Mehr Bürgerinformation zum Thema Philosophenweg und Opel-Zoo: ALK wanderte und BUND gibt ein Buch heraus

Ausgangs- und Endpunkt der Rundwanderung bei wALK und tALK war der Waldparkplatz oberhalb des Opel-Zoos an der Landstraße nach Mammolshain. Runa Hammerschmitt (an der Teerkante) gab die Einführung, dann übernahmen Andreas Colloseus (links von ihr) und Günther Ostermann (rechts von ihr) die Moderation an den einzelnen Stationen. Fotos: Friedel

Königstein/Kronberg (hhf) – „Koexistieren und kooperieren“, mit diesen doch recht versöhnlich klingenden Worten leitete Runa Hammerschmitt die neueste Ortsbegehung im Rahmen der von der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) regelmäßig veranstalteten Reihe wALK und tALK ein. „Aus aktuellem Anlass“ hatte die Wählergemeinschaft am vergangenen Samstag zu einer Begehung des schon länger zum Zankapfel gewordenen Philosophenweges eingeladen und knapp 45 interessierte Mitbürger*innen hatten sich – teils mit Fahrrädern oder Rucksäcken ausgerüstet – bei angenehmem Wanderwetter eingefunden.

Auch Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels war der Einladung gefolgt und stand für Fragen vor Ort zur Verfügung, ebenfalls hoffentlich ein Zeichen künftiger Annäherung, hatte es doch in den Wochen zuvor manch derbe Äußerung gegen den Mann gegeben, der mit den Interessen seines Zoos andere Ziele verfolgt als ein Teil der Königsteiner Politiker und Bürger. Zur Erinnerung: Der Opel-Zoo möchte aus verständlichen Gründen schon seit einiger Zeit den quer hindurch verlaufenden, mit öffentlichem Wegerecht ausgestatteten Philosophenweg zum Privatweg umwidmen lassen, während einige der Kronberger und Königsteiner Volksvertreter und Bürger eben dieses Wegerecht nicht aufgeben wollen – ebenfalls aus ganz verständlichen Gründen.

Wegevergleich

Nachdem über diese verschiedenen Meinungen ausgiebig berichtet wurde, sollen die Bestandteile der Diskussion, die sich zwangsweise auf dem „wALK“ wiederholten, nicht noch einmal en Detail wiedergegeben werden. Interessant dagegen war mit Sicherheit die Idee, durch den Hinweg über den Philosophenweg durch den Opel-Zoo und den Rückweg über die auf Kronberger Seite als Scheiben-, von Königstein her als Scheibelbuschweg bezeichnete Alternativroute selbst zu erfahren, ob denn die Wegeführung um den Zoo herum wesentliche Nachteile für den Benutzer zwischen Königstein und Kronberg mit sich bringt. Wohlgemerkt geht es dabei nicht in erster Linie um fröhliche Wanderer, sondern um Menschen, die aus anderen Gründen die kürzeste Verbindung zwischen den Städten nutzen wollen, zum Beispiel täglich als Schulweg, per pedes oder mit dem Fahrrad. Derzeit bahnt sich nach dem Willen der Mehrheit der Stadtverordneten beider Städte eine vertragliche Regelung zur Schließung des Philosophenweges an: Die Nutzung des Weges wird dem Opel-Zoo überlassen. Nur noch Kronberger und Königsteiner Bürger sollen den Weg zu den Öffnungszeiten des Tierparks für 60 Minuten passieren dürfen. Deshalb hat sich in Königstein eine Initiative „Philosophenweg für Alle“ gegründet, die ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht hat, um diesen Mehrheitsbeschluss des Königsteiner Stadtparlaments aufzuheben – auch deren Vertreter nahmen natürlich an der Ortsbesichtigung teil.

An dieser Stelle von Seiten des Beobachters ein großes Dankeschön an alle Beteiligten, denn trotz des emotional aufgeladenen Themas verlief der Rundgang in sachlicher Atmosphäre – vielleicht haben reale Begegnungen doch mehr Wert als Chatrooms in „sozialen Medien“.

Stationen mit Detailinformationen

Andreas Colloseus und Günther Ostermann, zwei ALK-Stadtverordnete, die sich intensiv in die Materie eingearbeitet haben, hatten auf dem Weg einige Stationen mit Detailinformationen eingeplant. So erfuhren die Teilnehmer, dass der Opel-Zoo im Jahre 1956 von Georg von Opel gegründet wurde und sich im Laufe der Jahrzehnte entlang des öffentlichen Philosophenwegs immer weiter entwickelt hat.

Ein von Königstein und Kronberg gemeinsam beschlossener Bebauungsplan aus dem Jahre 2004, der heute noch rechtskräftig sei, habe dem Zoo erhebliche Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet, so zum Beispiel den Neubau eines Elefantenhauses mit Restaurant, eines Giraffenhauses und des Eingangsgebäudes mit dem nebenan gelegenen Restaurant „Lodge“.

Wesentlicher Bestandteil dieses Bebauungsplans ist allerdings, dass der Philosophenweg als öffentlicher Weg bestehen bleibt. Königstein stimmte dem Plan seinerzeit nur unter dieser Bedingung zu. Der Bebauungsplan sah Brücken über den Philosophenweg vor, die beide Hälften des Zoos links und rechts des öffentlichen Weges verbinden sollten. Die Realisierung wurde aber offenbar nie ernsthaft verfolgt, nach Aussage von Dr. Kauffels während des Rundgangs seien noch nicht einmal die Kosten ermittelt worden.

Eigener Eingang für Königsteiner

Am unteren Kassenhäuschen des Zoos, das zahlende Zoobesucher von den übrigen Wegbenutzern trennt, kam dann der eingangs erwähnte Vertrag zur Sprache, der aktuell zur Verhandlung ansteht. Andreas Colloseus erläuterte, dass Kronberg diesem Vertrag bereits zugestimmt hätte, während Königstein seine Zustimmung daran geknüpft habe, dass am Königsteiner Zugang zum Zoo – also am westlichen Ende im Bereich des Kamelgeheges – ein zweiter Eingang mit Bezahlmöglichkeit eingerichtet werde.

Dies habe der Direktor des Zoos in der Presse sofort abgelehnt, so lautete der bisherige Stand der Dinge, nun erklärte Dr. Kauffels näher, dass diese Option nicht verhandelt worden sei. Bisher ist auf Königsteiner Seite lediglich ein Ausgang vorgesehen. Wenn Bürger von Königstein kommend den Philosophenweg nutzen wollen, müssen sie nach den derzeitigen Planungen über die nahe gelegene Hauptkasse gehen.

Offene Übergänge

Entlang des Philosophenweges, von dem inzwischen einige zoointerne Seitenwege vor allem bergauf Richtung Falkenstein abzweigen, erläuterte Andreas Colloseus, wo der öffentliche Bereich endet und der kostenpflichtige Teil des Opel-Zoos beginnt. Er bemängelte, dass der Übergang zwischen den Bereichen nicht deutlich zu erkennen sei und regte an, hier größere Schilder oder bessere Hinweise, zum Beispiel in Form begrünter Portale anzubringen.

Vom ‚Kronberger Ende‘ des Zoos aus trat die Gruppe den Rückweg über den Scheibelbuschweg auf der Nordseite des Zoos an. Günther Ostermann führte aus, dass der Weg früher auf einer flacheren Strecke durchs Gelände geführt habe, das heute zum Zoo gehöre. Erst das habe dazu geführt, dass der jetzige Weg durch sehr steiles Gelände führe.

ALK ist kompromissbereit

Wieder am Ausgangspunkt angekommen, fasste Andreas Colloseus noch einmal den Standpunkt der ALK zu dem Thema zusammen. Die ALK, so führte er aus, sei in der Frage des Philosophenweges durchaus kompromissbereit. So könne man sich vorstellen, den Weg nachts, etwa zwischen 22 und 6 Uhr, zu schließen. Die Zugangsregelung könne mit modernen Mitteln so gestaltet werden, dass alle Bürger den Weg weiterhin wie bisher benutzen könnten, nicht nur Königsteiner und Kronberger. Es sei schwer vorstellbar, dass bei einem Familienausflug die Königsteiner Familienmitglieder den Weg kostenlos benutzen dürften, während die auswärtigen Gäste den vollen Eintritt bezahlen müssten. (Auf der Burgruine Königstein gilt allerdings genau diese Regelung für den Eintritt seit Langem, Anm. d. Red.)

Trotz – oder gerade wegen aller Verhandlungsbereitschaft wies Runa Hammerschmitt abschließend noch einmal darauf hin, dass man für das Bürgerbegehren „Philosophenweg für Alle“ bereits rund 1.200 Unterschriften gesammelt habe und guten Mutes sei, die erforderliche Anzahl von Unterschriften innerhalb der Frist, die am 24. Juli abläuft, zu erreichen. Damit soll dann zwar der Beschluss der Stadtverordneten-Mehrheit aufgehoben werden, aber nicht ersatzlos, sondern zur erneuten Abstimmung mit veränderten Bedingungen.

Ein Buch vom BUND

Am Dienstag dieser Woche meldete sich auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Sachen Opel-Zoo zu Wort, und das schwarz auf weiß. Mit einem etwas mehr als hundertseitigen Buch wollen die Herausgeberinnen Cordula Jacubowski und Gabriela Terhorst eine Materialsammlung zur aktuellen Diskussion um den Opel-Zoo beisteuern. Dem Philosophenweg ist ein eigenes Kapitel gewidmet – eingebettet in eine Menge Quellenmaterial vor allem über existierende und fehlende Bebauungspläne stehen aber auch das Rentbach-System und die mehr oder weniger zum Parken freigegebenen Orchideenwiesen in Richtung Kaltenborn im Fokus.

Wie zu erwarten, liegt der Schwerpunkt von „Opel-Zoo – Zahlen, Daten, Fakten“ auf der Umweltverträglichkeit des Tiergartens, der einerseits dem globalen Artenschutz große Dienste leistet, andererseits aber auch durch seine Lage mit dem heimischen Artenschutz in Konflikte gerät. Grundsätzlich existiert ein Durcheinander von alten und neuen Bebauungsplänen und vertraglichen Vereinbarungen dazu, die Realität stimmt oft nicht mit den Plänen überein, manche früher sinnvoll erscheinende Bauten wie ein Elefanten-Aussichtsplattform am Scheibelbuschweg oder „Erlebnisbrücken“ über den Philosophenweg stehen im Plan, wurden aber nie gebaut.

Notizbuch zur Argumentation

Aus einem Notizbuch heraus hat sich seit 2014 die Materialsammlung entwickelt, vor allem, um die eigene Argumentation zu stützen, dabei fiel aber schnell auf, dass auch Behörden und Kommunalpolitiker hier eher spekulierten, statt sich auf sichere Quellen zu berufen. Auch ihnen soll das Buch nun eine feste Grundlage für weiteres Argumentieren bieten.

Naturgemäß kommt das Druckwerk trotz seines Anspruches, eine neutrale Materialsammlung zu sein, nicht ohne Stellungnahmen, Ansichten und sogar „Wünsche“ der Naturschützer aus, doch sind Träume und Realitäten deutlich gekennzeichnet und gut zu unterscheiden, wenn zum Beispiel Lösungsvorschläge aus anderen Zoos vorgestellt werden. Sogar die „Glaskugel“, durch die der BUND in die Zukunft schaut, wird der offiziellen „Zoovision“ gegenüber gestellt.

Da einige der Quellen nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden dürfen, sind die Bücher – gerne für eine Spende – nur über den BUND zu bekommen oder einzusehen: www.bund-koenigstein-glashuetten.de.

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