Grabdenkmal von Fritz Wucherer wird saniert–Zwei Stichtage im März erinnern an den Künstler

Fritz Wucherer, Pappelallee bei Oberhöchstadt, Öl auf Leinwand - das Bild hängt im Zimmer von Bürgermeister Christoph König.

Foto: Stiftung Kronberger Malerkolonie

Josefine Schalk, Bildnis Fritz Wucherer, Öl auf Leinwand

Foto: Stiftung Kronberger Malerkolonie

Kronberg (hmz) - Das Grabdenkmal von Fritz Wucherer auf dem Friedhof Frankfurter Straße ist ein Teil der Kulturgeschichte Kronbergs. Er setzte als Schüler von Anton Burger die Tradition der Malerkolonie als einer ihrer letzten Vertreter fort. In der Regel sind diese steinernen Zeitzeugen eine Ehrung für Menschen, die sich zu ihren Lebzeiten besondere Verdienste erworben haben. Wenn der Verstorbene keine Nachkommen hat, die sich um die Grabpflege kümmern können, übernehmen Städte und Gemeinden die Verantwortung für diese Ehrengräber und finanzieren deren Erhaltung. So wird ein ehrendes Andenken an Persönlichkeiten noch über deren Tod hinaus gewahrt.

Fritz Wucherer hat mit seinem umfassenden Oevre wesentlich zur Bedeutung der Malerkolonie bei Kunstliebhabern beigetragen. Einige seiner Werke sind im Besitz des Museums Kronberger Malerkolonie, das dem Künstler im Oktober dieses Jahres eine Sonderausstellung widmen wird. Vor diesem Hintergrund müsste es eigentlich selbstverständlich sein, die bewahrenswerte Grabstätte vor dem Verfall zu schützen und mit ihr damit den Stellenwert zu erhalten, der ihr einst zugedacht war. Seit drei Jahren bietet sich den Besuchern und Besucherinnen des Friedhofs das gegenteilige Bild: Das Grabdenkmal Wucherers ist derart marode, dass durch dessen Schiefstellung die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet ist.

Die Instandsetzung fiele eigentlich in den Aufgabenbereich des Umweltamtes, Abteilung Friedhof. Auf Anfrage ist das Problem dort seit längerem bekannt, unternommen wurde bis vor kurzem aber nichts. Wohl auch, weil mehrere Ämter involviert waren und die Entscheidung zunächst aufgrund von einer Klärung der Zuständigkeit immer weiter vertagt wurde. Es ist wohl jetzt dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass Fritz Wucherers Geburts- und Todestag im März jähren. Am 8. März 2023 wäre er 150 Jahre alt geworden, am 22. März ist sein 75. Todestag. Diese Gedenktage hat die Stadt jetzt wohl zum Anlass genommen, die Grabstätte doch zu erneuern. Ob die Arbeiten allerdings bis zu diesen Stichtagen abgeschlossen sein werden, sei dahin gestellt.

Erster Stadtrat Robert Siedler begründete die Verzögerungen mit dem großen Arbeitspensum in der Verwaltung und bestätigte die inzwischen erfolgte Begutachtung der Grabstätte. Dabei sei festgestellt worden, dass die angrenzende Natursteinmauer mit ihren unregelmäßigen Steinformaten so „gravierende Schäden innen und außen aufweist, dass ein sicheres Arbeiten am Grab nicht möglich ist.“ Die Mauer sei durch das eindringende Wasser brüchig geworden, die Zementfugen seien teilweise ausgewaschen und die früher vorhandene Dachpfannenabdeckung sei nicht mehr vorhanden. Eine Teilsanierung der Mauer auf einer Länge von fünf bis sechs Metern sei vorab erforderlich und verzögere dadurch die Sanierung der Grabstelle, die sich deutlich abgesenkt habe. „Die Mauer wird nur saniert, nicht neu gebaut. Es wird eine manuelle Arbeitsleistung sein, die Fugen wieder mit deutlich haltbarerem Kalkzement zu füllen. Anschließend wird sie wieder abgedeckt“, so Siedler, der die Gesamtkosten auf rund 25.000 Euro schätzt.

Erst nach diesen vorrangigen Arbeitsschritten könnten die Anschlussarbeiten erfolgen. Die Stadt hat die Fachfirma EBS GmbH aus Weilrod mit der Mauer-Sanierung beauftragt. Die Baufortschritte würden allerdings auch von der Witterung abhängig sein, bei der Verfugung müssten die Temperaturen über fünf Grad liegen. Dann erst kann das Grab neu verfüllt und das Grabdenkmal neu gesetzt werden. Diese Arbeit wird in den Händen des Steinmetzes Uhlemann liegen, einem Kronberger Traditionsbetrieb.

Fritz Wucherer wurde in Basel (Schweiz) geboren und ist in Frankfurt aufgewachsen. In den Jahren 1892 bis 1894 studierte er bei Anton Burger und ging anschließend nach Paris, um dort seinen künstlerischen Weg fortzusetzen. Im Jahr 1897 kehrte er nach Deutschland zurück und ließ sich bis 1901 in Frankfurt nieder. Noch im selben Jahr ging er auf Anregung seines Lehrers Burger nach Kronberg, hier freundete er sich unter anderem mit Josefine Schalk an, die ab 1912 bei ihm und seiner Familie lebte. Er und seine im Jahr 1957 verstorbene Frau fanden auf dem Friedhof Frankfurter Straße ihre letzte Ruhestätte.

Das Wucherer-Grab ist seit drei Jahren in einem baufälligen Zustand. Foto: Privat

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