Opel-Zoo 2019: Warten auf den Hirscheber, Bauen für die Lemuren

Kronberg (mw) – „Für Sie als Presse mag das zwar etwas langweilig sein, aber das Jahr 2018 war bei uns hervorragend.“ Mit diesen Worten begrüßte der Vorstandsvorsitzende der „von Opel Hessische Zoostiftung“, Gregor von Opel, die zahlreich erschienene Presse aus der Region zur Jahrespressekonferenz des Opel-Zoos, Hessens zweitbeste besuchte Freizeiteinrichtung in Hessen. „Das vergangene Jahr war das drittbeste Jahr in der Geschichte des Opel-Zoos“, so von Opel. Die gesamte Arbeit, das Zoomanagement, die Tierhaltung als auch die Zoopädagogik sei hervorragend gelaufen, teilte er mit. In diesem Zusammenhang machte er mit Stolz darauf aufmerksam, dass sein langjähriger Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels, seit drei Jahren bereits Vorsitzender des europäischen Zooverbandes, im Oktober zum Mitglied des Weltzooverbandes ernannt worden ist, der sich beispielsweise um Artenschutz und die Einhaltung von ethischen Standards in der Tierhaltung kümmert.

Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels führte aus, dass diese positive Entwicklung nicht nur die Besucherzahlen betrifft, die 2018 um 3 Prozent auf 545.000 Besucher im Jahr angestiegen sind. Dieses Ergebnis wurde bisher nur in den Jahren 2007 nach der Eröffnung der Anlage „Afrika Savanne“ und 2014 nach Eröffnung der Elefantenanlage übertroffen. Positiv sei auch die Entwicklung in der Zoopädagogik mit über 20.000 betreuten Zoobesuchern zu bewerten. „Mit 18 abgeschlossenen Examensarbeiten im Jahr 2018 konnte auch das Aufgabengebiet Forschung zum Erfolg des vergangenen Jahres beitragen“, teilte Kauffels mit. Weiter erfolgreich seien auch die Bemühungen für den Artenschutz: Es wurden mit Feldhamster, Ziesel und zuletzt den Gänsegeiern drei weitere Tierarten in den Bestand aufgenommen, die im Freiland vom Aussterben bedroht sind. Darüber hinaus wurden Nachzuchten von sieben Tierarten in Wiederauswilderungsprojekte gegeben, darunter der europäische Nerz, die Marmelente, der Steinkauz und die Wildkatze. Bei Letzterer habe man aus dem Hochtaunuskreis, aber auch aus dem Einzugskreis bis nach Gießen insgesamt fünf junge Wildkatzen, die neben ihren überfahrenen Müttern am Straßenrand saßen, eingesammelt und im Opel-Zoo aufgepäppelt , um sie dann an entsprechende Stellen zur Aufzucht und zum Auswilderungsprogramm wieder abzugeben.

Warten auf den Hirscheber

Die Eröffnung der neuen Feldhamsteranlage gehörte mit zu den Höhepunkten des vergangenen Jahres. Außerdem habe man ein bisschen „Tierdomino gespielt“, so der Zoodirektor. Der Grund dafür: die hoffentlich baldige Ankunft einer neue Tierart, des Hirschebers, einer nur auf der indonesischen Insel Sulawesi vorkommenden Schweineart mit einigen besonderen anatomischen, aber auch Verhaltensmerkmalen, für die im Opel-Zoo das europäische Erhaltungszuchtprogramm koordiniert wird. Bei den Hirschebern wachsen die oberen Eckzähne in einem Bogen nach oben durch den Nasenrücken. Die sollten längst im Opel-Zoo zu finden sein, doch der bevorstehende Brexit verzögert die Ankunft der Tiere, die aus England kommen sollen. Etliche Zoos würden derzeit noch versuchen, Tiere nach den Regeln innerhalb der Europäischen Union zu bekommen. Deshalb würde sich die Bearbeitung der Ausfuhrgenehmigungen schon über Monate hinziehen, erklärte er den Grund für das fertige, jedoch noch leere Gehege. Um Platz für die Hirscheber zu schaffen, hat man die Kängurus in die ehemalige Anlage der Rothalssträuße umgesiedelt. Die Strauße, vor denen sich auch die Tierpfleger in Acht zu neben haben, findet man nun auf der alten Giraffenanlage.

Insgesamt hat sich der Tierbestand von 216 auf 219 Arten erhöht (und von 1.481 auf 1.595 Individuen).

Lemurengehege wird gebaut

Als neue Attraktion soll noch in diesem Jahr die Lemurenanlage auf dem ehemaligen Gelände der Flusspferde gebaut werden. Der Antrag auf Baugenehmigung werde in Kürze eingereicht werden. Besonders attraktiv an den zwei Lemurenarten (Halbaffen), den Varis und Kattas, die eingekauft werden sollen, sei, so der Zoodirektor, dass sich die Tiere für ein begehbares Gehege eignen. Geplant ist eine 625 Quadratmeter große Außenanlage, dazu noch eine einsehbare 70 Quadratmeter große Innenanlage. Mit der Flusspferdeanlage werde man sich erst in ein paar Jahren wieder beschäftigen, so Kauffels auf Nachfrage. In dieser Zeit spare man und bilde Rücklagen. Eine Kostenschätzung für eine Flusspferdanlage nach neuesten Richtlinien liege noch nicht vor. Kauffels weiß aber von den zuletzt eröffneten, die hätten sich im Rahmen von „15 bis 25 Millionen Euro“ bewegt, ein weiteres Großprojekt also für die Zukunft.

Viel wichtiger ist dem Opel-Zoo die Umgestaltung des Zoogeländes zu einem Ganzen. Hier gab sich Kauffels frohen Mutes. Schließlich hatte die Stadtverordnetenversammlung in Kronberg vor Weihnachten die Bebauungsplanänderung beschlossen. Nun sei man im Opel-Zoo darauf vorbereitet, nach dem notwendigen Passieren der jeweiligen Gremien, die Infrastruktur sehr schnell so einzurichten, dass sich die Besucher in einem einheitlichen Zoogelände, ohne weitere Kontrollen aufhalten können, teilte er mit. Dr. Kauffels zeigte auf, dass eine weitere Kasse aus Richtung Kronberg kommend schon 2020 erstellt werden soll. „Die sogenannte untere Kasse soll abgerissen werden und dieser Bereich einschließlich der Platz um das alte Restaurant Sambesi werden neu gestaltet.“ Dieser Platz sei der einzige, der es ohne Probleme bei größeren Veranstaltungen, wie beispielsweise dem hr3-Kürbisfest, anböte, eine Bühne zu stellen. Kronberger und Königsteiner sollen trotzdem weiter für eine Zeitspanne mittels Chipkarte den Philosophenweg nutzen dürfen. Ebenso umstritten in der Bürgerschaft wie dieser Punkt ist das Parken auf den Behelfsparkplätzen auf den Wiesen, auf denen bis zu 20 Mal pro Jahr geparkt werden dürfe. „Selbst im vergangenen Jahr haben wir den Behelfsparkplatz an 12 und den anderen an 13 Tagen benötigt“, resümierte er. An drei Tagen im Jahr hatten die Parkplätze für die Besucher nicht ausgereicht.

Winter

So gut gelaunt und entspannt wie Gregor von Opel und Dr. Thomas Kauffels Bilanz zogen, so gut gelaunt zeigten sich die der Lodge, in der die Pressekonferenz abgehalten wurde, benachbarten Brillenpinguine. Kauffels hatte eingangs auch stolz vom Nachwuchs aus der noch recht jungen Tieranlage mit 13 Brillenpinguinen berichtet. „Inzwischen haben wir drei geschlüpfte Brillenpinguine“, informierte er, nachdem sich innerhalb der Gruppe drei Paare gefunden haben. Die Kälte und der Schnee, der auf Wiesen und Wegen und in den Gehegen der Tiere den Boden bedeckt, stört die Tiere – auch diese, die wie die Pinguine aus der Äquatornähe Afrikas kommen, wenig. „Sie dürfen nicht vergessen, dass die meisten Tiere auch in Afrika durchaus monatelangen Nachtfrost kennen.“ Wer die Kälte nicht verträgt, sei natürlich warm untergebracht. „Aber“, so Kauffels, „den meisten geht es so ähnlich wie uns Menschen, bei Sonne und trockener Kälte fühlen sie sich besser als bei 2 Grad Celsius und andauernder Nässe!“

„Ich geh‘ mal ein bisschen Rutschen und Du?“ – Den Brillenpinguinen macht der Schnee nichts aus. Die Jungtiere erkennt man am weniger strukturierten flaumigen Federkleid, das sich zum Schwimmen noch nicht eignet (Zweiter von links und Vierter)
Fotos: Westenberger

Kattas, hier im Parco Natura Viva, Bussolengo (Verona), werden bald im Opel-Zoo in einem begehbaren Gehege zu sehen sein.
Foto: Archiv Opel-Zoo

Erläuterten Zahlen und Fakten und was es dieses Jahr Neues gibt im Opel-Zoo Dr. Thomas Kauffels (links) und Gregor von Opel bei der Jahrespressekonferenz

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