Kronberg (hmz) – Kann Künstliche Intelligenz (KI) die Probleme der Zukunft lösen? Diese Frage stand im Raum und Rinku Sharma, Geschäftsführer von Techeroes, versuchte, eine einfache Antwort auf ein äußerst komplexes Thema zu finden. Er war, wie der UN-Experte Ramu Damodaran, zu Gast im SDG-Café, das mit dem Format „Meet the Expert“ globale Nachhaltigkeitsziele erläutern, vertiefen und schließlich auf den lokalen Ebenen in machbaren Schritten verankern will. Dabei geht es um die 17 „Sustainable Development Goals (SDGs)“. Diese stehen für die Entwicklung der politischen Zielsetzungen der Vereinten Nationen, die weltweit der Sicherung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. Die Agenda soll bereits im Jahr 2030 konkrete Ergebnisse vorweisen.
Schülerinnen und Schüler der Altkönigschule wie Natalia Parlov und Luisa Hellen Neuberger engagieren sich für diese globale Idee, unterstützt von ihrer Lehrerin Lilly Heil. Inwieweit KI die SDG’s unterstützen kann, machte Sharma an den Beispielen für Müllvermeidung, einem nachhaltigen Konsum aufgrund begrenzter Ressourcen, an Innovation und Infrastruktur sowie an den Möglichkeiten im medizinischen Bereich oder im Dienstleistungsgewerbe fest. Das Unternehmen Techeroes mit Sitz in Bad Vilbel hat für sein innovatives Engagement bei der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen den ersten Preis in der Kategorie „Smartes Lernen“ im Wettbewerb „Hessen smart gemacht“ gewonnen. Im SDG-Café ging es für Rinku Sharma auch um die Frage: „Künstliche Intelligenz – Klimakiller oder Motor für innovative nachhaltige Ideen?“ KI sei nicht die Lösung für alle Probleme, auch wenn Algorithmen Menschen in einigen Bereichen überlegen seien. Neben der Fähigkeit, Daten auszuwerten, ginge es um einiges mehr, dazu zähle auch Kreativität mit den Möglichkeiten unlogischen Denkens und guter Ideen.
Dass eine KI diese entwickeln und tatsächlich auf dieser Basis eigenständig agieren könne, sei derzeit noch nicht absehbar. KI-Algorithmen könnten deshalb nur eine Ergänzung sein. Für die Lösung etwa der Klimakrise werde die KI sicher nicht helfen können, denn hier gehe es primär um die eigenen Fähigkeiten, Veränderungen zu bewirken. Sharma unterschied zwischen schwacher und starker KI. Künstliche Intelligenz wäre es erst, wenn Maschinen in der Lage seien, Dinge selbstständig auszuführen, ohne dass der Mensch eingreift. Eine starke KI wäre ein Androide, der in der Lage sei, sich eigenständig weiterzuentwickeln. „Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, unser Leben grundlegend zu verändern – sowohl zum Positiven als auch zum Negativen.“ Sharma sprach daher lieber von „Machine Learning“ und „Deep Learning“; in diesen Bereichen würden aktuell erste Ansätze einer schwachen KI existieren. Diese könne vordefinierte Aufgaben übernehmen. ChatGPT dürfte als schwache KI eingestuft werden, denn auch wenn diese Anwendung in der Lage sei, alle möglichen Antworten zu finden, so durchforste sie lediglich das Netz nach Informationen zu einer Fragestellung, ähnlich wie Suchmaschinen das tun. KI baue dann die erhaltenen Information in Texten oder Programmen zusammen, „allerdings nicht immer sinnvoll“.
Ramu Damodaran, wie auch Rinku Sharma mit indischen Wurzeln, ist ständiger Beobachter der Universität für Frieden bei den Vereinten Nationen in den Büros der indischen Botschaft in New York. Er hielt seinen Vortrag in englischer Sprache. Im Vorfeld betonte er die dringende Notwendigkeit, dass Menschen, Gruppen und Länder miteinander ins Gespräch kommen und auf freundliche, diplomatische Weise über die Konflikte verhandeln, die in verschiedenen Regionen der Welt bestehen. Er hob hervor, dass der indische Premierminister Narendra Modi als Vermittler sowohl zwischen der Ukraine und Russland als auch zwischen Israel und Palästina fungiere und sich bemühe, diplomatische Lösungen und gewaltfreie Auswege aus den Krisen zu finden.
„Unsere Organisation appelliert an den guten Willen der Völker, Differenzen auf diplomatischem Wege zu erörtern und zu verhandeln, da die Beendigung aller Kriege und jeglicher Formen von Gewalt auf der Welt unabdingbar ist und der einzige Weg, die Menschheit vor der Selbstzerstörung zu bewahren.“ Indiens Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit basiere auf den Prinzipien Gandhis, die als Säulen der Menschheit dienen sollten. Ein eindringlicher Appell an Vernunft und Gesprächswillen – das, was künstliche Intelligenz nicht leisten kann – und damit war der Bogen zwischen den beiden Gästen gespannt, die „global denken und lokal denken“, ein emsig bemühtes Zitat.
Auch wenn künstliche und menschliche Intelligenz in Zukunft immer stärker verschmelzen werden, sind zugleich auch die Grenzen dieser Technologie deutlich geworden: KI benötigt nach wie vor riesige Mengen an Trainingsdaten und Strom – und sie lässt sich leicht manipulieren. Doch trotz ihrer jüngsten Popularität ist KI nur bei der Lösung von Problemen mit sehr spezifischen Ansätzen erfolgreich. Ohne den Menschen geht es eben doch nicht – oder noch nicht.