Leserbrief

Unser Leser, Richard Schmidt, Am Gänsborn, Oberhöchstadt, schreibt unter der Überschrift „Nachwuchsproblematik in der Vereinsarbeit“ Folgendes: Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Vereine sind in den Paragrafen 21 ff Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) geregelt. Darüber hinaus definiert sich ein Verein über den gemeinsamen Zweck und den Mitgliederbestand.

Dies hört sich erst einmal einfach an, ist es aber nicht. Das spiegelt sich in den Problemen vieler Vereine wider: Sinkende Mitgliederzahlen, „Vetternwirtschaft“ in den Vorständen und mangelndes Engagement der Mitglieder führt die Vereine in die Krise. Ein Blick in die Presse zeigt, wie Vereine und Institutionen ihre Tätigkeiten aufgeben müssen, da der Nachwuchs fehlt und junge Leute sich nicht mehr für die Sache interessieren. Hinzu kommt, dass Vorstände und ihre Vorsitzenden in ihrer alten Denke festgefahren und für neue Ideen nicht offen sind. Viele „kleben“ an ihren Posten und können nicht „loslassen“. Außerdem hat man sich „Pfründe“ geschaffen, die man nicht verlieren will. Das führt dazu, dass junge Leute mit neuen Ideen in manchen Vereinen nicht an führende Posten gelassen werden. Sie werden gar zum Teil gemobbt und verlieren die Lust auf weitere Vereinsarbeit.

So kommt es bei Außenstehenden zu der Annahme, dass Vereinsarbeit eine langwierige und schwierige Aufgabe ist und man interne Kämpfe führen muss, um gute Ideen durchzusetzen. Das will man sich nicht antun und lässt es also ganz. Hier muss von den Vereinen Informationsarbeit geleistet werden, damit junge Menschen überzeugt werden, dass Vereinsarbeit wichtig für unsere Gesellschaft ist und dass beispielsweise das ehrenamtliche Engagement eine hohen Stellenwert hat.

Es muss meines Erachtens für die Vorstände sowie für andere Positionen ein klares Zeitfenster vorgegeben werden (beispielsweise 5 Jahre). Darin liegt der Anreiz, eine entsprechende Aufgabe in den Vereinen zu übernehmen, dennoch nicht auf Dauer gebunden zu sein. Das würde neue Leute und neue Ideen in die Vereinsarbeit bringen.

Es verhindert auch, dass sich ein „Filz“ bildet, der nur bestimmten Leuten Vorteile bringt. Vielen Vereinen fällt es schwer, Nachwuchs zu finden. Ihnen fehlt das Wissen und manchmal auch der Wille, neue Wege der Vorstandsgewinnung zu gehen. Erfolgreiche Nachwuchsarbeit betreibt man durch Transparenz der Vereinsstrukturen. Bei allem Bestreben der Wahrung der Tradition sollten Vereine nicht davor zurückschrecken, Neues auszuprobieren und Innovationen eine Chance zu geben.

Dazu gehört auch, dass auf einem Organigramm die Struktur und Aufgaben des Vereins für Vorstand und der Gremien festgehalten werden. Diese Informationen muss jeder erhalten, der sich für den Verein engagiert. Wert muss auf die Jugendarbeit gelegt werden, da sich hier die Zukunft abspielt. Mit dem richtigen Programm und engagierten Mitgliedern ist es dann kein Problem, Nachfolger für die Vorstands- und andere Vereinsebenen zu finden, die sich entsprechend einsetzen.

Zum Schluss noch die Geschichte von Heinrich, dem ewigen Vorsitzenden: Heinrich war schon immer Vorsitzender des Vereins. Man wollte ihn ablösen und überlegte, wie man dies am besten machen könnte. Bei der nächsten Vorstandssitzung ging man also auf Heinrich zu und sagte: „Heinrich, du bist schon solange Vorsitzender, wir danken dir recht herzlich für deine Arbeit und möchten dir nun, in Anbetracht deiner Leistungen, den Ehrenvorsitz anbieten.“ Darauf Heinrich: „Ist gut, dann mach ich das auch noch.“



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