Erschreckende Prognose: 2050 mehr Mikroplastik als Fische im Meer

Dr. Judith Jackson (Mitte) aus dem Vorstandsteam der Kronberger Grünen mit den beiden Referenten Jeanine Fischer und Dr. Stephan Krall Foto: privat

Kronberg. – Um kleinste Teilchen ging es bei der jüngsten Veranstaltung der Kronberger Grünen: um Mikroorganismen und um Mikroplastik – „beides kann man nicht sehen, genauso wenig wie C02“, kündigte Dr. Judith Jackson bei der Begrüßung an. In zwei Referaten, mit beeindruckenden Bildern unterlegt, wurde biologisches Wissen vermittelt. Dr. Stephan Krall – ein Kronberger, der sich im Ruhestand mehr denn je mit den kleinsten Lebewesen beschäftigt – hat in den hiesigen Bächen, Tümpeln und Teichen die Mikroorganismen beobachtet und fotografiert. Die so entstandenen hochvergrößerten Bilder der Kleinstlebewesen – viele sind kleiner als ein Millimeter! – imponierten durch ihre Formenvielfalt und Farbigkeit. Wichtig für die Natur sind sie, weil es sich um die unterste Stufe der Nahrungskette handelt. Auf die Frage aus dem reichlich erschienenen interessierten Publikum, wie alt die Winzlinge werden, klärte Krall auf, dass sie eigentlich ewig leben, einfach deshalb, weil sie sich durch Teilung vermehren.

Schöne Bilder hatte auch Jeanine Fischer mitgebracht, Bilder von den schönsten Meeren der Welt. Sie hat sich – aus Kronberg stammend und inzwischen wieder zurückgekehrt – jahrelang weltweit umgeschaut, wie es um die Meere bestellt ist.

Sie sind unendlich wichtig für das Überleben der Erde, denn sie bieten Nahrung und produzieren 80 Prozent des Sauerstoffs. Und das Seegras nimmt 15 mal soviel C02 auf wie der Regenwald. Umso unverständlicher ist es für sie, wie die größten Gewässer der Welt systematisch vergiftet und kaputtgemacht werden, auch und vor allem durch Plastik in jeder Größe.

Es gibt Prognosen – so Fischer –, dass es im Jahr 2050 mehr Plastik als Fische im Meer geben wird. Und man schätzt, dass jede Minute eine Müllwagen-Ladung von Plastik-Schadstoffen ins Meer gekippt wird.

Ganz nah dran am Publikum war die Referentin, als sie die Anwesenden als „Verursacher“ ansprach: „Unser Verhalten, alles, was bei uns passiert, hat natürlich Auswirkungen auf die Umwelt und die Meere.“ Mit vielen Beispielen gab sie zu bedenken, wo überall die Mikro-Plastikteilchen vorkommen: in Kosmetika, in Nahrungsmitteln, durch Plastikflaschen und – als Haupt-Verursacher – durch den Abrieb von Reifen.

Und wer sein Gewissen damit beruhigt, dass er doch Plastik ordentlich in den gelben Sack oder in der gelben Tonne „entsorgt“, der sollte wissen, dass nur elf Prozent recycelt werden, 13 Prozent werden verbrannt und 74 Prozent landen dann doch in der Natur oder im Meer. Und ganz und gar schockierend war die Auskunft, dass jeder Mensch durchschnittlich 5 Gramm Mikroplastik pro Woche einatmet oder verzehrt: Das entspricht nämlich dem Gewicht einer Kreditkarte!

Im Anschluss gab es noch die Gelegenheit, Mikroorganismen in ihrer ganzen Schönheit durchs Mikroskop zu betrachten. (mw)



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