Kronberg (war) – Für Kaplan Benedikt Wach heißt es jetzt Koffer packen und der Großpfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus Adieu zu sagen. Ende August beendet er seine Ausbildungszeit im Hochtaunuskreis, um dann ab 1. September als Pfarrer in Maria Himmelfahrt in Hachenburg im Westerwald aktiv zu werden. Seinen priesterlichen Schwerpunkt hatte der jetzt 42-jährige Wach in Kronberg, wo er im alten Pfarrhaus neben Sankt Peter und Paul wohnte. Im Pfarrverband selbst war er insbesondere in der Glaubensweitergabe an die Kinder und Jugendlichen engagiert. So lag ihre Vorbereitung auf die Firmung in seiner Verantwortung. Laut der Internetseite von Sankt Marien hat die Pfarrei „mit 17 Prozent einen der höchsten Jugendanteile im gesamten Bistum Limburg“. Da gab es somit viel zu tun für den Kaplan.
Dass Wach einmal in den direkten Dienst des Herrn treten würde, war für ihn zunächst nicht abzusehen. In der altehrwürdigen Römer- und Domstadt Mainz geboren, zog er als Zweijähriger mit seinen drei Geschwistern samt Eltern nach Montabaur in den Westerwald um. Aus dieser Gegend stammen traditionell viele Geistliche im Bistum Limburg. Nach Gymnasium und Wehrdienst nahm Wach erst einmal ein Jurastudium in seiner Geburtsstadt auf. Nachdem er das erste juristische Staatsexamen erfolgreich bestanden hatte, folgte er schließlich seiner inneren Stimme, die sich zunehmend mehr und mehr Gehör bei ihm verschaffte, sich endlich Gottes Ruf zu fügen. Die Konsequenz war der Wechsel zur Theologie, um Priester zu werden. Wach: „Mein Wunsch war im Laufe der Zeit immer stärker herangereift, einmal als Seelsorger das Wort Gottes zu verkünden, anstatt mich weiterhin mit der oft abstrakten Gesetzeskunde zu beschäftigen.“ Spirituelle Erfahrungen wie die 2005 auf dem Weltjugendtag in Köln gemachten oder der nach wie vor permanent intensive Kontakt mit seiner Heimatpfarrei in Montabaur wirkten hier rückblickend quasi als Katalysator, so die Analyse des Noch-Kaplans. Folgerichtig ging es ab 2010 an die Philosophisch-Theologische Hochschule nach Sankt Georgen in Frankfurt-Oberrad ins Priesterseminar. Danach gehörte noch ein Wechsel vom Main an die Donau in die österreichische Kapitale zur weiteren Ausbildung und Vertiefung der religiösen Studien. Es schlossen sich als praktische Ausbildungsstationen Braunfels und nach der Priesterweihe als Kaplan Hadamar an.
Vor drei Jahren kam er dann nach Königstein-Kronberg. Wach zu seiner Zeit im Schatten des Altkönigs: „Das erste Jahr hat mir hier leider das Coronavirus gestohlen. Frisch in Königstein und Kronberg angekommen, war mir anfangs kaum ein direkter Kontakt wegen der gebotenen Abstands- und Sicherheitsregeln mit den neuen, mir gänzlich unbekannten Gemeindemitgliedern möglich. Diese Einschränkung war für mich besonders hinderlich in meiner Funktion als Schulpfarrer in der dem christlichen Weltbild verpflichteten Bischof-Neumann-Schule in Königstein. Virtueller Unterricht war zwar durchführbar, aber technisch konnten sich die Schüler und Schülerinnen oft nur eingeschränkt und teilweise ohne Sichtkontakt mit mir am Computer beteiligen und einbringen.“ Sehr geholfen hat ihm in dieser schwierigen Phase nicht zuletzt die hohe Bereitschaft der Gemeindemitglieder, sich ehrenamtlich innerhalb ihrer jeweiligen Ortskirchensprengel einzusetzen. Wach weiter: „In Königstein/Kronberg sind viele junge Familien mit dabei. Das ist nicht immer selbstverständlich und hat mich sehr beeindruckt. Ich wünsche mir für die Großpfarrei Sankt Marien, dass das so bleiben wird!“
In seinem Priesteramt steht für Wach der Dienst für Gott und am Menschen im Zentrum. Für die Ausübung seines Berufs, in dem das Wort Berufung zu Recht mitklingt, hat er sich nach eigenen Worten während des Theologiestudiums die notwendige Selbstsicherheit im Glauben, die mit der Entwicklung einer gefestigten christlichen Position einhergeht, erworben. „Der Kirche fällt es heute immer schwerer, den Menschen die Sinnhaftigkeit des Glaubens plausibel zu machen und warum es sinnvoll ist, aus dem Evangelium heraus zu leben. Das setzt voraus, dass ich als Priester diese Maxime im wahren Sinne des Wortes selbst glaubhaft vorzuleben versuche, wenn es mir auch nicht immer gelingen wird. Das wiederum setzt die dafür notwendige Glaubensgewissheit voraus.“
Über den aktuellen Zustand der katholischen Kirche macht auch Wach sich selbstverständlich seine Gedanken: „Hier bedarf es aktuell ohne Wenn und Aber einer energischen Aufklärung in Sachen Missbrauchsskandale, egal ob es sich um Heranwachsende oder Erwachsene handelt.“ Andererseits akzeptiert Wach den Zölibat, sonst wäre er nicht katholischer Pfarrer geworden. Er geht auch nicht davon aus, dass das Gebot der Ehelosigkeit unter dem jetzigen Papst Franziskus aufgehoben wird, nachdem sich dieser wie seine beiden Vorgänger auch schon eher gegen die Ordination von Frauen zum Priesterdienst ausgesprochen hat. Sorge macht ihm nichtsdestotrotz der eklatante Nachwuchsmangel. „Noch können in den Gemeinden genügend Gottesdienste angeboten werden, aber die aktuell niedrige Zahl an Theologiestudenten, die sich letztlich für das Priesteramt entscheiden, lässt daran zweifeln, ob das auch in Zukunft noch möglich sein wird“, so seine Ansicht. Zudem fehle der Nachwuchs an Pastoral- und Gemeindereferenten, deren Arbeit für das Funktionieren der Gemeinden heutzutage unerlässlich sei. Fallen diese unterstützenden Kräfte aus, kann der Pfarrer sich immer weniger um seine eigentliche Aufgabe, die Seelsorge, kümmern, weil er mit zu vielen anderen Dingen beschäftigt ist. Das fördert wiederum die Frustration und Unzufriedenheit bei den Gemeindemitgliedern, ohne dass die Priester selbst dafür etwas können. Kirchenaustritte sind die Folge. Der Teufelskreis ist perfekt.
Auf die Frage, was sich Wach von Gott wohl erbäte, falls dieser ihn direkt fragen würde, was er sich denn wünsche, lautet seine Antwort: „Ich würde Gott bitten, dass er möglichst vielen Menschen zu der Erkenntnis verhilft, wie positiv sich der christliche Glauben auf ein erfülltes Leben auswirkt.“
Die Mitglieder der Gemeinde Sankt Maria Himmelfahrt im Taunus haben Wach bereits in einem zentralen Gottesdienst am 16. Juli verabschiedet und sich für seinen vorbildlichen Einsatz bei ihm sehr bedankt. Jetzt bleibt nur noch übrig, dem „Jungpfarrer“ weiterhin Gottes Segen für sein neues Amt im Westerwald zu erbitten.
Als Nachfolger von Benedikt Wach wird Moritz Hemsteg als neuer Kaplan in Sankt Maria Himmelfahrt ab September am Altar zu sehen sein. Der 1993 am Niederrhein geborene Hemsteg studierte wie Wach Theologie in Sankt Georgen und außerdem in Boston in den USA. Nach der Priesterweihe war der sehr musikaffine Kaplan, der sogar eine Ausbildung zum Pianisten hat, bis jetzt in Westerburg im Westerwald im Amt. Am 10. September wird er offiziell in Königstein in den hiesigen Pfarrverband von Pfarrer Stefan Peter eingeführt werden.