Kronberg
(mw) – Die zeitgenössischen Skulpturen und Reliefs des Künstlers Alexander Heil, die noch bis zum 19. September auf der Burg zu sehen sind, tragen das Hauptthema Bewegung. Der Betrachter entdeckt in Heils abstrakten Arbeiten auf subtile Weise ein intensives Dehnen und Strecken. Muster, die sich öffnen und neue Räume entstehen lassen. Je nach Perspektive kann ein anderer Moment der Schwingung wahrgenommen werden. So wirken die Objekte nicht starr, sondern wie im Fluss der Bewegung. Flächige Reliefs scheinen in ihren Strukturen zu vibrieren und die abstrakt figürlichen Bronzen vermitteln den Eindruck, pulsierend regelrecht davonzuspringen. „Go with the flow, was heißt das eigentlich“, fragte die Kuratorin Stefanie Hubbard-Ford zur Vernissage von Alexander Heils Skulpturen auf der Burg. Der Begriff Flow stammt von Mihail Csikzentmihalyi, der das Gefühl des völligen Aufgehens in einer Tätigkeit beschreibt. „Dies bedeutet: Unser Fühlen, Wollen und Denken befinden sich in völligem Einklang miteinander. So mag es dem Künstler beim Schaffen seiner Kunst, deren Zeugen wir heute werden dürfen, ergehen. Ich stelle mir vor, wie er im Tessin ganz im Flow seiner Leidenschaft nachgeht.“ Was er dort aus Holz (meist aus dem Tessin) ausgeformt habe, könne nun an diesem „ganz besonderen Ort“ bestaunt werden. „Für uns Betrachter kann sich damit auch das Glück des Flow-Erlebens einstellen, wenn wir ein Werk wirken lassen und uns verbinden können“, sagte Hubbard-Ford in ihrer Ansprache. Die Haptik des Materials verleiht Heils Werken – rund 40 an der Zahl – durch spezielle Patinierung einen starken Ausdruck und es ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, ob es sich um Holz oder Bronze handelt. Im Gespräch verrät der Künstler, der in Berlin und im wildesten Tal der italienischen Schweiz lebt und mit seinen Arbeiten auf nationalen und internationalen Ausstellungen vertreten ist: „Ich arbeite hauptsächlich mit Holz, von dem Holz gibt es dann Abformungen in Bronze, welche durch die Patinierung wie Holz wirken.“ Auch die Holzskulpturen seien oft patiniert, sodass sie oft wie aus Metall wirken und ein besonderes Farbenspiel in sich tragen. „Die Patinierung der Hölzer geschieht ohne Farbe oder Feuer, sondern mit einer geheimen Rezeptur“, so der Künstler.
Seine figürlichen Skulpturen scheinen vor lauter Bewegung regelrecht davonzuspringen und seine Holzarbeiten sind voller Schwung, als wollten sie sich dehnen. Heils Reliefs bieten Holzstrukturen in dicken Eichenbohlen, welche wie Fischschwärme wirken und zu pulsieren scheinen.
Nach der Ansprache von Steffanie Hubbard-Ford gab es eine spannende Musikinstallation des Komponisten Professor Matthias Raue – poetische Texte speziell für die Ausstellung, untermalt mit Geigenklängen und Vogelgezwitscher. Den Gästen gefielen Werk und die entspannte Atmosphäre des Abends und so genossen sie nach geduldigem Anstehen zwecks Anmeldung nach Coronaregeln den Abend mit einem guten Wein am Feuer im Hof – trotz leichten Regens.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten der Burg, mittwochs, donnerstags und freitags von 13 bis 17 Uhr, samstags von 13 bis 18 Uhr sowie sonntags von 11 bis 18 Uhr, zu sehen. Finissage ist Sonntag, 19. September von 15 bis 18 Uhr. Weitere Information über den Künstler, der mit seinen Arbeiten bereits zum dritten Mal auf der Burg zu Gast ist, finden sich unter www.alexanderheil.com.