Hochwasservorsorge nicht nur Sache der Kommune

Kronberg (pu) – Nachdem lange Zeit von Teilen der Bevölkerung aus dem Klimawandel resultierende drohende Szenarien als Panikmache abgetan wurden, ist die Ernsthaftigkeit der Lage inzwischen in den meisten Köpfen präsent. Das ist um einen durch die hohen Schäden der Starkregenereignisse in der Burgstadt im Juni 2018 beziehungsweise August 2020 mit Hunderten mit Wasser vollgelaufenen Kellern und in Nöte gekommenen Autofahrern in ihren Fahrzeugen begründet, zum anderen spätestens durch die verheerende Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland Pfalz mit Langzeitauswirkungen, die man in Deutschland für undenkbar hielt. Dies vor Augen lud Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche (CDU) kurz vor Beginn der Herbstferien zur Bürgerversammlung in der Taunushalle Schönberg ein, in deren Mittelpunkt Informationen zu Starkregenvorsorge und Katastrophenschutz standen. Die große Resonanz seitens der Bevölkerung war deutlicher Beleg, wie stark diese Themen die Bürgerinnen und Bürger umtreiben. Im Verlauf des Abends kamen Details zu bereits laufenden beziehungsweise geplanten Maßnahmen in puncto Hochwasserschutz ebenso zur Sprache wie Tipps, was Hauseigentümer aktiv machen können, um die Gefahr von Schäden zu reduzieren. Darüber hinaus lenkten die Fachleute den Blick auf weitere hilfreiche Informationen.

Überflutungsschutz

Zum Einstieg zeigte das städtische Fachreferat Tiefbau einen leicht verständlichen Animationsfilm zu Grundstücksentwässerung, Rückstausicherung und Überflutungsschutz. Dahinter steckt die gewonnene Erkenntnis, trotz sintflutartiger Regenfälle wäre es zu weniger Wassereinbrüchen in Privathäusern gekommen, wenn deren Eigentümer entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hätten. In diesem Zusammenhang wurde die städtische Entwässerungssatzung in Erinnerung gerufen, die Grundstücksentwässerungslagen fordert, die den allgemein anerkannten Regeln der Technik entsprechen. Beispielsweise Rückstauventile oder -klappen, die den Rückfluss von Abwasser aus den Rohrleitungen verhindern. Diese sind wohl, so die Fachleute, in vielen Häusern vorhanden, doch häufig hapere es an einer regelmäßigen Pflege und Wartung, sodass eventuelle Funktionsstörungen erst im Unglücksfall festgestellt werden. Für Wohnräume im Keller mit Sanitäreinrichtungen und Küchen sei unterhalb des Rückstaubereichs generell nur ein Rückstauschutz mit automatisch arbeitender Abwasserhebeanlage zulässig. Diese böte nicht nur den größtmöglichen Schutz, sondern den zusätzlichen Vorteil, dass die angeschlossenen Entwässerungsgegenstände auch im Rückstaufall weiter genutzt werden können. Diese Investitionen sind vergleichsweise gering im Gegensatz zu den Schäden, die durch eingedrungenes Wasser in Räumen und beim Hausrat entstehen. Soviel zur Verpflichtung privater Hauseigentümer in puncto Hochwasservorsoge im eigenen Interesse.

Forcieren

In Anknüpfung an frühere Präsentationen der Sachstände im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt und der letzten Bürgerversammlung gewährte die Stadtverwaltung einen aktualisierten Einblick in den Stand der Dinge des Entwässerungsgeneralplans, vor allem auf die von ihrer Seite geplanten beziehungsweise bereits umgesetzten Maßnahmen. Herausgearbeitet wurden diese in Zusammenarbeit mit Dr.-Ing. Arne Klawitter von aquadrat Ingenieure GmbH, zuständig für den Bereich Hydrologie und Hydraulik, der die Stadt Kronberg bereits seit längerem in Sachen Entwässerung berät.

In der gewonnenen Erkenntnis, dass keine universale Lösung machbar ist, vielmehr zum optimierenden Schutzrezept eine ganze Reihe an zu drehenden Stellschrauben zählen, ist nach Information von Andreas Felden, dem Leiter des Fachbereichs Bauen und Facilitymanagement, zuletzt auch die Vernetzung (interdisziplinäre Anstrengungen) vorangetrieben worden.

Senken

Im Zuge eines Audits aus Stadtverwaltung, Forst, Landwirtschaft sowie Betroffenen habe der Gedanke an Gewicht gewonnen, die Anstrengungen zu forcieren, mehr Wasser aus den Ortskernen herauszuhalten. Dem Rechnung tragend wurden topografische Analysen und Karten von Fließwegen erstellt und Gefahrenstellen identifiziert. In den Fokus rückten dabei Bodensenkenbereiche. In diesem Zusammenhang wurde der Blick auf Bestandsmaßnahmen und geplante Vorhaben gelenkt. Während beispielsweise gemeinsam mit dem Forst das bestehende Muldensystem im Wald regelmäßig kontrolliert und freigeräumt wird, damit dessen Funktion greifen kann, sollen an anderen Stellen Ertüchtigungen erfolgen. Zu letztgenanntem Punkt zählen etwa eine Senke nördlich der B 455, ein alter Steinbruch in der Nähe des Roten Hanges, die Verbesserung des Gewässerrückhalts bei Waldwiesen- und Stuhlbergbach, Wester- und Schönberger Bach. Selbst kleine Senken können demnach nachhaltige Wirkung erzielen. Den Erörterungen zufolge soll durch die Einrichtung einer Senke an der Kreuzung Hain-/Friedrichstraße Oberflächenwasser aufgefangen werden, das sich bei Starkregenfällen den Weg nicht wie vorgesehen in den Kanal unter der Hainstraße sucht, sondern die Friedrichstraße hinab in den Schönberger Ortskern strömt. Das Gebiet Albanuskirche/Taunushalle/Viktoriaschule war bekanntlich wiederholt von massiven Überschwemmungen betroffen. Im Verlauf der eingeräumten Möglichkeit, dass Bürger Fragen stellen konnten, wurden weitere unter den Nägeln brennende Themen erörtert. Unter anderem standen dafür neben Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche, Bürgermeister Christoph König und Erstem Stadtrat Robert Siedler die Leitungen der zuständigen Fachbereiche zur Verfügung. Zur Sprache kamen außerdem noch der erste Entwurf des Klimaschutzkonzepts von Klimaschutzbeauftragtem Friedrich Horn, das bis Ende des Jahres vorliegen soll, die Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung und Umwelt, Sandra Poschmann, berichtete von der Erarbeitung eines Klimaanpassungskonzepts und Wolfgang Reuber (Katastrophenschutz Hochtaunus) vom Ausbau des Sirenennetzes.

Zahlreiche Informationen, darunter hilfreiche Links, stehen auch auf der städtischen Homepage www.kronberg.de.



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