Kronberg (hmz)- Max -Werner Kahl ist kein Leisetreter und er hat durchaus eine polarisierende Persönlichkeit, die sich in seinem Credo: „Das, was du machst, muss eine gewisse Bedeutung haben“, widerspiegelt. Da er in vielen Bereichen ehrenamtlich engagiert und dabei sehr aktiv ist, bleibt die respektvolle Haltung ihm gegenüber erhalten, auch wenn er klare Worte dafür findet, was in seinen Augen alles schief läuft. „Die Menschen sollen und müssen sich engagieren, sie machen dabei viele positive Erfahrungen, lernen ihren Ort und die Menschen kennen.“
Wenn Max Werner Kahl jetzt für seine 30-jährige Tätigkeit im Ortsgericht Kronberg gewürdigt wird, hat er oftmals hinter die Fassaden geschaut und so von vielen Nöten erfahren – auch dort, wo es nicht zu vermuten gewesen wäre. „Die Verschwiegenheitspflicht ist das oberste Gebot und ein großes soziales Selbstverständnis. Wir helfen in schwierigen Lebenslagen und bieten dort Lösungen an, wo wir können.“ Er verstehe sich als Dienstleister, der gerade in schwierigen Zeiten und in Notfällen da sei, wenn in den zuständigen Behörden längst Dienstschluss sei.
Repertoire an Anekdoten
Sein Repertoire an Anekdoten und Geschichten aus dem Leben eines Schöffen ist schier unerschöpflich. Da in Einzelfällen Schlussfolgerungen und auch Zuordnungen möglich sind, beschränkte er sich auf ein: „Wir wurden in die Wohnung eines alleinstehenden Mannes mit einem offenkundigen Messi-Syndrom gerufen. Er war verstorben und hinterließ keine Nachkommen. Seine Badewanne war bis obenhin mit Zeitungen voll gestapelt. Als wir sie anhoben, stellten wir fest, dass zwischen den Seiten Geldscheine lagen. Insgesamt fanden wir einen fünfstelligen Betrag, der natürlich sichergestellt worden ist. Über den Verbleib des Geldes weiß ich nichts“, erinnert sich Kahl.
Seit dem Jahr 1993 ist der Architekt, Kommunalpolitiker und leidenschaftliche Unterstützer des Heilig-Geist-Werkes in Tansania, das sich um den Aufbau kirchlicher und sozialer Strukturen bemüht, im Kronberger Ortsgericht tätig. Das auf Bitten des damaligen Bürgermeisters Rudolf Möller hin, der dem damals noch unerfahrenen Kahl das Erbe der bekannten Stadtbaumeisterin und Künstlerin Liselotte Wolf zutraute. Er wurde als Schöffe vereidigt und seitdem nach Ablauf der zehnjährigen Amtszeit jeweils wiedergewählt. Zuletzt bis zum 5. Juli 2023. Mittlerweile hat er die Altersgrenze erreicht. In seiner Zeit wirkte er zusätzlich als Hauptschöffe einer Großen Strafkammer am Landgericht Frankfurt mit. „Das war für mich eine sehr spannende Angelegenheit. Neben dem fachlichen habe ich mir im Laufe der Jahre auch ein großes juristischen Wissen angeeignet“, erklärt Kahl, der sich aufgrund seiner Erfahrungen durchaus als ein Mann des Ausgleichs versteht. Dafür spricht auch, dass er im Jahr 1980 zum Beisitzer in den Schlichtungsausschuss der Architektenkammer Hessens berufen wurde. Zudem gehörte er dem Anhörungsausschuss im Hochtaunuskreis an.
Seit dem Jahr 2003 sitzt er für die CDU im Kronberger Stadtparlament, übernahm den Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt zunächst als Vorsitzender, mit Beginn der neuen Legislaturperiode nach der Kommunalwahl im Jahr 2021 als Stellvertreter. Zudem wurde ihm im Jahr 2013 das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland für sein außerordentliches ehrenamtliches Engagement verliehen.
Die Arbeit der hessischen Ortsgerichte ist in der Öffentlichkeit nicht ganz so präsent. Kahl erläutert deren Aufgaben und Bedeutung: „Sie sind bürgernah, kompetent und kostengünstig. Dort können etwa Unterschriften öffentlich beglaubigt oder der Wert von Grundstücken geschätzt werden. Wenn noch Gebäude vorhanden sind, müssen wir den Verkehrs- und Zeitwert mit berücksichtigen und vor allem einen möglichen Instandsetzungsrückstau feststellen, um zu einem absolut neutralen und objektiven Gutachten zu kommen. Da ist sehr viel Erfahrung und Know-how gefragt.“ Die Ortsgerichte seien Hilfsbehörden der Justiz und daher würden ihnen verschiedene Aufgaben auf dem Gebiet der freiwilligen Gerichtsbarkeit und des Schätzwesens obliegen, die im Ortsgerichtsgesetz festgelegt seien. „Ortsgerichte leisten sowohl Hilfestellungen für Bürgerinnen und Bürger als auch für Behörden und Gerichte.“
Max-Werner Kahl wird keine längere Atempause einlegen, denn so lange sein Fachwissen gefragt ist, wird er dieses zur Verfügung stellen. Frei nach seinem Grundsatz: „Eine starke Demokratie und eine Ausrichtung am Sozialen bildet das Fundament unserer Gesellschaft.“