Flatterhafte Nachtschwärmer als Untermieter – Tipps zur Unterstützung von Fledermäusen

Braunes Langohr fliegt durch Nachtkerzen. Foto: NABU/Dietmar Nill

Hessen (kb) – Für die Fledermäuse ist aktuell die Zeit richtig Energie zu tanken, um dann schwungvoll ins Fledermausjahr zu starten. „Unsere Fledermäuse sind bereits seit einigen Wochen aktiv und sammeln nach der winterlichen Durststrecke Energie, um die anstrengende Phase der Jungenaufzucht durchzustehen. Gerade jetzt können sie jede Unterstützung brauchen, die wir ihnen auf unseren Grundstücken bieten können. Daher empfehlen wir Naturfreund*innen ihr Grundstück mit nachtaktiven Augen zu betrachten und fledermausfit zu machen“, sagt Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des NABU Hessen.

Fledermausbuffet

Fledermäuse fühlen sich am wohlsten in einem naturnahen, vielfältig gestalteten Garten mit reichlich Insekten. Je artenreicher der Garten, desto mehr Insekten tummeln sich dort. Statt Kirschlorbeer oder einer blickdichten Thujahecke sollten daher heimische Gehölze wie Holunder, Weißdorn und Hundsrose gepflanzt werden. „Ein giftfreier Garten versteht sich für Fledermausfans natürlich von selbst. Denn ohne Insekten, keine Kobolde der Nacht“, sagt Petra Gatz, Fledermausexpertin beim NABU Hessen. Nachtblühende, nektarreiche Blütenpflanzen, zum Beispiel gewöhnliches Leimkraut, Seifenkraut und Wegwarte, sind ein Feinschmeckerlokal für die Tiere. Durch ihren intensiven Duft locken die Pflanzen Nachtfalter an, die Lieblingsspeise vieler Fledermausarten. „Eigentlich helfen aber auch schon Küchenkräuter, die wir selbst gerne nutzen und für die auf jedem Balkon oder Fensterbrett Platz ist, sofern wir sie auch blühen lassen“, empfiehlt Gatz. So freuen sich viele Insekten und damit auch die Fledermäuse über Borretsch, Minze, Zitronenmelisse, Salbei oder Schnittlauch. Auch Wasser zieht viele Insekten an – und bietet Fledermäusen so einen reich gedeckten Tisch. Wer kann, sollte also über einen Gartenteich nachdenken. Die Expertin hat zum Thema Wasser allerdings noch einen wichtigen Tipp für alle Fledermausfreund*innen: „Sie sollten Regentonnen und Ähnliches unbedingt abdecken, oder mit einer Ausstiegshilfe ausstatten. Sonst besteht die Gefahr, dass Fledermäuse oder andere Tiere darin ertrinken. Ein schräges, raues Brett reicht oft schon aus, um das Wasser sicher wieder verlassen zu können.“

Wohnraum bieten

Die Mehrzahl der in Hessen vorkommenden Fledermausarten ist gebäudebewohnend und findet immer weniger geeignete Quartiere. Daher sind sie auf Quartiere im menschlichen Umfeld angewiesen. „Wer den Fledermäusen etwas unter die Flügel greifen möchte, kann ganz einfach ein Fledermausquartier am Haus oder im Garten installieren“, rät Petra Gatz. Denn natürliche Quartiere wie zum Beispiel Baumhöhlen werden immer seltener und auch durch Gebäudesanierungen und Dämmmaßnahmen gehen viele Spaltenquartiere verloren. Mit der Installation eines Fledermausbretts oder eines Höhlenkastens kann man den Fledermäusen ein Plätzchen anbieten, an dem sie in aller Ruhe von den nächtlichen Strapazen erholen und den Tag entspannt verschlafen können. „Fledermäuse sind sehr angenehme Untermieter, machen keinen Lärm und richten keine Schäden an der Bausubstanz an. Lediglich kleine Hinterlassenschaften verraten ihre Anwesenheit am Haus. Diese gelten jedoch als hervorragender Pflanzendünger“, so die Fledermausexpertin. Fledermäuse bringen Hausbesitzern auch einige Vorteile. So vertilgen sie beispielsweise bis zu 4.000 Mücken pro Nacht und zeigen, wo das Lebensumfeld noch intakt ist. Das Anbringen von Fledermausquartieren ist auch bei Renovierungs-Arbeiten an Häusern problemlos durchführbar. Es gibt inzwischen auch großartige Lösungen, die in die Fassade integriert werden können. Es reichen also bereits wenige Maßnahmen aus, um dem faszinierenden Flugsäuger zu helfen.

Lebenswichtige Dunkelheit

Wer Fledermäusen wirklich helfen möchte, sollte unbedingt mal nachts das Grundstück aus Fledermaussicht betrachten. „Lichtverschmutzung ist für Fledermäuse und viele andere nachtaktive Tiere inzwischen zu einem massiven und existenzbedrohenden Problem geworden. Da wir Licht in der Regel positiv wahrnehmen, ist uns oft gar nicht bewusst wie viel Schaden wir mit nächtlichem Kunstlicht in unserem Umfeld anrichten“, mahnt Petra Gatz. Nächtliches Kunstlicht irritiert Fledermäuse nicht nur, sie fallen ihren Fressfeinden in beleuchteten Bereichen leichter zum Opfer und ihre eigene Jagd auf Insekten wird erschwert. „Es gilt also der Grundsatz: Unnötiges Kunstlicht vermeiden, lichtunabhängige Lösungen wie kontrastreiche oder reflektierende Markierungen bevorzugen und Außenbeleuchtung nur gezielt, ohne Lichtstreuung nach oben und zeitlich stark begrenzt einsetzen. Schon wird den Fledermäusen und allen anderen tierischen Gartenbewohnern ein großes Stück Lebensqualität zurückgegeben“, empfiehlt die Expertin.

Der NABU Hessen zeichnet Personen aus, die sich im Fledermausschutz einsetzen, in dem sie bestehende Quartiere erhalten oder neue Quartiere am Gebäude anbieten. Auf der Webseite des NABU Hessen kann man sich über ein bereitgestelltes Formular bewerben und an der Aktion „Fledermausfreundliches Haus“ teilnehmen.

Diese Aktion wird vom Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat unterstützt.

Entkräftete Fledermäuse

„Wird eine Fledermaus tagsüber an einer offen zugänglichen Stelle gefunden, kann man davon ausgehen, dass sie Hilfe benötigt“, so Gatz. Dafür versieht man eine kleine Pappschachtel mit Luftlöchern, zerknülltem Küchenpapier zum Verstecken und einem Schraubdeckel mit Wasser. Dann setzt man die Fledermaus mit Hilfe von etwas dickeren Handschuhen oder einem Handtuch vorsichtig hinein und verschließt die Schachtel ausbruchsicher mit Klebeband. Anschließend nimmt man schnellstmöglich Kontakt mit dem bundesweiten Fledermaus-Infotelefon unter 030-284984-5000 auf und lagert die Fledermaus bis zur Übergabe an kühler Stelle.



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