der Kronberger Stadtbücherei).

Während die Klassen konzentriert an ihren Themen und Projekten arbeiteten, trafen sich im ersten Stock 24 Paten für 28 Schülerinnen und Schüler einer siebten Hauptschulklasse. Gabriele Meyer-Mölck merkte man im Gespräch ihre Begeisterung an, junge Menschen auf den Weg zu bringen: Seit vielen Jahren schon organisiert sie für die Johanniter Hilfsgemeinschaft Taunus dieses Patenprojekt, bei dem sie den Siebtklässlern Paten sucht, die diese unterstützen, einen Praktikumsplatz zu finden, erzählt sie. Dieses Mal ist ihr beinahe eine 1:1 Betreuung gelungen. Die Schüler werden zu ihren Wünschen befragt, die Paten stellen die Kontakte zu den Betrieben her, unterstützen die Schüler bei der Bewerbung, begleiten sie zum Vorstellungsgespräch und betreuen sie während des Praktikums. „Normalerweise haben die Schüler in der siebten Klasse noch gar kein Praktikum, bei uns aber schon“, freut sich Peppler über diese großartige Form der ehrenamtlichen Unterstützung und Begleitung junger Menschen.

Bei der Vielfalt der Themen verwundert es nicht, dass der Samstagvormittag an der AKS sehr schnell zu Ende geht und Lehrer, Schüler und Eltern ins wohlverdiente Wochenende und einen sonnigen Novembernachmittag entlassen werden.

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