Kronberg (war) – In diesem Jahr wird an vielen Orten in Deutschland an den sogenannten Bauernkrieg vor 500 Jahren mit Ausstellungen und Veranstaltungen erinnert. Doch es kam nicht nur auf dem Land zum Aufruhr, sondern auch in vielen Städten, wie in Frankfurt.
Erste Unruhen in der Landbevölkerung begannen bereits 1524 im Schwarzwald. Von dort aus griffen die Aufstände auf den Oberrhein und die Pfalz sowie ins Elsass über, um sich in Oberschwaben und im Württembergischen bis nach Franken und Thüringen weiter fortzusetzen. In unserer Gegend flammten größere rebellische Aktivitäten in Frankfurt, Mainz, dem Rheingau sowie im Raum Fulda-Hersfeld und im Odenwald auf.
So wurden im Zisterzienserkloster Eberbach bei Eltville die Vorräte geplündert und das Große Fass, damals der Stolz des Klosters und wohl rund 70000 Liter Wein enthaltend, von den Okkupanten weitgehend leergetrunken oder besser gesagt leegesoffen. Dennoch fielen die Konflikte zwischen Obrigkeit und Untertanen auf dem Gebiet des heutigen Hessens insgesamt weniger heftig aus als in Süddeutschland und Thüringen, wo viele Burgen, Adelssitze, Kirchen und Klöster in Flammen aufgingen, oft von Raub, Terror und Totschlag begleitet.
Interessanterweise ist in Wolfgang Ronners Regestenbuch „Die Herren von Kronberg und ihr Reichslehen 1189 – 1704“ einer Urkunde [Regeste 3545] vom Juni 1525, die im Hessischen Staatsarchiv in Marburg aufbewahrt wird, folgender Vermerk zu entnehmen: „Weigerung der Bauern in Eppstein, Kronberg, Homburg v.d.H., den Zehnten zu zahlen.“
Auch Wolf-Heino Struck erwähnt diese Quelle in seinem Buch „Der Bauernkrieg am Mittelrhein und in Hessen.“ Doch allzu lange dürften die Betreffenden in der Burgstadt den Aufstand nicht geprobt haben, denn 1525 hielt Landgraf Philipp von Hessen diese besetzt, weil Hartmut XII. von Kronberg seinen Vetter Franz von Sickingen in einer Fehde gegen den Trierer Kurfürsten im Jahr 1522 erfolglos unterstützt hatte.
Der Landgraf war ein entschiedener Gegner der Aufständischen und hätte sicherlich nicht lange „gefackelt“, entsprechende Unruhen in Kronberg zu dulden. Hatte er doch bereits Ende April/Anfang Mai 1525 die rebellischen Aktionen im Raum Fulda und Hersfeld rasch niedergeworfen, wenn auch er danach auf einige Forderungen der Bauern einging und so für Verbesserungen sorgte.
Insbesondere über überhöhte und oft willkürlich erhobene Abgaben durch Adel und Kirche – dazu zählte der Zehnte – kam es immer wieder zu Beschwerden, so auch in Kronberg. Philipp beteiligte sich zudem energisch Mitte Mai an der Niederschlagung des Aufstandes vor der Stadt Frankenhausen am Kyffhäuser. Hier kämpften in einer der zentralen Schlachten des Bauernkriegs die Aufständischen unter Führung von Thomas Müntzer gegen ein Landknechtsheer, das unter anderem vom hessischen Landgrafen befehligt wurde. Es wird geschätzt, dass rund 6.000 Bauern auf dem Feld den Tod fanden, während das Fürstenheer angeblich nur sechs Tote zu beklagen hatte. Die genauen Gründe, warum sich die Kronberger veranlasst sahen, gerade im Juni 1525 die weitere Zahlung des Zehnten abzulehnen, sind nicht überliefert, könnten aber durchaus mit entsprechenden Unruhen im April 1525 in Frankfurt in Verbindung gestanden haben.
Dort war es während des Osterfestes zu Tumulten – angefacht von Handwerkern einiger Zünfte – gekommen. Diese übergaben dem Rat der Stadt einen Forderungskatalog mit 46 Artikeln und zwangen die Obrigkeit, ihrem Verlangen umgehend nachzugeben. Umliegende Orte, wie Soden, Sulzbach und Bornheim, rebellierten daraufhin ebenfalls. Es könnte daher sein, dass sich die Kronberger daran, wenn auch zeitverzogen, ein Beispiel nahmen.
Ende Juni 1525 wurden die 46 Artikel aber schon wieder aberkannt, um in Frankfurt die alten Machtverhältnisse erneut herzustellen, denn mittlerweile hatten die Fürsten, darunter der hessische Landgraf, die Aufständischen auf breiter Front im Reich weitgehend erfolgreich besiegt. Auch für Kronberg sind keine weiteren Aktivitäten, den Zehnten nicht mehr zu leisten, überliefert.