Drei Uraufführungen beim Kronberg Academy Festival

Das Ensemble Modern spielt beim Abschlusskonzert des Kronberg Academy Festivals am 1. Oktober die Uraufführung des Cellokonzerts von Jüri Reinvere. Foto: Katrin Schilling

Kronberg (aks) – Drei Uraufführungen präsentiert die Kronberg Academy bei ihrem diesjährigen Festival, das sich unter dem Titel „Searching for Ludwig“ auf Spurensuche nach den Vorgängern, Zeitgenossen und musikalischen Erben Ludwig van Beethovens begibt. Die Akademie beauftragte drei Komponisten verschiedener Generationen, sich Beethoven aus ihrer persönlichen Perspektive zu nähern: Johannes X. Schachtner, Jahrgang 1985, Jüri Reinvere (1971) und Moritz Eggert (1965).

Die erste Premiere hat Johannes X. Schachtner beim Kronberger Eröffnungskonzert am

26. September. Seine Komposition „Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei.“

Konzertante Strophen für Violine, Violoncello und Streichorchester“ lässt nicht nur im Titel Beethovens 6. Sinfonie anklingen. Schachtner sagt dazu: „Gleichwohl diese pastorale Symphonie als eines der bekanntesten Beispiele für Programmmusik gilt, ist es vielmehr die Haltung des Komponisten zu den Mitmenschen und zur Natur, die dieses Werk beherrscht. Sie ist auch gleichzeitig eine Beschäftigung mit der Utopie des Zusammenlebens von Mensch und Natur. Dieser sehr heutige Aspekt im Werk Beethovens wurde also der Ausgangspunkt für meine Komposition.“ Bei der Uraufführung dirigiert Schachtner die Kremerata Baltica, Solisten sind Marie-Astrid Hulot (Violine) und Claudio Bohórquez (Violoncello). „Die Liebe fordert alles und ganz mit Recht, so ist es mir mit dir, dir mit mir.“ – Dieses

poetische Zitat aus Beethovens „Brief an die unsterbliche Geliebte“ stellt der in Frankfurt am Main aufgewachsene Komponist Moritz Eggert seinem Werk voran, um seine Beziehung zu Beethoven zu charakterisieren: „Beethovens Musik ist mir innig und vertraut, und wenn sie eine Person wäre, könnte man auch sagen, dass sie für mich eine „unsterbliche Geliebte“ ist. sDie Herausforderung, ‚Präludien‘ für die wunderbaren Violinsonaten Beethovens zu schreiben, war daher natürlich ehrfurchteinflößend, denn was man bewundert, fürchtet man auch ein bisschen.“ Doch Eggert will Beethoven, diesem „großen Erzähler der Freiheit“, „auf Augenhöhe begegnen“: „Ich habe mich bewusst auf das konzentriert, was Beethoven für mich ausmacht: sein immer wiederkehrendes Definieren einer musikalischen Logik, die – sehr oft augenzwinkernd – dann individuell aus dem Ruder läuft und sich von Konventionen befreit.“ Die „10 Vor- und Nachgedanken zu den Beethovenschen Violinsonaten für Violine solo“ sind in Kronberg am 27. und 28. September zu erleben, jeweils einzeln und unmittelbar vor der Aufführung der jeweiligen Sonate. Dazu gibt Moritz Eggert an beiden Tagen Werkeinführungen in seine Komposition; am 28. September wird sie ergänzt, gemeinsam mit Harald Eggebrecht, mit einer Einleitung zu Beethovens Violinsonaten.

Die Verletzlichkeit Beethovens hingegen bewegt Jüri Reinvere sehr. Der seit 2005 in Deutschland lebende estnische Komponist beschäftigte sich „mit einem für Beethoven zentralen Lebenskonflikt, nämlich dem Scheitern seines Traums von Ehe und Familie“, zugleich vermisste er in dessen Oeuvre ein Cellokonzert. Reinvere sagt über seine Komposition, die beim großen Abschlusskonzert des Festivals am 1. Oktober von dem

Cellisten Jean-Guihen Queyras mit dem Ensemble Modern uraufgeführt wird: „Bei größerer Besetzung und immensen Ansprüchen an virtuose Spieltechniken soll es um eine eigentlich intime, verletzliche Gedanken- und Gefühlswelt gehen. Jean-Guihen Queyras vereinigt für mich in seinem Spiel genau das: Intimität und Virtuosität. Und wenn dieses Festival ‚Searching for Ludwig‘ heißt, dann sucht mein Stück auch nach diesem verletzlichen Beethoven, der sein Lebensglück ebenso wenig gefunden hatte, wie er nie ein Cellokonzert schrieb.“

Tickets gibt es im Kartenbüro der Kronberg Academy, Friedrich-Ebert-Straße 6 (Receptur), geöffnet montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr, Telefonnummer 06173-783377, karten[at]kronbergacademy[dot]de. Ab dem 26. September und während des Festivals sind die Karten an den Veranstaltungsorten und täglich in der Stadthalle von 9.30 Uhr bis 18 Uhr erhältlich. Alle Veranstaltungsinformationen und Tickets gibt es auch unter www.kronbergacademy.de/festival/konzerte/.



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