Leserbrief Offener Brief Stadthalle

Unser Leser Jürgen Frauenfeld, der mit seiner Architektengemeinschaft im Jahr 1987 den Planungsauftrag für die Stadthalle Kronberg erhielt, wendet sich jetzt im Rahmen der Stadthallensanierung mit einem offenen Brief an den Bürgermeister und den Magistrat der Stadt Kronberg:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister König,

kürzlich hatte ich Gelegenheit, mich vom Fortgang der Sanierungsarbeiten in der Stadthalle zu überzeugen. Einige Bauteile sind vorbildlich restauriert, bei anderen ist wohl eine andere Farbgebung vorgesehen. Dagegen wäre nichts einzuwen­den, obwohl man bei solchen Änderungen üblicherweise den Architekten hinzuzieht. Im Fall des Foyers befürchte ich allerdings, dass ohne die weißen Marmorstreifen und -sockel die helle, freundliche Raumwirkung verloren geht. Womit ich überhaupt nicht einverstanden bin, ist das Grau der Fensterprofile außen am Stadthallenanbau sowie vor allem des Foyers. Mir ist unverständlich, warum man das ursprüngliche Weiß erneut übermalt, beziehungsweise bei der jetzigen Renovie­rung nicht wiederhergestellt hat. Nicht ohne Grund hatten wir seiner­zeit die Stadt­halle, also Altbau und Anbau mitsamt dem verbindenden Foyer in einem einheitli­chen Erscheinungsbild konzipiert, wobei die Farbgebung weiß durch den denkmal­ge­schützten Altbau vorgegeben war. Im Vergleich zum ursprünglichen Zustand ist diese Ensemblewirkung nunmehr empfindlich gestört und das Werk des Architekten entstellt. Eigent­lich hätte ich seiner­zeit urheberrecht­lich gegen das vorherige Graubraun vor­gehen sollen, habe jedoch auf Einsicht gehofft, zumal nach dem Glas­bruch am Foyerdach aufgrund des dunkleren, stärker aufheizenden Anstrichs - ein unglaublicher bauphy­sikalischer Fehlgriff. Klug geworden scheint man daraus offenbar nicht zu sein. Dabei geht es nicht nur um Fassadenästhetik. Gerade neben einer Wärmeinsel wie dem Berliner Platz sollte man im Zeichen der Klima­anpassung helle, reflektie­rende Oberflächen wählen, damit Gebäude und Umge­bung weniger auf­heizen. Das gilt insbesondere für das Foyer­dach, wo ein hohes Refle­xionsver­mögen zugleich der Materialermüdung entgegenwirkt; gegenüber dem ursprüngli­chen Weiß ist die Abstrahlung nunmehr um gut 30 Prozent gemindert. Insofern widerspricht die Stadt ihrem eigenen Klimakon­zept.



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