Kronberg (mw) – Die Idee für eine Erweiterung des MTV-Vereins durch eine Dreifeldhalle direkt am Sportplatz auf dem Wiesenwaldstück neben den jetzigen Parkplätzen kam im Vorstand des MTV bereits vor einigen Jahren auf. Eine solche Halle neben dem Hauptgebäude des MTV würde perspektivisch möglich machen, dass Basketballer, Handballer und Hockeyspieler vor Ort trainieren können und auch die Punktspiele dort ausgetragen werden könnten. Das ist aktuell aus Kapazitätsgründen unmöglich, außerdem lassen die Hallenausmaße Punktspiele an den Schülerwiesen gar nicht zu, macht Daniel Rinck, Leiter der Hockeyabteilung beim MTV, auf die andauernde Problematik aufmerksam. Gemeinsam mit MTV-Präsident Peter Rössler und Willy Schuster, MTV-Leiter Sport, zeigten sie vor Ort den möglichen Standort der Dreifeldhalle, deren Realisierung nicht nur die Trainingsprobleme ihres Vereins lösen würde, sondern auch den Vereinssport im ganzen Hochtaunuskreis unterstützen würde, der, was die Hallenkapazitäten angehe, ebenfalls Not leide. Wie Rinck berichtet, müssen die MTV-Hockeyspieler in der Wintersaison zum Training bis nach Dreieich fahren, da in der AKS-Halle Hockey gar nicht trainiert werden darf. Auch die Möglichkeit, nach Öffnung der Halle des Taunusgymnasiums wieder in Königstein Trainingseinheiten buchen zu können, sei ungewiss, da Königstein den stadteigenen Vereinen natürlich den Vorzug geben will.
Doch die Idee einer Dreifeldhalle am jetzigen Standort ist alles andere als eine schnelle, sichere Lösung, da der Standort ein „Konvolut von Unwägbarkeiten“ birgt, wie Erster Stadtrat Robert Siedler feststellt. Denn unterirdisch verbergen sich auf dieser Fläche und bis mindestens zur B455 hinauf Altlasten einer ehemaligen städtischen Mülldeponie, die dort in den 20er Jahren beginnend bis in die 70er Jahre Bestand hatte. Damals wurde der Müll noch „ungeordnet“ hineingekippt, keiner wisse deshalb so genau, was dort, zum Grundwasser hin, vermutlich ungesichert, im Boden schlummere. Das Regierungspräsidium Darmstadt untersucht in regelmäßigen Abständen die austretenden Gase. „Aktuell“, unterstreicht Daniel Rinck, selbst Projektentwickler, „sieht das Regierungspräsidium für die Mülldeponie keinen Handlungsbedarf.“ Rinck hat für den MTV ehrenamtlich Pläne angefertigt und die Baukosten einer solchen Halle auf ca 3,5 Millionen Euro beziffert. Was aber ist, wenn sich die Regularien für Mülldeponien in Hessen ändern? Oder neben den austretenden Methangasen plötzlich im Grundwasser Belastungen festgestellt werden, dort aber eine Halle steht? Für Siedler ist es aus ökologischen Gesichtspunkten „unverantwortlich, hier die Altlasten zu bebauen.“ Technisch sei das möglich, keine Frage, aber die Fülle der öffentlichen Belange, die an dieser Stelle in Widerspruch zu einer Bebauung stünden, sei zu groß. „Ich halte es für rausgeschmissenes Geld, diese Idee weiterzuverfolgen.“
Dennoch: Die Stadt hat über den Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung 30.000 Euro in den Doppelhaushalt 2022/2023 eingestellt um „Vorplanungen und Untersuchungen“ anzustellen. Man habe dem MTV damit grundsätzlich das Signal geben wollen, das Projekt unterstützen zu wollen, wenn es denn machbar sei, erklärt König, der ankündigt, dass die im Vorfeld zu klärenden Fragen nun Stück für Stück abzuarbeiten wären. Weitere Bohrungen stünden an, um die Beschaffenheit des Untergrundes zu ermitteln. Untersucht werden soll weiter, was mit dem verrohrten Bachlauf, der an dieser Stelle ebenfalls durch die Altlasten führt, zu machen ist. Für Siedler stellt sich jedoch die Frage, wohin der Bach, wenn er offengelegt werden müsse, langzuführen sei. Seiner Überzeugung nach stehe neben der 1.500 Quadratmeter großen Halle für eine Bachoffenlegung und MTV-Parkplätze kein ausreichender Platz mehr zur Verfügung. Hinzu kommt, dass das Gelände über keinen Bebauungsplan verfügt. „Bauen im Außenbereich bedarf aber eines B-Plans“, betont Siedler. Zwar sei wohl die Errichtung einer Halle im Einzelfall möglich, aber eben nur, wenn keine öffentlichen Belange beeinträchtigt würden.
Und es gibt noch einen weiteren Aspekt, der geklärt werden muss: Aktuell ist das Gelände forstrechtlich Wald. Es müssten also mindestens Ausgleichsmaßnahmen geschaffen werden. „Das sind aber überwindbare Probleme“, bemerkt König zu letzterem Punkt. Doch der Bürgermeister weiß ebenfalls, die öffentlichen Belange zusammengenommen zeigen auf, „dass am Ende noch nicht gesagt ist, dass das Projekt durchführbar ist“.
Ein Abtrag der Altlasten sei übrigens derzeit, da es hierfür keine Fördermittel gebe, auch keine realistische Option, erläuterte der Erste Stadtrat.
Technisch sieht der MTV eine Halle auf Pfählen vor. Das sei zwar aufwendiger, aber eine Bodenplatte auf eine Deponie zu setzen, birgt die Gefahr, dass der Untergrund absackt, außerdem muss sichergestellt sein, dass die Fläche weiter ausgasen kann, erklärt Rinck dazu. Erstem Stadtrat Siedler gefällt diese technisch machbare Lösung dennoch nicht, da die Pfähle durch den Untergrund bis hinunter auf den Fels gebohrt werden müssen. Genau damit bringe man in die ruhenden Altlasten wieder Bewegung und könne nicht vorhersagen, welche Veränderungen das im Boden nach sich ziehe.
Peter Rössler und Daniel Rinck wollen an dieser Stelle keinen Frontenaufbau. Sie wissen, ein solches Projekt ist ohnehin nur zu stemmen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. „Wir warten aber mit Spannung darauf, was die Stadt jetzt unternimmt, um die Machbarkeit zu untersuchen.“ Und sie wünschen sich Unterstützung für mögliche Alternativen, damit ihr Verein sich weiterentwickeln kann, am besten am jetzigen Standort. Rinck hält dabei auch die Idee, weiter rechts in den Wald hinein, am ehemaligen Steinbruch, die Halle zu errichten, für überlegenswert. Eine weitere Alternative, die aber der Vorbereitung (Stichwort: Flächennutzungsplan) bedürfe, sei ein Sportzentrum hinter der Altkönigschule. Einem Neubau auf dem jetzigen Hallengelände kann der MTV-Verein dagegen nicht viel abgewinnen. Die Expansionsmöglichkeiten seien an dieser Stelle beschränkt und außerdem hätte der Verein bei dieser Lösung über 2,5 Jahre keine Trainingsmöglichkeiten, ein „Unding“ für den aktuell knapp 3.000 Mitglieder zählenden Großverein, der dann Gefahr laufe, zu viele seiner Sportler zu verlieren.