Insel oder Sägezahn? Zwei Varianten für künftigen Busbahnhof

Kronberg (pu) – Im Zuge der Neugestaltung des Bahnhofsquartiers ist unter anderem auch der Busbahnhof in den Blickpunkt gerückt. Um der Lokalpolitik und der Bevölkerung einen ersten Eindruck von den dortigen Planspielen zu vermitteln, hat das federführend mit dem Projekt Bahnhofsumfeld beauftragte Ingenieurbüro Burgholzer-Trieb Partnergesellschaft MBB in der September-Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) einen bisherigen Zwischenstandsbericht zum Planungsprozess gegeben.

Zunächst lenkten Tina Burgholzer-Lang, Anke Trieb-Schütz und Erwin Trieb den Blick auf die nach ihren Erkenntnissen suboptimale aktuelle Situation mit funktionalen und gestalterischen Mängeln. Im Einzelnen sind dies beispielsweise die kritische Verkehrssicherheit durch teils notwendige Überquerung der Bahnhofstraße, die unübersichtliche Haltestellensituation sowie fehlende großzügige Überdachung und Barrierefreiheit.

Zur Abhilfe empfiehlt das Ingenieurbüro eine funktionale Gestaltung der Mobilitätsdrehscheibe Zentraler Omnibus-Bahnhof (ZOB) mit Umsteigebeziehungen Bus/Bahn und Bus/Bus, übersichtlicher Haltestellensituation, Barrierefreiheit, großzügiger Überdachung, Fahrrad-Abstellmöglichkeiten Bike and Ride und Parkraum in Bahnhofsnähe (beispielsweise für Kiss and Ride).

Wie so oft, wenn notwendige Abhilfemaßnahmen auf der Agenda stehen, liegt auch in diesem Fall wiederum die Crux im Detail. Bei der Prüfung verschiedener Gestaltungsmöglichkeiten offenbarten sich laut der Experten in puncto Anordnung der Haltepositionen die Schwierigkeiten, dass keine ausreichende Straßenbreite vorhanden ist und zu allem Überfluss ein großer Höhenunterschied zwischen unterer und oberer Bahnhofstraße besteht. Dazu kommt der durch ein Gutachten belegte schlechte Zustand einer Stützmauer, die so marode ist, dass sie nicht mehr saniert werden kann, sondern neu aufgebaut werden muss. Noch komplexer wird die Angelegenheit durch die Vorgaben, da aus bekannten Gründen weder eine Überbauung von Gelände der Deutschen Bahn möglich ist, noch ein weiterer Ausbau in der oberen Bahnhofstraße. Ganz zu schweigen von den Kosten, die ebenfalls logischerweise nicht ausufern sollen. Vor diesem Hintergrund hat das B & T-Büro zwei Varianten erarbeitet und diese, wie Erster Stadtrat Robert Siedler (parteilos) im Bauausschuss berichtete, schon mehrfach im Magistrat vorgestellt. Es handelt sich zum einen um die sogenannte Sägezahnaufstellung als Variante 1 und alternativ als Variante 2 die Insellösung.

Variante 1 – Sägezahn

Bei der Sägezahnaufstellung ist geplant, die Haltepunkte überwiegend bahnhofseitig anzuordnen. Dazu käme ein zusätzlicher Haltepunkt in der oberen Bahnhofstraße, ein bis zwei Haltepunkte auf der Südseite der Bahnhofstraße und eine großzügige Überdachung der Haltepunkte der Stadtbuslinien. Eine Überdachung aller Haltepunkte ist mit dieser Lösung allerdings nicht möglich.

Die Vorteile dabei: es würde eine übersichtliche Haltestellensituation geschaffen, eine kürzere, niedrigere Stützmauer errichtet, der Flächenbedarf wäre geringer als bei der Variante 2 und es müsste kein DB-Gelände in Anspruch genommen werden. Dennoch müssten neben der fehlenden umfassenden Überdachung als weitere Nachteile die teilweise geringere Sicherheit für Fußgänger durch Querung der Bahnhofstraße im Platzbereich sowie längere Fußwege in Kauf genommen werden

Variante 2

Die Insellösung sieht eine Anordnung aller Haltepunkte zentral bahnhofseitig vor, zusätzlich einen Haltepunkt in der oberen Bahnhofstraße. Eine großzügige Überdachung aller Haltepunkte wäre damit möglich. Das alles andere als unerhebliche Problem jedoch in diesem Fall: eine Realisierung wäre ausschließlich durch Überbauung von DB-Gelände machbar. Die Vorteile neben der Überdachung dabei: große Verkehrssicherheit für Fußgänger, übersichtliche Haltestellensituation und kurze Fußwege. Im Vergleich mit der ersten Variante würden allerdings komplexere Fahrbeziehungen entstehen, es wäre eine längere Stützmauer notwendig und ein größerer Flächenbedarf. Nach Aussage von Erstem Stadtrat Robert Siedler (parteilos) rechnet man für die Neugestaltung des Busbahnhofs aktuell mit etwa 2,3 Millionen Euro Kosten. Das Hineinsetzen des Fahrrad-Parkhauses in den Hang würde sich durch 10 bis 15 Prozent höhere Kosten bemerkbar machen. Der Baudezernent versprach, bei Erstellung einer Beschlussvorlage die Kosten im Einzelnen aufzuschlüsseln. Gespräche mit Fördermittelgebern wären vorgesehen. Siedler zufolge favorisieren Magistrat und Stadtverwaltung bisher die Insellösung.

Als nächste Schritte sind nach aktuellem Stand der Dinge weitere Abstimmungen mit der Deutschen Bahn und Hessen Mobil vorgesehen. Ein Förderantrag soll nach Möglichkeit 2020 gestellt werden, der Baubeginn ist für 2021 avisiert.



X