Kronberg (kb) – In diesen Tagen ist der Flyer für die Veranstaltung „Rendezvous in Kronberg“ erschienen und Kerstin Stechl ist als Kronberger Künstlerin von 11 bis 18 Uhr mit ihrem Kunst Kiosk Kronberg in der Hainstraße 1a dabei. Für diesen besonderen Sonntag, 14. September, hat sie sich ein ungewöhnliches, tiefgründiges, aber auch witziges Konzept ausgedacht, das als Ganzes bereits als art event zu verstehen ist: Sie stellt sich den Besuchern und versucht ihnen ad hoc alle Fragen rund um die Themen Kunst im Allgemeinen und Malerei im Besonderen zu beantworten. Von Techniken, Ausbildungsmöglichkeiten über Materialien bis hin zum Vertrieb (Stichwort: Selbstvermarktung von Künstlerin in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung vs Vertrieb über Galerien).
Nach den kurzen Gesprächen mit den Besuchern, die in einer Art „Wartezimmer“ vor dem Kiosk Platz nehmen können, übergibt sie ihnen am Ende dann jeweils ein Rezept. In Anlehnung an das Projekt Art On Prescription (AoP), das in Skandinavien, Großbritannien und in der Schweiz schon lange praktiziert wird, vergibt sie dann also Rezepte – verbunden mit der Empfehlung, doch mal wieder eines der drei Kronberger Museen zu besuchen. Dazu gehören das Museum Malerkolonie, die Kronberger Burg und die Braun-Sammlung. Mit allen drei Institutionen hat sie im Vorfeld Kontakt aufgenommen und jeweils mehrere Stapel Flyer zur Verfügung gestellt bekommen.
Ganz nebenbei stellt sie in ihrem Kiosk aber auch 60 kleine Bilder aus, die alle den Hausberg Kronbergs zeigen, den Altkönig – aber in unendlich vielen Variationen. Diese Bilder stehen auch zum Verkauf.
Nach vielen Jahren als Journalistin und Nebenbei-Künstlerin hat sie bei Professor Markus Lüpertz an der Akademie der Bildenden Künste in Kolbermoor ein dreijähriges Studium absolviert und den Abschluss als dessen Meisterschülerin gemacht. Eine aktuelle Ausstellungsbiographie können Interessierte auf ihrer Website im Internet unter www.kerstinstechl.de einsehen. „Sehr happy bin ich darüber, dass ich inzwischen auch in meiner Heimat vertreten bin, vier meiner Bilder sind seit August 2025 im Museum Kronberger Malerkolonie zu sehen“, sagt sie. Art on Prescription (AoP) ist ein international ernst zu nehmendes Thema, die WHO hat dazu bereits zahlreiche Studien in Auftrag gegeben. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Johns Hopkins University for Medicine in Baltimore (Trisha Golden, PhD).
Das Konzept ist folgendes: Ärzte verschreiben Patienten, die kurz vor einem Burnout oder einer Depression stehen, einmal im Monat oder sogar häufiger ins Museum zu gehen. So würden sie aus ihrem Stress-Kreislauf herauskommen und sich mit ganz anderen Dingen beschäftigen, ganz in Stille, mit visuellen Eindrücken, nach dem Motto „Art makes people happy“. Was so mancher als Graffiti an New Yorker Hauswänden entdeckt, ist inzwischen also wissenschaftlich nachgewiesen. Aus diesem Grunde fördert die EU das AoP-Projekt seit Anfang des Jahres 2023 für die Dauer von drei Jahren auch hierzulande. Stechl hat nachrecherchiert und im März 2025 mit Hauke Siemen von REM Consult, Hamburg, darüber gesprochen. REM Consult koordiniert das AoP-Projekt der EU innerhalb Deutschlands. Die aktuelle Förderung über 3 Millionen Euro endet schon im Dezember diesen Jahres – vorerst jedenfalls.
„Dieses Projekt ist allerdings der Katalysator dafür gewesen, dass ich selbst solche Rezepte ausstelle, natürlich rechtlich abgesichert, da ich keine Ärztin bin, sondern Künstlerin, daher verpacke ich die Rezepte als art on fun prescription. Das steht auch auf meinem ,Rezept-Stempel‘“, erklärt sie. Sie nimmt die Kunst also ernst, stellt sich ad hoc allen möglichen Fragen rund um die Malerei, vernetzt dabei die Kunst-Institutionen Kronbergs miteinander und verteilt Rezepte oder Empfehlungen an die Besucher, sich wieder einmal mit Kunst zu befassen. Im Verhältnis „ART-Doc“ und „Kunst-Patient“ lässt sie die Besucher als Akteure an einem nahezu immersiven Kunst-Event teilhaben.
Insgesamt versucht sie, ihrem ,art event‘ am Sonntag eine fröhliche Note zu verleihen und das Publikum niederschwellig für die Kunst zu begeistern. Weil, wie gesagt: „ART makes people happy“.