Dreifach-Museumsdirektor Philipp Demandt im Schlosshotel

Dr. Philipp Demandt folgte der Einladung des Rotarier-Präsidenten Prof. Alexander Demuth ins Schlosshotel. Foto: Sura

Kronberg (aks) – Philipp Demandt passt nicht nur optisch perfekt ins Schlosshotel mit seinen prächtigen Räumen und der üppigen Kunstsammlung der Kaiserin Victoria. Der Museumsdirektor, der erfolgreich die drei Top-Museen Städel, Schirn Kunsthalle und das Liebieghaus in Frankfurt managt, zählt nicht zu den neuen lässigen Managern mit Turnschuhen und ohne Schlips. Das kann er sich schlicht nicht leisten, wenn er mit ehrbaren Großbürgern, potenziellen Mäzeninnen und Mäzenen, zum Mittagessen geht. Sein seriöses Auftreten, seine korrekte Kleidung und seine perfekten Manieren machen Eindruck. Philipp Demandt überzeugt durch seine charmante und aufmerksame Art viele seiner Unterstützer bei den Rotariern, vor allem aber verschafft ihm sein intelligenter Vortrag Respekt: „Kultur macht den Unterschied“ – ein Appell an alle, dass Kultur jede Förderung brauche. Er folgte damit einer Einladung der Rotarier. Präsident Prof. Alexander Demuth, der selbst großer Kulturförderer ist, freute sich über den voll besetzten roten Salon: „Ich beneide mich selbst: Heute kommt die Kultur nach Kronberg in Persona Philipp Demandt“. Brücken bauen, das sei ihm wichtig, dafür nutze er alle Kontakte in der Metropolregion. So war er sichtlich zufrieden mit der „ausverkauften“ Veranstaltung. Vier Rotarier Clubs (Bad Homburg vor der Höhe, Kronberg, Oberursel, Bad Soden) waren im roten Salon zahlreich erschienen – eine Premiere – und als zukünftige Spender willkommen. Huldvoll lächelt dazu Königin Victoria von England, die auf einem Porträt überdimensional die Szene beherrscht.

Finanzierung als täglicher Kampf

Dass Dr. Philipp Demandt Kunst und Kultur im Allgemeinen repräsentiert – und ehrwürdige Häuser wie das Städel im Speziellen – ist ihm wohl bewusst und Teil seines Erfolgs. So plaudert er nonchalant von einem Lunch mit einer Dame, die kurz entschlossen die Renovierung der Außenfassade des Städel, dem ältesten Bürgermuseum Deutschlands, übernahm, damit der glänzende Ruf des Kulturinstituts auch die entsprechende Fassade bekäme. Das Gespräch in Kurzform: „Was brauchen Sie? Dann machen wir das doch!“ Der Kontakt zu seinen Freunden und Förderern sei „die spannendste Seite meines Berufs“, doch leider nicht sein Alltag. Sein täglicher Kampf gelte der Finanzierung der drei Häuser, von denen das Städel als Privatstiftung kaum öffentliche Zuwendungen erhält – unter 25 Prozent, wie er verrät – da sei dann „alles auf Kante genäht“. Der promovierte Kunsthistoriker, Archäologe und Publizist kann mit einem erstklassigen Wissenschaftler-Team in seinem Haus punkten. Die wissenschaftlich einwandfreie Arbeit sei die Grundvoraussetzung, „nur dann bekommt man Exponate von anderen Museen“. Dass er über eine unerschöpfliche Energie verfügt, macht sein Werdegang klar. Nach 40 Jahren in Berlin, folgte er 2016 von der Alten Nationalgalerie dem Ruf nach Frankfurt. Seitdem fühle sich sein Leben an wie „auf der linken Spur im sechsten Gang“ – er fährt also kein langsames Auto! In atemberaubender Geschwindigkeit profitiere auch die Stadt Frankfurt von den Museen als „softer Wirtschaftsfaktor“ – das kulturelle Angebot mache jede Stadt als Wohnort sehr attraktiv. „Frankfurt ist die unterschätzteste Stadt“ – bisher. Mehr Menschen denn je besuchten Museen – „mehr als Fußballspiele“, wagt Demandt die Behauptung. Allein die letzte Lotte Laserstein-Ausstellung von September 2018 bis März 2019 brach den Rekord mit 135.000 Besuchern. „Die Zeit“ erklärte erst kürzlich Frankfurt zur „wahren deutschen Kunsthauptstadt mit erhellenden Sonderausstellungen“.

Philipp Demandt, „der Dauerdreifachdirektor“, stammt aus einer urhessischen Familie, sein Vater und Großvater waren bekannte Historiker.

Sein Vortrag ist lebendig und bildhaft, mit vielen emotionalen Ausrufen und spontanen Anekdoten – da spricht eine Persönlichkeit, deren Redestil vor Zeitgeist sprüht, voller Witz, Bonmots und ironischen Seitenhieben. Selbstkritisch mit einem Augenzwinkern und auch demütig steht er vor dem strengen Publikum der edlen Spender. Er wolle sich nicht auf seinem Ruhm ausruhen, sondern in die Zukunft durchstarten und das mit enormen Engagement. Geld spiele dabei eine wichtige Rolle, ein Museum sei ein Wirtschaftsbetrieb mit 20 bis 25 Millionen Euro Haushalt, auch wenn es wie das Städel eine private Museumsstiftung sei; ohne Grundsicherung durch die Stadt Frankfurt sehe er die Vorrangstellung dieses Museums gefährdet. Fundraising und Sponsoring seien wichtige Säulen und seine „launigen Abendvorträge“ gehörten dazu – die Struktur sei nicht gesund. Die Kosten explodierten wegen steigender Versicherungskosten, die schnell in die Hunderttausende gingen -– für ein Bild. Dafür habe man früher eine komplette Ausstellung finanziert.

Champions League der Museen

Sein Ziel sei eine solide und nachhaltige Finanzierung zu etablieren, um in der Champions League der Museen zu spielen. Und sein Appell ist eindringlich, ohne Förderer ginge es nicht: „Wir kämpfen von sehr wenig nach wenig.“ Während andere Häuser von der öffentlichen Hand unterstützt würden, sei es bei seinen Kulturinstituten nur ein Viertel davon. Die Qualität der Ausstellungen entscheide über die Unterstützung durch den Museumsverein mit 8.000 Mitgliedern. Auf die neuen Projekte kann man sich freuen, sie sind schlicht einzigartige Retrospektiven aus neuen Perspektiven, allen voran die Ausstellung in der Schirn Kunsthalle mit den Werken der Künstlerin Lee Krasner (Ehefrau von Jackson Pollock): „Künstlerinnen sind mein Schwerpunkt“, das grafische Werk Picassos im Städel sowie ab Ende Oktober „Making Van Gogh – die Geschichte einer deutschen Liebe“: Van Goghs Werke im Spiegel der deutschen Expressionisten mit 50 Meisterwerken und die besonders feine Ausstellung der barocken Elfenbeinsammlung von Reiner Winkler, die er dem Liebighaus übereignet hat. Für immer, so steht es auf dem Plakat „White Wedding“.

Rotary International

Die Rotarier, so erklärt es Nicolai von Engelhardt im Interview, verfolgen ein Ziel: Sie wollen denen zur Seite stehen, die sich nicht selbst helfen können, im lokalen Umfeld der eigenen Gemeinde und in internationalen Hilfsprojekten.

Sie alle engagieren sich langfristig und nachhaltig für das Gemeinwohl. Da gebe es viele Projekte, die Menschen zuhause unterstützen, Menschen mit Demenz oder Familien mit Kindern, die von einem befreundeten Caterer warme Mittagessen geliefert bekämen.

Viele Treffen mit Schülern stehen ganz oben auf der Rotarier-Agenda: nach dem Motto „Lebe deinen Traum“ zeige man die vielen Wege ins Management. Oder das Projekt Sanya Juu in Tansania, das seit über zehn Jahren läuft. Engelhardt sieht sich und die Rotarier als Brückenbauer: „Geld ist oft keine Lösung“, sondern es fehle an gelebter Menschlichkeit. Am meisten freut er sich auf den „Oldtimer Mitfahrtag“ am 16. Juni als Teil des Erdbeerfestes in Kronberg. Oldtimer willkommen!



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