Leserbrief

Unser Leser Prof. Dr. Wolfgang Jaeschke, Philosophenweg, Kronberg, schreibt uns zu unserem Leitartikel „Kosten für das Casals Forum steigen auf 58,5 Millionen Euro“ vom 10. Juni Folgendes: Wer in seinem Leben jemals etwas Visionäres in Angriff genommen und durchgezogen hat, der weiß, dass es nicht außergewöhnlich ist, wenn die anfallenden Kosten im Laufe der Projektentwicklung über den angenommenen Rahmen hinausgehen. Dies gilt nun auch für das kühne und visionäre Projekt der Kronberg Academy mit dem Bau des Casals Forums in Kronberg.

Angesichts der Einmaligkeit dieses wahrlich als Leuchtturm-Projekt zu bezeichnenden kulturellen Unternehmens ist es nicht verwunderlich, dass sowohl die privaten Förderer als auch die öffentliche Hand trotz gestiegener Kosten weiterhin engagiert hinter dem Bauvorhaben stehen.

Dieses Engagement stünde auch der Kronberger Stadtverwaltung und darüber hinaus allen Kronberger Bürgern gut zu Gesichte. Wir alle sollten stolz und erfreut darüber sein, dass solch eine wichtige Begegnungs- und Ausbildungsstätte für junge Musiker im Zentrum unserer kleinen Stadt entsteht. Von New York bis Moskau, von Norwegen bis Neuseeland kommen die Künstler der Welt in unser Kronberg. Es versteht sich von selbst, dass unser Gemeinwesen davon nicht nur ideell, sondern auch wirtschaftlich profitiert. Einer kürzlich erschienenen Studie des Max Planck Instituts war zu entnehmen, dass im Kulturbetrieb der Musik ein investierter Euro bis zum Vierfachen an Rendite erbringen kann. So ist es leicht nachvollziehbar, wenn die Kronberg Academy in einer Studie zeigen konnte, dass sie als Wirtschaftsunternehmen der Stadt Kronberg bislang deutlich mehr Geld eingebracht hat, als sie je von ihr bekam.

Trotz all der Vorteile, die unserer Stadt durch die Aktivitäten der Kronberg Academy und insbesondere durch den Bau des Casals Forums zuteilwerden, hat sich die Stadt Kronberg bislang in keiner Weise finanziell an dem Bauvorhaben beteiligt. So musste zum Beispiel das städtische Grundstück, auf dem der Bau errichtet wird, von der Academy ohne Nachlässe für einen Millionenbetrag erworben werden.

Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass gegenwärtig die Bereitstellung weiterer Mittel durch die öffentliche Hand und die Spendenbereitschaft von privaten Förderern an die Frage geknüpft wird, inwieweit sich auch die Stadt Kronberg finanziell an dem Bauvorhaben beteiligt. Denn es liegt auf der Hand, dass das fertige Gebäude mit seiner Infrastruktur insbesondere für die Stadt, aber auch für alle Bürger von großem Nutzen sein wird. Für diesen Nutzen den gegenwärtig zur Debatte stehenden Betrag von 500.000 Euro an die Academy als Zuschuss zu geben, sollte für alle politischen Kräfte und Entscheidungsgremien in dieser Stadt eine Selbstverständlichkeit sein. Mit dem sprichwörtlich kleinen Würstchen kann hier nach einem großen Schinken geworfen werden, wenn man sich vergegenwärtigt, dass der zur Diskussion stehende Beitrag der Stadt nur 0,86 Philosophenweg der gesamten Kosten ausmacht.

Das, was in der Kronberg Academy seit ihrer Gründung vor mehr als 25 Jahren aufgebaut wurde, verdient Respekt und kein Misstrauen. Es besteht die Gefahr, dass das bisher Erreichte durch unqualifizierte Diskussionen zerredet wird. Die bisherige Entwicklung der Kronberg Academy hat über viele Jahre der Kronberger Bevölkerung unzählige Konzerte und kulturelle Veranstaltungen beschert. Die Zeitspanne von einem Vierteljahrhundert hat aber auch gezeigt, dass die Academy mit den ihr zur Verfügung stehenden Geldern gut und erfolgreich wirtschaften kann. Wir sollten davon ausgehen, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird und der Academy zupackend und hilfsbereit zur Seite stehen!



X