Im Bahnhofskeller sickert ein stetes Rinnsal –Kausaler Zusammenhang mit dem Winkelbach?

Frederik Roth vermutet einen Zusammenhang mit dem Winkelbach.

Kronberg (hmz) – Die Stadt Kronberg wollte das Mikroklima in ihrem Bahnhofsareal „nachhaltig verändern“ und einen Gewässerabschnitt „ökologisch aufwerten“. Der dortige Winkelbach verlief zunächst in einem unterirdischen Rohr, dann wurde er auf einer Länge von 400 Metern offengelegt – als eine Auflage des Regierungspräsidiums Darmstadt, um die Bebauung des Viertels zu genehmigen. Traurige Bekanntheit erlangte das Bächlein mit seinem Eintrag ins Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler, der die Offenlegung für eine Verschwendung von Steuergeldern und den ökologischen Mehrwert für überschaubar hielt. Seit November 2022 sprudelt der Winkelbach zum großen Teil in einer 40 Zentimeter breiten Betonrinne zwischen Straße und Bürgersteig in seinem neuen „Bachbett“ und möglicherweise seit einiger Zeit auch im Kellergewölbe des denkmalgeschützten Bahnhofs, der gerade aufwendig saniert wird.

Ortstermin mit Frederik Roth, Geschäftsführer der REAL KG und Bauherr: Der Rundgang durch die Innenräume des Bahnhofs, die einen deutlichen Baufortschritt zeigen und auch einen Eindruck zulassen, wie alles einmal aussehen könnte, geriet allerdings zur Nebensache, als Roth zum Kernproblem kam, für das er sich eine schnelle Lösung erhofft, damit sich der Schaden nicht noch weiter verschlimmert.

„Wir haben seit Anfang Dezember 2022 im Bahnhofsempfangsgebäude einen sehr starken Wassereintritt aus Richtung des offengelegten Winkelbachs am Casals Forum und vermuten, dass dies im Zusammenhang mit der Beendigung der Verrohrung und Verlegung des Winkelbachs steht, der direkt auf den Bahnhof zuläuft und kurz davor rechtwinklig abbiegt“, so Roth. Seine Befürchtungen seien inzwischen von Dipl. Ing. Armin Geisel und dem Bauleiter sowie von Geologen und Wasserfachleuten bestätigt worden, die sich vor Ort im Keller unter den ehemaligen Gastronomieräumen ein Bild gemacht hätten. „Das Rinnsal im Gastrokeller tritt in Höhe des Fußbodenniveaus, also weit oberhalb des Grundwasserspiegels, aus einer Fuge im Mauerwerk aus. Auffällig sei, dass das Problem im Keller des alten Bahnhofsempfangsgebäudes erst im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme des Winkelbaches aufgetreten sei. Ein Schaden im Trinkwassernetz wie auch eine Einstauung einer öffentlichen Sammelleitung sei inzwischen vom Fachamt Tiefbau der Stadt Kronberg ausgeschlossen worden. Da sich die Höhe des Grundwassers an den vorhandenen fünf Suchschnitten im Gebäude, die die REAL KG im Keller für Planungszwecke einer Tieferlegung des Kellers selbst vorgenommen hat, überhaupt nicht verändert habe, könne ausgeschlossen werden, dass es sich um Grundwasser oder Schichtenwasser handelt. „Im Bahnhofsempfangsgebäude gibt es auch keinen Wasseranschluss, der in Betrieb ist. Das Dach und die Fallrohrleitungen sind dicht. Aktuell ist das Gebäude eine Baustelle. Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, woher genau das Wasser kommt, das in unseren Keller fließt.“ Aber sollte es aus dem umgelegten Winkelbach entweichen, gebe es dafür bestimmt eine baulich begründete Erklärung, glaubt Roth. Aus Erfahrung wisse er, dass auch Fertigteile undicht sein können. „Und ein Blick in die Abnahmeprotokolle zur Dichtigkeitsprüfung, Pläne und Bodengutachten der Stadt könnten sicherlich auch interessant sein“, so der Bauherr weiter.

Lediglich im Bereich des ehemaligen Busfahrerbereiches (Anbau neben dem Kiosk) gebe es einen noch funktionierenden Wasseranschluss und ein WC mit Spülung. „Wir haben den Vorschlag gemacht, das Wasser des Winkelbachs kurz nach der Öffnung beim Casals Forum einzufärben und den Winkelbach für einen längeren Zeitraum (mindestens drei Wochen) abzudrehen, damit man einen Zusammenhang feststellen und ihn dokumentieren kann.“ Auch das Bahnhofsmanagement der DB AG Frankfurt würde dieses Vorgehen unterstützen, dies sei eine übliche Praxis. Seit Mitte März 2023 haben „wir uns mehrfach an den für das Projekt zuständigen Fachbereich Stadtentwicklung und Umwelt mit unserer Befürchtung gewandt, „da der Fachbereich Tiefbau für den Winkelbach und unser Problem nicht zuständig ist. Wir sind der Ansicht, dass die Ursache dringend geklärt werden muss und wir gemeinsam nach einer Lösung suchen müssen.“ Das Angebot des Umweltreferenten, den Winkelbach für maximal einen Tag um 9 Uhr abzudrehen und nach der Trockenlegung um 16 Uhr gemeinsam zu dokumentieren „und uns bezüglich der Baugrunduntersuchung an die Kronberg Academy Stiftung zu verweisen, ist in dem Zusammenhang wohl ein schlechter Witz“, so Roth.

Für die Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung und Umwelt sei seiner Ansicht nach die Sachlage hingegen jetzt schon klar. Darauf ließe die schriftliche Antwort schließen, deren Inhalt er wie folgt umreißt: Die Lösung könne nur in einer Bauwerkssicherung liegen, die in der Verantwortung des Bauherrn liege. Auch Fachbehörden hätten bestätigt, dass Grundwasserhöhe und Schichtenwasserverlauf natürliche Gegebenheiten seien, mit denen man bei Baumaßnahmen entsprechend umgehen müsse“. Es liegt auf der Hand, dass sich Frederik Roth mit dieser Antwort nicht zufrieden gibt: „Nach Rücksprache mit den Fachexperten und Geologen verstehen wir die Stellungnahme nicht – insbesondere, wie der Fachbereich, ohne uns eine Untersuchung mittels Einfärbung beziehungsweise für einen längeren Kontrollzeitraum zu ermöglichen, sofort davon ausgeht, dass es sich bei dem in unserem Keller eintretenden Wasser um Grund- oder Schichtenwasser handelt.“ Die Lösung könne hier wohl nicht darin liegen, dass man Untersuchungen verhindere, den zeitlichen und kausalen Zusammenhang negiere und der Real KG als Bauherrin nahelege, die Verantwortung auf eigene Kosten und Risiko selbst zu übernehmen, kritisiert der Bauherr. Frederik Roth wird schlussendlich nichts anderes übrig bleiben, als mit einer gutachterlichen Stellungnahme für Klärung zu sorgen, denn ihm „rinnt“ die Zeit davon. Die zuständige untere Denkmalschutzbehörde sei bereits informiert worden. Sollte sich herausstellen, dass es doch einen Zusammenhang zwischen dem plötzlich aufgetreten Problem im Bahnhofskeller und der Offenlegung des Winkelbachs geben sollte, wären die Folgen für die REAL KG fatal.

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