Leserbrief

Unsere Leserin Maria Biebricher, Schwarzer Weg, Kronberg, hat uns passend zum Karneval unter der Überschrift „Das Orchester“ folgenden Leserbrief geschrieben, der jeden zu eigenen Interpretationen anregen mag:
Unter den Zweiten Geigen befindet sich eine, die gerne unter den Ersten wäre. Diesen Mangel (aus ihrer Sicht) macht sie durch Fortissimo wett; gerne übertönt sie die anderen. Der Schlagzeuger indes hat sein eigenes Gefühl für Rhythmus: Bei seinen Einsätzen kann man selten von Punktlandungen sprechen. Ein Waldhorn-Spieler hat sich unter die Querflöten gemischt, weil er findet, sein Platz sei niemals in der hintersten Reihe.

Quasi im Gegenzug sitzt eine Oboe bei den Fagotten, weil sie in den Nebenmann verliebt ist. Die Trompeten spielen rhythmisch und melodisch sehr schön, sehen aber beifallheischend ins Publikum statt zum Dirigenten.

Posaunen und Tuba sind wettkampforientiert und versuchen, sich im Tempo zu überbieten.

Kontrabass und Celli bilden mit den Bratschen das Prinzip Hoffnung; hier sind keine nennenswerten Ausfälle zu verzeichnen.

Hört der Dirigent nur sie? Er träumt jedenfalls von den großen Bühnen der Welt, doch das Orchester hat nicht einmal Vorspielreife.

Vielleicht können wir nun ein wenig über Harmonie nachdenken, Harmonie, die nicht Selbstaufgabe sondern „Werktreue“ meint.



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