Gitarren-Kammermusikkonzert als Auftakt einer neuen Konzertreihe

Kronberg (pf) – Das musikverwöhnte Kronberg bekommt ein weiteres Konzert-Highlight. Am Dienstag vergangener Woche musizierten in der Johanniskirche Studentinnen und Studenten der Hochschule für Musik der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität, unter ihnen drei Teilnehmer des Masterstudiengangs Gitarre, und wetteiferten miteinander um den erstmals vergebenen Kammerkonzert-Preis der Hans und Gertrud Kneifel-Stiftung. Ein weiteres Saiteninstrument nach Cello, Viola und Violine wird damit künftig regelmäßig in Kronberg zu hören sein. Denn auf Nachfrage bestätigte Philipp Rudolf, Mitglied im Stiftungsvorstand der Hans und Gertrud Kneifel-Stiftung: „Ja, wir haben vor, jedes Jahr ein Konzert in Kronberg mit Preisvergabe durchzuführen.“

Wie reizvoll Kammermusik mit Gitarre sein kann, das erlebten die Konzertbesucher am Dienstagabend in einem Konzert mit Werken aus fünf Jahrhunderten. Zum Auftakt interpretieren der russische Gitarrist Igor Klokov und sein britischer Kollege Russel Poyner zuerst eine Suite für zwei Gitarren des englischen Komponisten und Musikers William Lawes, der in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts lebte und wirkte, und danach „L‘encouragement“ op. 34 des gut 170 Jahre später lebenden spanischen Gitarristen und Komponisten Fernando Sor.

Einen Zeitsprung ins 20. Jahrhundert machten der aus Taiwan stammende Gitarrist und seine aus Korea stammende Ensemblepartnerin, die Flötistin Hyunjin Jeong, mit dem Werk „Histoire du Tango“ des argentinischen Bandoneonspielers und Komponisten Astor Piazzolla.

Ebenfalls im 20. Jahrhundert lebte Joaquin Rodrigo, der als bedeutendster spanischer Komponist seiner Generation gilt. Der britische Gitarrist Russell Poyner und die israelische Mezzosopranistin Shai Terry ließen von ihm „Cuatro conciones sefardies“ und anschließend drei Folksongs aus Israel mit den Titeln „Der Eukalyptushain“, „Alfonsina und das Meer“ und „Das Wanderlied“ erklingen.

Die Instrumente Gitarre und Cello kombinierten in ihrem Duo der russische Gitarrist Igor Klokov und die aus Slowenien stammende Cellistin Lucija Rupert und spielten zunächst das „Largo“ aus Johann Sebastian Bachs Klavierkonzert f-Moll BWV 1056 in einer Bearbeitung für Gitarre und Cello von Sam Franko, danach „Sonata for Guitar and Violoncello“ des brasilianischen Musikers und Komponisten Radamés Gnattali, der im 20. Jahrhundert lebte.

Zum Abschluss fanden sich das „Glücksklee-Quartett“, das sind die aus der Ukraine stammende Geigerin Marta Kovalova, ihre deutsche Kollegin Friederike Kampick, der ebenfalls aus Deutschland stammende Tim Düllberg, Viola, und die slowenische Cellistin Lucija Rupert, mit dem Gitarrist Russell Poyner zusammen und interpretierten das Werk „Die Vögel“ für Gitarre und Streichquartett op. 21 des 1954 geborenen mexikanischen Komponisten Eduardo Angulo. Seine drei Sätze sind überschrieben „Der Flirt der Pelikane“, „Die Geier … sie warten“ und „Eine kleine Tagmusik“.

Alle Mitwirkenden studieren derzeit an der Hochschule für Musik der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität, haben aber bereits zahlreiche musikalische Erfolge wie Wettbewerbsgewinne und Auszeichnungen vorzuweisen. Entsprechend professionell und auf sehr hohem Niveau waren ihre Darbietungen, so dass die Jury keine leichte Aufgabe hatte. Ihr gehörten die Gitarren-Professoren Hubert Käppel und Hans-Werner Huppertz aus Köln an, bei denen die drei Gitarristen studieren, der Rektor der Mainzer Hochschule für Musik Professor Dr. Immanuel Ott, Dr. Kristina Pfarr, die nicht nur an der Johannes Gutenberg-Universität, sondern auch im Vorstand der Hans und Gertrud-Kneifel-Stiftung tätig ist, sowie Georg Schmitz von der Koblenz International Guitar Festival & Academy, mit der die Musikhochschule ihren 2017 gestarteten Masterstudiengang durchführt. Sie fand nach eingehenden Beratungen ein salomonisches Urteil: Angesichts der hervorragenden Leistungen wollte sie keines der Ensemble leer ausgehen lassen und verteilte das Förderpreisgeld von insgesamt 5.000 Euro gerecht auf alle fünf Ensembles.

Hans und Gertrud Kneifel-Stiftung

Die Hans und Gertrud Kneifel-Stiftung, 2015 testamentarisch ins Leben gerufen und genehmigt, hat ihren Sitz in Kronberg. Stiftungszweck ist die Förderung von Kunst und Kultur sowie mildtätiger Zwecke.

Hans Kneifel war in der Versicherungsbrache tätig. 1926 geboren begann er seinen beruflichen Werdegang 1946 bei der Frankfurter Versicherung AG in Düsseldorf und München, wo er von Anfang an im HUK-Ressort (Hapftpflicht-, Unfall- und Kraftfahrtversicherung) tätig war. Eine weitere Station seines Berufslebens bildete die Friedrich Wilhelm Magdeburger Versicherung AG im Gerling-Konzern. Dort übernahm er als Prokurist die HUK-Betriebsabteilung.

Von 1968 bis 1993 war er für die Alte Leipziger-Gesellschaften in Oberursel tätig. Dem Vorstand der Alte Leipziger Versicherung AG gehörte er von 1968 bis 1989 an. In dieser Funktion war er für das Ressort Haftpflicht-, Unfall- und Kraftfahrtversicherung zuständig. Von 1975 bis 1989 war er außerdem Mitglied des Vorstands der Alte Leipziger Lebensversicherung a.G. Darüber hinaus nahm er über längere Zeit Aufsichtsratsmandate bei verschiedenen Konzerngesellschaften wahr. Neben dieser Tätigkeit war er als Mitglied des Vorstands der Pharma-Rückversicherungs-Gemeinschaft München und der Unfall-Statistik-Kommission des HUK-Verbandes Hamburg tätig.

Hans Kneifel interessierte sich sehr für klassische Musik. Seiner Frau war es wichtig, junge Menschen zu unterstützen. Sie war ausgesprochen großzügig und lebte nach dem Motto: Wer gibt, bekommt auch. Hans Kneifel starb am 18. August 2000 im Alter von 74 Jahren in Kronberg. Seine Frau Gertrud wurde 87 Jahre alt. Sie starb am 17. August 2014 in ihrem Haus in Kronberg. Testamentarisch verfügte sie, dass beinahe ihr gesamtes Vermögen in eine Stiftung überführt wird, die der Nachwuchsförderung im musischen Bereich gewidmet ist.

In ihrer Einladung zu dem Kammerkonzert in der Johanniskirche schrieb die Hochschule für Musik Mainz: „Es war das Anliegen des in Kronberg ansässigen Ehepaars Hans und Gertrud Kneifel, mit der von ihnen ins Leben gerufenen Stiftung junge Nachwuchskünstlerinnen und -künstler zu fördern. Wir freuen uns sehr, dass die Stiftung ab diesem Jahr die Gitarren-Kammermusik beziehungsweise die künstlerische Projektarbeit im Rahmen des Masterstudiengangs Gitarre der Hochschule für Musik Mainz und der Koblenz International Guitar Festival & Academy bedeutend fördern wird. Den Beginn dieser Förderung markiert das Kammerkonzert am 3. Dezember 2019 in der Stadtkirche St. Johann in Kronberg im Taunus. Zum ersten Mal wird hier der Preis der Hans und Gertrud Kneifel-Stiftung für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Kammermusik vergeben.“

Mit einem zeitgenössischen Werk für Gitarre und Streichquartett klang das ungewöhnliche Kammerkonzert mit Absolventen des Masterstudiengangs Gitarre und Studierenden der Musikhochschule Mainz in der Johanniskirche aus.
Foto: Wittkopf



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