Gut Pfad – Förderverein „Schinderhannes” seitsechzig Jahren in der Jugendarbeit aktiv

Kronberg (hmz) – „Jeden Tag eine gute Tat“ – dieser Satz genügt oft, um zu wissen, von wem die Rede ist: von Pfadfinderinnen und Pfadfindern nämlich, die die größte Jugendbewegung der Welt darstellen. Sie lernen frühzeitig, sich verantwortungsbewusst und sozial zu engagieren und ihre Persönlichkeit und Stärken vielfältig in der Gemeinschaft zu entwickeln und einzubringen. Was ist ein Pfadfinder oder was macht einen aus? Klischees wie dieses genannte Motto, Spurensuche in der Natur, alten Damen über die Straße helfen oder Sammelaktionen? All dies dürfte bei den meisten Organisationen nicht mehr unbedingt an der Spitze der Tagesordnung stehen. Dennoch werden die vom Gründer der Pfadfinder, Lord Baden-Powell, aufgestellten Grundsätze pfadfinderischer Erziehung, „Paddle your own canoe“, „Look at the boy“ und „Learning by doing“, auch heute immer noch gelebt.

Das ist beim Pfadfinderstamm „Schinderhannes“, der im kommenden Jahr 77 Jahre alt wird, nicht anders. „Wir versuchen, Kindern und Jugendlichen einen Rahmen zu geben, um sich selbst weiterzuentwickeln, Verantwortung zu übernehmen und Freundschaften zu knüpfen“, so Prof. Dr. Wolfgang Jaeschke, den mit dem Pfadfinderstamm Schinderhannes ein ganz besonderes Verhältnis verbindet, das mit der Entstehung des Fördervereins, der in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen feiert, in Verbindung steht. Nachdem das „Fritz-Emmel-Haus“ am 29. Juni 1963 offiziell eingeweiht worden war, wurde im September des gleichen Jahres ein gleichnamiger Förderverein gegründet. Der erste Vereinsvorsitzende war Dr. Otto Heuse bis 1983, danach folgte Anna Jaeschke bis zum Jahr 2008. Unter ihrer Leitung wurde der Verein in „Eltern und Fördererkreis Fritz-Emmel-Haus und Pfadfinderstamm Schinderhannes Kronberg“ umbenannt. Ab dem Jahr 2009 bis 2016 lag die Vereinsleitung in den Händen von Wolfgang Jaeschke, der kürzlich seinen 80. Geburtstag gefeiert hat. Seine Tochter, Steffi Vorbeck, hat seine Nachfolge angetreten. Mit ihr zusammen führen die Zweite Vorsitzende Ulrike Rehm, Schriftführerin Michaela Köhler und Dr. Ulrike Rink, die die Kasse betreut, den Verein weiter.

Einen Pfadfinderstamm gibt es seit dem Jahr 1947 in Kronberg, zunächst noch mit dem fantasievollen Namen „Stamm Königsadler“ im Bund Deutscher Pfadfinder. Im Jahr 1960 wurde er in „Stamm Schinderhannes“ umbenannt, der in dieser Zeit sehr aktiv an der Planung und dem Bau des im Jahr 1963 eingeweihten Fritz-Emmel-Hauses beteiligt war. Fünf Jahre später traten die Mädchen aus dem „Bund deutscher Pfadfinderinnen“ geschlossen aus und traten dem Stamm Schinderhannes bei. Damit gab es in Kronberg erstmals einen Stamm, in dem Mädchen- und Jungengruppen koedukativ zusammenwirkten. In diesem Sinne besteht die Kronberger Pfadfindergruppe heute aus rund dreißig Jungen und Mädchen im Alter von acht Jahren bis Mitte zwanzig.

Während der Bauzeit des Fritz-Emmel-Hauses hatten die Pfadfinder im Jahr 1960 im Keller des Anwesens von Wilhelm Schauf in der Bleichstraße eine vorübergehende Bleibe gefunden. Dankbar wurde im Jahr 1967 das Angebot der Familie von Walther Leisler Kiep angenommen, den Pfadfindern großzügig 20 Jahre lang einen Schuppen und ein umliegendes Gelände im Bereich der ehemaligen Gärtnerei der Villa von Rath zur Verfügung zu stellen. Nach dem Ausbau des Schuppens zum Heim erhielt dieses anlässlich der Einweihung im Herbst 1968 den Namen „Maulbeerhaus“. Im Jahr 1987 fand der Stamm auf dem Anwesen Erich Geisels in der Eichenstraße die nächste vorübergehende Bleibe, bis der damals neu gewählte Bürgermeister Wilhelm Kreß im Jahr 1990 den Magistrat der Stadt Kronberg veranlasste, den Pfadfindern eine ehemalige Notunterkunft in Kronberg „Auf der Heide 17“ als Heim zu verpachten. So ist eines der schönsten Heime des gesamten Bundes der Pfadfinderinnen und Pfadfinder entstanden, das bis zum heutigen Tag betrieben wird. Bleibt die Frage, wie es zu der Benennung „Schinderhannes“ kam: Auf einer Silvesterfahrt zum Jahreswechsel 1959 /60 in den Hunsrück nahm während einer Übernachtung im Obdachlosen-Asyl in Emmelshausen die Idee Form an, die „Königsadler“ in „Schinderhannes“ umzubenennen. Der Räuberhauptmann Schinderhannes soll im nahen Soonwald oftmals unter ähnlichen Bedingungen Unterschlupf mit seinen Begleitern gefunden haben. Der Pfadfinderstamm „Schinderhannes“ ist vielen Menschen durch seine Präsenz auf dem Weihnachtsmarkt oder dem Apfelmarkt bekannt. Wenn das Umweltamt zur „Waldreinigung“ aufruft, sind die Pfadfinder, wie viele andere Vereine, auch dabei. „Gut Pfad“ und das Motto „Allzeit bereit“ – diese beiden Sätze und viele Klischees: Wer das wirkliche Selbstverständnis der Pfadfinder und ihre vielen Aktivitäten kennenlernen will, der sollte sich auf www.stammschinderhannes.de informieren und einfach im Rahmen eines Schnuppertages mitmachen.

Die Jugendarbeit steht bei den Pfadfindern nach wie vor hoch im Kurs. Fotos: privat

Steffi Vorbeck hat die Aufgaben ihres Vaters, Prof. Dr. Wolfgang Jaesckke, von allen Numa genannt, übernommen.

Weitere Artikelbilder



X