Für Henni Held ist es das Gemeinschaftserlebnis, das zählt

Kommenden Sonntag wird Henni Held der Kronberger Frauenpreis verliehen.

Kronberg (mw) – Es gibt nicht viele Karnevalsvereine, bei denen eine Frau Vorsitzende ist. Henrike Held, geborene Müller, genannt „Henni“ ist eine davon: Seit Kindesbeinen an ist die Stierstädterin über ihren Vater Hans Peter Müller und über ihren Großvater Heinrich Bettenbühl mit dem Kronberger Kappenklub eng verwurzelt. 2014 schließlich wird sie zur ersten Vorsitzenden bei den Kappen gewählt, während es in Deutschland immer noch andere Karnevalsvereine gibt, die Frauen in ihren Reihen gar nicht zulassen. „Eigentlich wollte meine Mutter als Kind schon gerne mitmachen“, weiß Henni aus Erzählungen. Das sei aber abgetan worden, weil es damals eben noch nicht Usus war. „Meine Tante, Irmgard Bettenbühl, die neun Jahre jünger als meine Mutter ist, war rebellischer und durfte schließlich doch bei den Kappen mitmachen“, erzählt sie. Irmgard Bettenbühl, sollte am kommenden Sonntag, 8. März, dem Internationalen Frauentag, in der Stadthalle auch die Laudatio auf Henni Held halten, wenn ihr der Kronberger Frauenpreis für ihr vielfältiges Wirken in Kronberg verliehen werden sollte. Doch die Veranstaltung ist aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus in den Sommer verschoben worden. (siehe auch weitere Meldung in dieser Ausgabe.)

Die Oberstudienrätin am Taunusgymnasium (Fächer: Mathe, Physik und Sport) hat sich, wie sie selbst sagt, „von klein auf im Kappenklub hochgedient.“ Als energiegeladenes Kind hat sie in allen verschiedenen Kindertanzgruppen mitgewirkt, so wie sie heute noch bei den Ahlen Hinkeln mit tanzt. Sie war bei der Rittergarde aktiv, hat Vorträge gehalten und neben der Kindersitzung schließlich acht Jahre lang die stets ausverkaufte Ladies Night der Kappen gemeinsam mit weiteren Kappen-Damen moderiert.

Nach sechs Jahren Vorstandsarbeit – der komplette geschäftsführende Vorstand besteht aus Frauen – freut sich Henni vor allem darüber, dass sich die Rivalitäten zwischen Kronberger und Oberhöchstädter Vereinen weitgehendst aufgelöst haben. Hieran sieht sie ihren Anteil, sie kann gut vermitteln und ist ein harmoniebedürftiger Mensch, verrät sie. Doch „Henni“ kann auch streiten. „Ja, als es um den Abbau der Königinnenschaukel im Spielraum Victoriapark ging, da war ich richtig stinkig“, gesteht sie. Schließlich war sie mit einer Gruppe Eltern aus dem Stadtelternbeirat damals nicht nur federführend bei dem Bürgerprojekt „Spielraum Victoriapark“ mit dabei, sondern die Königinnenschaukel als kommunikativ gemeinschaftliches Spielgerät war ihr „Baby“. Die Mutter von zwei Söhnen hatte sogar ein Playmobilmodell gebaut, um das Planungsbüro zu überzeugen, dass diese Schaukel so fantastisch ist, da sie so viel Spaß bringt und extrem kommunikativ ist. Erschreckend für sie war die Erkenntnis, dass man für jeden geplanten Standort der Spielgeräte ein Lärmschutzgutachten erstellen muss. „Ist das der Weg, den unsere Gesellschaft gehen will?“, fragt sie. Die Schaukel jedenfalls machte den Kindern und Jugendlichen viel Spaß, musste aber aufgrund und einer Klage eines Anwohners in dem Spielraum wieder abgebaut werden und wartet seither noch auf einen neuen Standort. Gewöhnen musste sich die junge Mutter zu Beginn der Idee der Stadt Kronberg und der Stadtelterninitiative, einen neuen Spielraum im Park als Bürgerprojekt entstehen zu lassen, dass das alles etwas länger dauert, bis es anläuft.. Henni, die mit ihrer Familie im Tal wohnt, nahm das zum Anlasse, selbst tätig zu werden, denn ursprünglich ging es dem Stadtelternbeirat um die Aufwertung möglichst vieler Spielplätze innerhalb der Stadt. „Ich habe einfach mal beim Thäler Kerbe Verein nachgefragt, ob sie sich vorstellen könnten, für den Spielplatz im Tal, zu dem auch die Kindergärten gerne einen Ausflug machen, Geld zu spenden.“ Sie wollten gerne, die Carl- und Erika Neubronner Stiftung und die Kronberger Angliederungsjagdgenossenschaft Kronberg unterstützen ihre Idee ebenfalls, sodass noch, bevor es beim großen Projekt „Spielraum Victoriapark“ richtig losging, im Tal eine sehr beliebte Stehwippe und eine Hängematte für die Kinder hinzu kamen.

2013 hatte Henni Held mit einer anderen Mutter, Christina Losito, an der Kronthal-Schule eine weitere Idee: Gemeinsam mit den Kindern entwickelten sie in einer AG einen Kinderstadtführer, der sich als motivierende Stadtrallye für Kindergeburtstage gut eignet. Exemplare aus der zweiten Auflage vom Druckhaus Taunus kann man für 2 Euro im Bürgerbüro erwerben. Schade findet sie, dass „die Kronberger Stadtdetektive“ nicht so gut vermarktet werden. Der Erlös aus dem Verkauf der Kinderstadtführer geht nämlich an den Förderverein der Kronthal-Schule.

Eines möchte Henni Held, die in ihrer Jugend leidenschaftliche Volleyballspielerin war („das kam noch vor den Kappen-Veranstaltungen“), unbedingt mit auf den Weg geben: Man müsse gar kein überzeugter Karnevalist sein, um bei den Kappen aktiv zu werden. Was sie an der Vereinsarbeit liebt, an der Jugendarbeit genauso wie am Austausch mit den älteren, erfahreneren Erwachsenen, ist es, gesellig zu sein, gemeinsam Spaß zu haben, kreativ zu sein, gemeinsam etwas zu machen“, sagt sie. Es gehe ihr in erster Linie um das Gruppenerlebnis, das sie schon als Kind bei den Jahresurlauben mit den Kappen genossen hat. „Ich kann aber auch alleine auf dem Sofa sitzen und eine Buch lesen“, sagt sie. Doch am liebsten unternimmt sie etwas zusammen mit anderen. Deshalb gefällt ihr das Kappen-Leben so gut und deshalb geht joggen für sie so gar nicht, erzählt sie auf die Frage nach ihren Hobbys. „Mit wem soll ich dabei reden?“, meint sie lachend, „Beides zusammen schaffe ich leider nicht.“ Sie setzt eben auch beim Sport auf das Gruppenerlebnis und hat für sich und ihre Familie den „Motorrad-Trial“ entdeckt. „Das fordert viel Geschicklichkeit und ist tierisch anstrengend“, verrät sie. Und, was wohl das Wichtigste ist, man kann es als Familie wunderbar gemeinsam machen.



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