Leserbrief

Unser Leser Walter Ried, Höhenstraße, Kronberg-Schönberg, schreibt unter der Überschrift „Gefällter Redwood – wirklich 250 Jahre alt?“ Folgendes:

Magnus Prinz zu Wied beklagt sich im letzten Kronberger Boten über die Fällung eines „komplett gesunden 250-jährigen Redwood-Baumes“ in der Westerbachstraße. Das ist zweifelsohne sehr bedauerlich, um nicht zu sagen, eine botanische „Sauerei“, wenn denn der Baum wirklich völlig gesund gefällt wurde. Warum wurde dieser überhaupt entfernt? Stand er einem Bauvorhaben im Wege? Das Vernichten alter Bäume ist leider in der Burgstadt zur Unsitte geworden – ich erinnere nur an das durchaus vermeidbare Umhauen der alten, weit über 300 Jahre alten Edelkastanie am Bahnhof zwecks Baus des Casalsforum, vor ein paar Jahren. Dieser unverzeihbare Baumfrevel hätte sich bei etwas gutem Willen leicht vermeiden lassen. Zum Glück konnte sein Wurzelwerk in letzter Minute gerettet und ins Edelkastaniendorf Mammolshain transloziert werden, wo es zum Glück inzwischen wieder bei guter Pflege ausgetrieben ist. Lobenswert ist in dieser Beziehung die Pflanzung einer jungen Esskastanie zum Jahresende 2020 durch den Verein Heckstadt Freunde Oberhöchstadt anlässlich seiner Gründung vor zehn Jahren, über die der Kronberger Bote ausführlich berichtet hat. Es sollten noch viel mehr Esskastanien quasi als typischer Leitbaum in Kronberg gepflanzt werden!

Nun zurück zu dem gefällten Redwood. Die von Herrn zu Wied aufgeführte Altersangabe zweifle ich an. Von den nordamerikanischen Redwoods ist zwar bekannt, dass sie locker 2000 Jahre und mehr alt werden können und damit im Westen der USA noch einige Exemplare stehen, die schon ihre Äste gen Himmel gestreckt haben, als von dort der Herrgott den Befehl gab, seinen unschuldigen Sohn an das hölzerne (kein Redwood!) Kreuz durch die heidnischen Römer nageln zu lassen. Aber nach Europa, wo sie vor den letzten Eiszeiten ebenfalls heimisch waren, kamen die ersten Redwoods erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder zurück, als sie die Europäer auf ihrem Zug gen „Wilden Westen“ in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erstmals zu Gesicht bekommen hatten. Via England gelangten sie dann schnell auch auf den europäischen Kontinent. So steht einer der ältesten Redwoods auf deutschem Boden, auf der sogenannten Herrenwiese im Fürstenlager bei Bensheim an der Bergstraße. Er wurde nachweislich 1852 gepflanzt und hat aktuell eine Höhe von rund 55 Metern. Kein Wunder also, dass die dendrologisch versierte Kaiserin Friedrich eine Reihe dieser – in ihrem Fall im wahren Sinne des Wortes majestätischen – Bäume im eigenen Schlosspark von Friedrichshof setzen ließ, die sich mittlerweile zu stattlichen Solitärbäumen entwickelt haben. Leider ist einigen dieser urwüchsigen grünen Bewohner die Sommerhitze der letzten Jahre nicht allzu gut bekommen, denn sie zeigen zunehmend abgestorbenes, braunes Astwerk, was auf Trockenschäden hindeutet. Es ist daher zu befürchten, dass in absehbarer Zeit mancher dieser mächtigen Baumriesen der Klimaerwärmung zum Opfer fallen wird. Hier würde sicherlich künstliche Bewässerung durch den Golfclub oder die landgräfliche Schloss- und Parkverwaltung den Sommer über sehr nützen.

Fazit: Ich gehe davon aus, dass der gerade gefällte Redwood in der Westerbachstrasse maximal 120 bis 150 Jahre alt war. Der herbe Verlust wird zugegebenermaßen dadurch nicht besser. Sollte Magnus zu Wied wider Erwarten harte Fakten und eindeutige Beweise anbringen können, dass „sein“ Redwood wirklich ein Alter von 250 Jahren auf dem Stamm hatte, sollte er diese Daten bitte umgehend veröffentlichen.

Das wäre einerseits eine botanische Sensation, andererseits ein überaus peinlicher Imageschaden für die Burgstadt, den wohl ältesten Redwood Europas mir nichts, dir nichts gefällt zu haben. Aber solche Dummheiten kommen leider immer wieder vor – leider zunehmend auch in Kronberg! (Das Foto oben zeigt einen der „Redwoods“ im Schlosspark von Friedrichshof).



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