Love Story mit Biss – Emanuel Bergmann liest aus seinem Roman „Tahara“

Emanuel Bergmann liest aus seinem Roman „Tahara“ neben Dirk Sackis auf dem lauschigen Heuboden der Kronberger Bücherstube.
Foto: Sura

Kronberg (aks) – Es wurde schnell gemütlich bei Wasser und Wein im rustikal restaurierten Heuboden der Kronberger Bücherstube, der sich schnell füllte, teils mit treuen Leserinnen von Michel Bergmann, der im letzten Jahr hier im Hof sein erfolgreiches Buch „Mameleben“ vorgestellt hatte. Der Vater Michel ist den Kronbergern schon lange bekannt und Freund des Hauses, und genauso herzlich begrüßte Gastgeber Dirk Sackis auch den Sohn Emanuel, der mit seinem neuesten Roman „Tahara“ zahlreiche neugierige Leser und Leserinnen anlockte, die mit einem äußerst unterhaltsamen Abend belohnt wurden. Es ist immer wieder eine Freude zu erleben, mit viel Ehrlichkeit Emanuel Bergmann über sein Leben und seine Erlebnisse sorglos plaudert, ohne beeindrucken zu wollen. Den vielen Fragen lauschte er aufmerksam, um dann in einen lebendigen Dialog mit seinem Publikum zu treten.

Jüdische Wurzeln

Emanuel Bergmann ist Schriftsteller mit jüdischen Wurzeln, und der Titel seines zweiten Romans „Tahara“ spielt auf den Zustand der rituellen Reinheit in der jüdischen Tradition an, aber auch allgemein auf einen Abschied am Ende des Lebens: ohne Sünde, ohne Makel vor den Schöpfer zu treten („Unabhängig vom Glauben, wer möchte das nicht?“). Dass auch die wahre Liebe die Menschen zur Reinheit führt, das ist am Ende die Auflösung der „Amour fou“ zwischen Marcel und Héloïse: „Der Twist am Ende!“

Die rasante Geschichte spielt in der schillernden Welt der Filmfestspiele in Cannes, wo Bergmann die teils rauschhaften Eitelkeiten im Filmbusiness verortet, die er selbst 20 Jahre lang in den USA als Journalist in „fast tausend Interviews“, darunter John Travolta, Helen Mirren, Gary Oldman, erlebt und verinnerlicht hat: „Eine Welt voller Glitzer und Abgründe“. Sein Protagonist, der renommierte Filmkritiker Marcel Klein, ist „eine knurrige Persönlichkeit, der die Kunst des Glücklichseins nie erlebt hat“.

Toxische Liebe an Traum-Locations mit einem Quantum Humor

Bergmann liest an diesem Abend nicht aus seinem Buch, sondern aus Texten, die er eigens für diese Lesung geschrieben hat. „Achtung, das sind Unikate, einmalig und vergänglich“. Bergmann beschreibt berührend, wie vor allem die eigenen Dämonen und Traumata die Menschen und ihre Beziehungen „von innen kaputt machen“. Seine Helden, Marcel und Héloïse, leben eine wilde toxische Liebe aus, eine „erwachsene Liebe mit Widersprüchen und Brüchen“ – romantisch situiert in Südfrankreich –, die durch ihre Aufrichtigkeit am Ende Heilung bringt. Als Autor wünscht er sich, dass „man als Leser auf die Spur kommt“, dass man versteht, was das Liebespaar antreibt. Das Buch sei eine „Love Story für Erwachsene“, autobiographisch sei es definitiv nicht, denn „beim Schreiben fange ich an zu fabulieren“. Der Samen für die Geschichte sei real, die Pflanze allerdings fiktiv. Dabei kommt der Humor nicht zu kurz, der seine Geschichten so unterhaltsam macht. Es ist auch Bergmanns Liebeserklärung an das Kino, das ihn mit seinem Helden Marcel verbindet, der als Kind das Kino der Wirklichkeit vorzieht, sich dort in seine Träume flüchtet. Ja, eine Anfrage zu den Filmrechten gebe es bereits, antwortet er gut gelaunt auf die Nachfrage aus dem Publikum.

Kulturschock Taunus und schreiben in der „Kinderpause“

Vor zweieinhalb Jahren zog er mit seiner Frau und den kleinen Zwillingen nach Deutschland in den Taunus, wo er so gern in den Wald und auf den Spielplatz geht. Los Angeles sei nach wie vor seine Traumstadt, aber mit kleinen Kindern sei das Leben jetzt anders: „Plötzlich braucht man Betreuung und Spielplätze“ und kurze Wege, die er selbst am liebsten mit dem Fahrrad zurück legt. Die Stimmung ist an diesem Abend herzlich zugewandt und empathisch, fast wie bei Freunden. Bergmann vertraut dem Publikum an, dass er heute seinen fiktiven Figuren 25 Fragen stellt, um sie schneller kennen zu lernen: „wie bei einer Séance“. „Die Figuren erzählen mir ihre Geheimnisse, ich weiß nicht, wo das herkommt.“ Welche Frage denn die wichtigste sei, fragt eine Dame. Bergmann schmunzelt: „Die simpelste, erzähl mir von deiner Kindheit!“

Nach „Der Trick“, der wundersamen Überlebensgeschichte eines Zauberers, geht nun Emanuel Bergmanns zweiter Roman, der in in einer Welt voller Glamour, mit viel Schein und voller Leidenschaft spielt, an den Start.



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