Der Geschichtsverein blickt auf eine Ära mit drei Ehrenbürgern zurück

Kronberg
(kb) – Der Kronberger Geschichtsverein feiert sein 50jähriges Bestehen und in der Regel ist dies ein begründeter Anlass, die vergangenen fünf Jahrzehnte noch einmal Revue passieren zu lassen. Der neu gewählte Vorstand wird sich dieser Aufgabe annehmen, die Entwicklungen des letzten halben Jahrhunderts in Kronberg zusammenfassen und auf der vereinseigenen Website allen Interessierten zur Verfügung stellen. Das ist einer der programmatischer Schwerpunkte, den der neue Vorstand und der Verein auf der langen Agenda haben.

In welcher Tradition und Verantwortung der Verein steht, der ursprünglich im Namen noch die „Heimatkunde“ mitführte, wird daran deutlich, dass drei spätere Ehrenbürger zu den bedeutendsten Vertretern des Vereins zählen: Hanna Feldmann – sie würde im kommenden Jahr ihren 100. Geburtstag feiern– Helmut Bode und Wolfgang Ronner. Diese hohe und seltene Auszeichnung wird nur an jene Persönlichkeiten verliehen, die sich in herausragender Weise um das Wohl der Bürger und Bürgerinnen oder das Ansehen der Kommune oder Stadt verdient gemacht haben. Damit wird deutlich, wie groß die Ambition gewesen sein musste, „um zur Erforschung, Erhaltung und Bewahrung des historischen Erbes“ Beiträge von bleibendem Wert an die künftigen Generationen weiterzugeben. Ohne ihr außerordentliches Engagement wäre die Erfolgsgeschichte des Vereins wohl undenkbar. Hanna Feldmann hat die Gründungsidee und das Ziel dieses besonderen Vereins beschrieben. Am Ende sollte ein eigenes Stadtmuseum stehen. Das wurde Wirklichkeit, denn das aktuell von der Stiftung Burg Kronberg betriebene Stadtmuseum geht auf die Initiative des Vereins für Geschichte zurück, der es konzipiert und mit finanziellen Mitteln der Stadt und des Hessischen Museumsverband in mehreren Abschnitten eingerichtet hat.

Unvergessene Namen

In einem Beitrag für die „Kronberger Geschichtsblätter“ fasste sie die Ereignisse in den Jahren 1972 – dem Gründungsjahr – bis ins Jahr 1997 zusammen. Redaktionell wurde diese Reihe von Dr. Bruno Langjammer betreut, Autor zum Beispiel des „Kronberger Wappenbuchs“ und langjähriger Vorsitzender des Geschichtsvereins. Die Erinnerungen von Hanna Feldmann führen auf die Entstehungsgeschichte zurück. Die Initiative ging wohl im Jahr 1971 von der Ortsgruppe „Naturfreunde“ aus und nach der Gemeindereform im Jahr 1972 drängte auch Oberhöchstadt zu der Vereinsgründung. Schon bald nahm der Vorstand mit Wolfgang Obst, Hans Lüdicke, Dr. Wilhelm Schneider, Sigisbert Fay, Herbert Conradi, Fritz Schummer und Friedrich Sinn ihre Arbeit auf. Der junge Verein fand reges Interesse und die Mitgliederzahlen stiegen. Mit Helmut Bode, Heimatforscher und Schriftsteller, und Wolfgang Ronner, Historiker und Oberstudienrat, traten zwei Fachleute von Format ein, die, das sei hier angemerkt, häufig durchaus gegensätzlicher Auffassung waren. Mit Dr. Heinrich Kuhl – Werbefachmann und Fotograf – Julius Hembus, der bedeutende Kirchenrestaurator und Rolf Großmann nahm der Verein weiter Fahrt auf. Im Jahr 1973 war das 575jährige Jubiläum der „Cronberger Schützengesellschaft“ ein willkommener Anlass für den Geschichtsverein, mit der ersten Ausstellung an die Öffentlichkeit zu gehen.

Viele sollten in den Jahren danach noch folgen. Das nächste große Ereignis waren die „650 Jahre Stadtrechte“ im Jahr 1980. Helmut Bode, der den Vorsitz inzwischen übernommen hatte, bereitete zusammen mit Mitautoren das „Kronberg-Buch“ vor, ein umfassendes Werk zur Geschichte, Kultur und Kunst. Zu seinem 70. Geburtstag wurde ihm aufgrund seiner langjährigen Verdienste die Ehrenbürgerschaft zuerkannt. Nur acht Jahre später verstarb er und hinterließ der Stadt ein bedeutsames Erbe. Alle drei Ehrenbürger hatten ihre unterschiedlichen Themen und Schwerpunkte, alle drei verband die Absicht, die historischen Besonderheiten, die Geschichte der Stadt und die Menschen, die ihren Teil zur Entwicklung beigetragen haben, lebendig zu erhalten. Zur Erinnerung:

Helmut Bode

Er war eigentlich Buchhändler von Beruf, den er wegen einer Kriegsverletzung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 nicht mehr ausüben konnte. Er orientierte sich neu und wurde Mitherausgeber und Redakteur der Literaturzeitschrift „Bücherschiff“.

Seine schriftstellerische Tätigkeit verband er mit dem Interesse an Kultur und Geschichte seiner Heimatstadt. Er verfasste zahlreiche Festschriften für Kronberger Vereine, trug mit Aufsätzen zu den Dokumentationen der Museumsgesellschaft bei und gab in loser Reihenfolge die Schriftenreihe „Kronberger Drucke“ heraus, in der eigene Arbeiten oder die anderer Autoren zur Kronberger Geschichte veröffentlicht wurden. In dieser Reihe erschienen unter anderem auch die erweiterte Fassung von August Wiederspahns Buch zur Malerkolonie. Die Schönberger Stadtchronik von Ernst Schneider, der Sammelband zur Geschichte Oberhöchstadts und Bücher über Pfarrer Johann Ludwig Christ und Hartmut XII. von Kronberg reihten sich ein.

Wolfgang Ronner

Auf der Gründungsliste des Vereins stand auch der Name des Historikers und Oberstudienrats Wolfgang Ronner. Seine Forschungsarbeiten sind bis heute in der Fachwelt geschätzt, etwa seine wissenschaftlichen Arbeiten zu den „Herren von Cronberg“. Ronner war Lehrer an der Altkönig-Schule (ab 1954). Im Jahr 1975 erschien sein erstes Buch zur Stadtgeschichte: „Als Kronberg hinter Mauern lag“,als Auftakt einer Trilogie. Der letzte Band titelte: „Politik und Religion im alten Kronberg“. Er stellte unter anderem intensive Nachforschungen über die Geschichte der „Die von Kronberg und ihre Frauen“ an und erstellte das Regestenwerk „Die Herren von Kronberg und ihre Reichslehen“ neben einer großen Anzahl wissenschaftlicher Abhandlungen. Das „Stadtmuseum am Burgtor“ des Vereins für Geschichte hat er konzeptionell mitgeprägt. Für das Museum der Burg Kronberg stiftete er den silbernen „Tränenbecher“ von 1598 sowie eine Replik der Rüstung Hartmuts VI. von Kronberg. Im Jahr 2005 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft für seine umfassenden Forschungsarbeiten verliehen.

Hanna Feldmann

Zwei Jahre zuvor, im Jahr 2003, wurde ihr die hohe Auszeichnung verliehen. Es gab wohl niemanden in der Stadt, der sie nicht kannte. Sie wusste viel zu erzählen und tat dies in ihrer unvergleichlichen Art. Bei vielen Veranstaltungen war sie gerne gesehen, auch, weil sie ihr Herz auf der Zunge getragen hat. Aufgewachsen in Kronberg lagen ihr das Bewahren und Vermitteln der Kronberger Geschichte und die Mundart ihrer Heimatstadt besonders am Herzen.

Sie gehörte im Jahr 1961 zu den Gründern und Gründerinnen der 1. Kronberger Laienspielschar, für die sie Theaterstücke und Märchen schrieb und zudem Mundartabende veranstaltete. In der Zeit ihres späteren, fast 30Mitjährigen Vorsitzes wurde in den Statuten verankert, dass heimatliche Geschichte und Mundart im Vordergrund des Vereinsinteresses stehen sollten.

Als langjähriges Mitglied wurde sie Ehrensenatorin des Kappenklubs, für den sie regelmäßig Büttenreden hielt. Zehn Jahre lang, bis ins Jahr 1998 hinein, war sie Vorsitzende des Vereins für Geschichte Kronberg und setzte sich vehement für ein Stadtmuseum ein. Außerdem war sie Mitglied im Aktionskreis Lebenswerte Altstadt und gehörte zu den Mitbegründern und Mitgründerinnen des Vereinsrings Kronberg.

Als Vorstandsmitglied des Verkehrsvereins verfasste Hanna Feldmann die Informationsschriften zu Kronbergs Sehenswürdigkeiten und veranstaltete selbst regelmäßig Stadtführungen. Sie veröffentlichte Mundart-Texte und unter dem Titel „Es war einmal…“ über lange Zeit Fundstücke zur Kronberger Geschichte in der damaligen Kronberger Zeitung. Sie war die Verfasserin des Nachschlagewerks „Kronberg von A-Z“, das sie von ihrem Vorgänger Wilhelm Jung übernommen und überarbeitet hat.
Hanna Feldmann zusammen mit Helmut Bode und unter der Mitwirkung von Wolfgang Ronner gelangte der Geschichtsverein zu einer Bedeutung, die in den Jahren danach zunehmend abflachte. Die Lücken, die alle drei Autoren hinterließen, konnten in der Form bislang nicht mehr geschlossen werden.

Hanna Feldmann

Wolfgang Ronner

Helmut Bode
Fotos: Stadtarchiv Kronberg

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