Kronberger bauen Friedensweg auf eigene Faust

Scherenschnitt über die Entstehung des Friedensweges Foto: privat

Kronberg. – Eine weitere Laterne, die, während der Kronberger Laternenwegführung der 1. Kronberger Laienspielschar, nicht präsentiert wird, da sie etwas abseits der Route steht, und deshalb in dieser Zeitungsreihe vorgestellt wird, ist die im volksmündlich genannten Friedensweg. Die Entstehung des Friedensweges ist auf dem Scherenschnitt der Laterne am Tor des Anwesens Doppesstraße 19 dargestellt. Ein Weg, dessen Geburt heute nur die Geschichtskundigen kennen. Deshalb möchte die 1. Kronberger Laienspielschar nun allen das Geschehen näherbringen.

Unter der Schwelle der Toreinfahrt am Doppes 19 zieht sich die Stadtmauer durch, die circa 20 Meter weiter oben (dort steht ein kleines weißes Gartenhaus) und wenige Meter um die Ecke bei der Haus Nr.17 weithin sichtbar ist. Bis 1871 schloss die Stadtmauer nach Osten hin die Altstadt ab, bildete also das Ende der Doppesstraße. Wer aus Kronberg heraus wollte, musste durch das Frankfurter Tor (heute Eingang Friedrich-Ebert-Straße), denn auch die Tanzhausstraße wurde noch bis 1898 durch die Mauer abgesperrt.

Als an dieser Stelle die Mauer abhanden kam, taten sich drei Anwohner zusammen, um eine direkte Anbindung ihres Altstadtareals an die Bleiche und darüber hinaus an das in einer konkreten Planungsphase befindliche Bahnhofsgebäude herzustellen. Also einen Weg durch den heutigen Viktoriapark.

Drei Männer taten dies offensichtlich ganz auf eigene Faust, denn die mit dem Wegebau sich ändernden Geländezuschnitte wurden erst 40 Jahre später (1911) besitzmäßig erfasst und ins Grundbuch übernommen. Ab dann war der Weg im Besitz der Stadt.

Vielleicht kam den Wegebauern auch zugute, dass die einst so stolze Stadtmauer gerade hier als Baustofflieferant schon stark in Anspruch genommen worden war. Zudem belegten die Reste eines 1991 im Gelände ausgegrabenen Brunnenstocks, dass das Gelände hinter der Stadtmauer zusammen mit dem Gelände vor der Stadtmauer gärtnerische Nutzung durch den Obstbauern vom Doppes 17 erfuhr. Und dieser war einer der Initiatoren...

Der zweite Beteiligte, Häfner Friedrich Löhnung, mit seinem Handwerksbetrieb unmittelbar vor der Stadtmauer (jetzt Hainstraße 9) ansässig, strebte wohl auch den direkten Zugang zur Altstadt an. Die Häuser Doppes 19 und das Backsteinhaus Doppes 22 gab es damals noch nicht. Auch dieses Gelände gehörte dem Obstbauern Heinrich-Josef Müller.

Der dritte Beteiligte war Landwirt Philipp Weidmann, Doppesstraße 20. Der Wegebau gestaltete sich schwierig, denn ein Großteil des Weges musste wegen des stark abfallenden Geländes durch eine Stützmauer gesichert werden. Sicherlich fanden hier die Steine der Stadtmauerreste ihre Verwendung. Aber es bedeutete Knochenarbeit. Mit eben ein paar Schaufeln Erde bewegen und somit einen begehbaren Weg herstellen war es wahrlich nicht getan.

Das von Albert Völkl gestaltete Laternenbild spiegelt das Geschehen wider; Abräumen der Mauer und Wegebau.

Ein Nachfahre des vorgenannten Friedrich Löhnung, Thomas Löhnung, ist im Besitz eines Textes, der einstmals ein Schild am oberen Ende des Weges zierte:

Drei Bürger waren sich einig

und sehr vertraut

und haben diesen Weg gebaut.

Und weil der Weg noch unbenannt,

wurde der Friedensweg benannt.

(Kriegsende 1870/71)

Allerdings trägt der schon sehr viel ältere Weg, der von der Hainstraße kommend hinter Müllers Gelände hinauf in den Bereich hinter der Burg führte, den Namen Friedensweg.

Wurde das neue Wegstück zum Doppes gleichsam als Verlängerung des älteren Weges mit dessen Namen versehen? Der Maler Fritz Wucherer widmete diesem alten Weg ein Gemälde mit der Bezeichnung Friedensweg. Dieser Name taucht sowohl in einem Plan von 1880 als auch in der Grundbuchüberschreibung von 1911 auf.

Zwischenzeitlich verlor sich der Name mehr und mehr; aus und Kenntnis der Geschichte sollte er 2011 den Namen der Kronberger Heimatdichterin „Hanna Feldmann“ erhalten. „Dies ist leider bis heute nicht mehr aufgegriffen worden, kann aber noch werden“, finden die Laienspielschar-Aktiven. Jedenfalls sei dies und der Fakt, dass der Weg inzwischen schon seit zwei Jahren gesperrt ist, Anlass genug, der Geschichte des Wegs nachzuspüren. Viel zu lange ist die Treppe, die vom Friedensweg in die Hainstraße führt, nun schon unpassierbar. Im Februar nun hatte Hessen Mobil mit der Sanierung der einsturzgefährdeten Stützmauer begonnen. Doch aktuell scheinen die Bauarbeiten schon wieder zum Erliegen gekommen zu sein. „Warum?“, fragt sich die Laienspielschar und hofft auf eine Erklärung der Stadt Kronberg dazu. Mehr über die Führungen auf dem Kronberger Laternenweg unter www.kronberger-laienspielschar.de.(mw)

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