Naturdenkmal Kronberger Burg: Der Burghügel lädt zum Entdecken ein

Eine Familie beim Rundgang durch den Prinzengarten Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Mit den Lockerungen nach dem Lockdown in der Corona-Krise ist auch in den Taunusvororten wieder ein bisschen Normalität eingekehrt. Dort wo vorher gähnende Leere herrschte oder die Türen einfach geschlossen blieben, pulsiert jetzt wieder das Leben. Während vorher auf zentralen Waldwegen die Anzahl der Menschen in die Höhe schnellte – manchmal wähnte man sich im Wald beinahe schon auf der Zeil, so viele Läufer, Wanderer, Spaziergänge und Mountainbiker waren unterwegs – sind die Menschen nun wieder auf Spiel- und Sportplätzen, in Fußgängerzonen und Museen und in die Restaurants zurückgekehrt. Die Corona-Regeln wie Abstand halten, Nasen-Mundschutz etc. werden dabei meist diszipliniert eingehalten. Die Hoffnung, dass sich das Virus trotz der Lockerungen in Schach halten lässt, sind groß, zu schön ist es, wieder mit Freunden bei einem kühlen Schoppen zusammenzusitzen und einfach einmal abzuschalten von all den Alltags- und den durch die Corona-Krise hinzugekommenen Sorgen. Unter den Ausflugszielen am Feiertag und Wochenende war auch die Kronberger Burg, die zu Christi Himmelfahrt ihre Pforten endlich wieder öffnen konnte, ein großer Publikumsmagnet. Astrid Vowinckel-Reichl, auf der Burg zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, zählte allein am Donnerstag fast 200 Gäste. „Die meisten kamen aus der nahen Umgebung, aus Frankfurt, Darmstadt, Bad Soden, Idstein, Camberg, Bad Homburg, Bad Vilbel u.s.w.“, zählt sie auf. Nach wie gelten Aufenthalte im Freien, weil dort Abstand halten gut möglich ist, als sinnvollere Ziele bei der Freizeitgestaltung als ein Tagesausflug in MTZ am Brückentag, wo zwar ebenfalls auf den Abstand geachtet wurde, sich jedoch vor den Geschäften mitunter so lange Schlangen bildeten, dass von 1,50 Metern Abstand zwischen den Menschen kaum noch die Rede sein konnte, sondern es, wenn auch ungewollt, eher den Eindruck einer großen Menschenansammlung machte.

Wer gerne durch die Natur und durch alte Gemäuer spaziert, der wird sich auf der Kronberger Burg jedenfalls besser aufgehoben fühlen: Auch ohne die weiterhin untersagten Gruppenführungen über das Burggelände oder durch das Burgmuseum, gibt es zu den Öffnungszeiten der Burg Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 13 bis 17 Uhr, Samstag von 13 bis 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr Einiges zu entdecken: Los geht es im Burgladen (Kassenhäuschen) am großen Burgtor, dass sich in völlig neuem Gewand zeigt. Helga Werner vom Arbeitskreis Museum hat allen Grund, den neu gestalteten Tresen und die Regale, mit Infobroschüren und Burgshopartikeln zum Verschenken mit Stolz zu präsentieren: Ursprünglich wollte der Arbeitskreis einen Innenarchitekten beauftragen, doch nach einem Kostenvoranschlag in Höhe von 40.000 Euro hatte man angesichts der vielen anderen kostenintensiven Baustellen auf der Burg, wie beispielsweise der Burgmauer, die aktuell saniert wird, beschlossen, für das Kassenhäuschen selbst ein neues Innenraum-Design mit den Ehrenamtlichen zu entwickeln. Das Ergebnis, ein einladender, klar strukturierter Shop mit praktischen Einbauten in farblich elegantem Weiß-Grau, kann sich sehen lassen. „An dieser Neugestaltung haben wirklich ganz viele zusammengewirkt“, freut sich Helga Werner. Nur die Elektrik und die Schreinerarbeiten wurden vergeben. „Abgebaut und neu konzipiert haben wir selbst“, so Werner, die seit zwölf Jahren extra aus Oberursel hierherkommt, um sich auf der Burg Kronberg ehrenamtlich einzubringen. „Ich habe mich bei meinem ersten Besuch hier wohl in die Burg verliebt“, gesteht sie. Und damit ist sie nicht die Erste und hoffentlich auch nicht die Letzte, die einen Teil ihrer Freizeit für die Kronberger Burg opfert. Steigt man hinauf auf den Burghügel, eröffnen sich ganz unterschiedliche, aber allesamt idyllische Orte, die entdeckt werden wollen. Der Prinzengarten erlaubt bei gutem Wetter einen Blick nach Frankfurt und bis in den Odenwald. Ein kleiner Ziergarten zeigt aktuell Rosen in voller Blüte, darüber das beeindruckende Burggemäuer. Spaziergänge zu verwunschenen Plätzen durch den Eibenhain und rund um die Oberburg mit Blick auf eigens vom Arbeitskreis Grün angelegte blühende Wiesen sind eine weitere Augenweide: Nach einem Tulpenmeer im Frühjahr – das außer den Ehrenamtlichen leider keiner zu Gesicht bekam – blühen nun Goldlack, Akeleien und einige Pflanzen mehr (neben den Stufen zur Oberburg, auch welche aus fernen Ländern) und laden zur genauen Bestimmung ein. Von der Oberburg ist ein weiterer Blick in die Ferne möglich; und es gibt dort neben dem Burgturm auch einen Kunstraum zu entdecken. In dem Tonnengewölbe überraschen „gute Burggeister“ wie König, Fee und Prinzessin die Gäste: Übermannshoch blicken sie einen an – der Schmittener Holzkünstler Matthias Schmitt hat sie aus dem Stamm der Buche, die im Eibenhain einem Orkan zum Opfer fiel, herausgearbeitet. Es scheint, als würden sie dort schon seit vielen Jahren über die Burg wachen. Tatsächlich ist zu spüren, der Künstler hat die Stelen auf der Oberburg bearbeitet und sich von dem Ort inspirieren lassen.

Das und noch viele andere Geschichten über die Burg – beispielsweise wer die Geckos in den Baumstumpf eingraviert hat, erfahren die Burgbesucher bei einem entspannten Rundgang – denn die Ehrenamtler, die auf de Burggelände zu den Öffnungszeiten Aufsichtspflicht haben, verfügen über einen großen Wissensschatz über „ihre“ Burg und geben diesen auf Nachfrage gerne weiter.

Übrigens: Die Gärten der Burg – darunter der Eibenhain und Prinzengarten – sind mit von der Partie in der gerade neu aufgelegten Broschüre der Kulturregion FrankfurtRheinMain. Insgesamt 119 Gärten, von Miltenberg über Lorsch und Weilburg bis Laubach und Bad Kreuznach werden darin vorgestellt. In Kronberg sind neben den Burggärten der Quellenpark Kronthal sowie der Viktoriapark beschrieben. Das 130-seitige, reich bebilderte Heft ist im Kassenhaus kostenfrei erhältlich solange der Vorrat reicht.

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