Prof. Dr. Ralf Kötter-Gedächtnispreis geht an die Museumsgesellschaft

V.l.n.r.: Hubert Kötter, Jörg Kötter, Klaus Temmen, Ruth Kötter, Hans Robert Philippi, neben ihm das Bild von Prof. Ralf Kötter, Dr. Ingrid Ehrhardt, Landrat Ulrich Krebs und Prof, Gerhard Kramer Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Zehn Jahre ist es her, dass Prof. Ralf Kötter nach langer schwerer Krankheit gestorben ist. Zehn Jahre schon laden seine Eltern, Ruth und Hubert Kötter zum Prof. Dr. Ralf Kötter Gedächtnispreis ein. „Für uns ist dieser Tag des Gedächtnisses immer noch eine Trauerbewältigung für Ralf und zwischenzeitlich auch für seine Frau Nuala, die 2013 starb“, sagt Ruth Kötter zur Begrüßung der Gäste im Raum Feldberg der Stadthalle. „Danke, dass sie alle gekommen sind. Ralf wäre in diesem Jahr 56 Jahre alt geworden.“ Mit der Auszeichnung, die das Ehepaar im Wechsel für innovative Forschung, insbesondere auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik, oder für besondere humanitäre Hilfe vergibt, erinnern die Eltern Kötter an ihren Sohn, an einen erfolgreichen Wissenschaftler, der wegweisende Forschungen auf dem Gebiet der modernen Telekommunikation betrieben hat, rund 200 Aufsätze und Publikationen, sechs Bücher verfasst und etwa 20 Patente angemeldet hat. Der Prof. Dr. Ralf Kötter-Gedächtnispreis wird bis zum Jahr 2023 vergeben. Dann wäre Ralf Kötter, der im Alter von 45 Jahren verstorben ist, 60 Jahre alt geworden. Prof. Dr. Kötter wird von Professorenkollegen, Doktoranden und Studenten als einer der ersten internationalen Wissenschaftler im Bereich der modernen Netzwerksinformationstheorie verehrt. Bewundert wurde auch seine begnadete Art, theoretisches Wissen in Lehrstoff für alle seine Studenten umzusetzen und sie dafür zu begeistern.

Noch immer stehen seine Forschungsergebnisse hoch im Kurs und werden bei vielen Examensarbeiten angegeben, schreibt Ralfs Bruder als Vorsitzender des Stiftungsvereins. Ralf Kötters Sohn Finnian lebt bei der Schwester seiner verstorbenen Mutter Nuala in Dublin. „Wir telefonieren jeden Sonntag“, berichtete Ruth Kötter von ihrem Enkel, der in den Sommerferien wieder nach Kronberg kommt und immer noch gerne Schach spielt. Bürgermeister Klaus Temmen erklärte als Hausherr der Veranstaltung, dass es neben der für den Gedächtnispreis gegründeten Stiftung auch einen Verein „Prof. Dr. Ralf Kötter-Freundeskreis“ gibt, in dem die Gedächtnispreisträger Ehrenmitglieder werden. Dieses Jahr wurde die Museumsgesellschaft mit dem mit 500 Euro dotierten Gedächtnispreis ausgezeichnet. „Ralf liebte die Museumsgesellschaft“, erinnerte sich Ruth Kötter. „Wenn er in seinem Berufsleben mit Freunden in Kronberg weilte, fehlte selten der Besuch in der Streitkirche bei der Museumsgesellschaft.“ Ruth Kötter erinnerte auch an seine Kinderzeit, in der sie zunächst in der Frankfurter Straße 17, im Haus von Dr. Spielhagen, der seinerzeit der Leibarzt der Kaiserin Friedrich war, wohnten. „Er hat viele Geschichte aus der Zeit der Malerkolonie gehört.“ Eine Geschichte habe er besonders gut gefunden: Dass die Maler zur Schuldentilgung im Gasthaus Adler Bilder malten und dann überlegten, reicht es zu Schuldentilgung schon oder sollten sie doch noch lieber ein Reh dazu malen? Warum die Museumsgesellschaft die Auszeichnung, die an Prof. Kötter erinnert, der noch im Juni 2008 mit dem Innovationspreis der Vodafone Stiftung für seine „richtunggebenden“ Arbeiten ausgezeichnet worden war, verdient, das erklärte Landrat Ulrich Krebs, der den geladenen Gästen, unter ihnen auch Prof. Gerhard Kramer von der TU München, an der Kötter zuletzt gelehrt hatte: „Die Museumsgesellschaft hat in jüngster Zeit Großes geleistet“, sagte er. Es sei nämlich so, dass die Maler der Kronberger Malerkolonie quasi die Brille gefertigt hätten, durch die Kronberg – eine pittoreske Stadt mit wunderschöner Landschaft am Taunushang – heute noch wahrgenommen wird. Die damaligen Künstler seien es gewesen, die die Qualitäten des Städtchens im wahrsten Sinne des Wortes „ins Bild gesetzt haben“. Das sei ein großes historisches Erbe, dem es gerecht zu werden gelte, denn die starke Wirkung der Bilder sei bis heute unumstritten. Die Museumsgesellschaft habe mit ihrer Gründung diesen fast vergessenen Schatz gehoben und wieder zugänglich gemacht. Mit dem vor einem Jahr gelungenen Umzug des Museums in die städtische Villa Winter sei ein Kraftakt gelungen, nämlich die Zukunftssicherung des kulturellen Erbes. Das allein verdiene schon Anerkennung, so Krebs. „Das wichtigste Kriterium der Museumsgesellschaft, die sich breit aufgestellt hat und viele Menschen zusammenbringt, sei jedoch, dass sie nicht nur „konserviere“, sondern sich zu einem „lebendigen Baustein des Kulturlebens“ entwickele. Das neue Museum am Berliner Platz biete mit der Kunstschule unter einem Dach ebenfalls alle Voraussetzungen für kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen, für deren Entfaltung von Kreativität, und mit weiteren Veranstaltungen für Erwachsene die Chance aller auf einen Dialog zwischen dem kulturellen Erbe und der Gegenwart. Schon jetzt habe sich das Museum Kronberger Malerkolonie in der Villa Winter in der Reihe der regionalen Museen etabliert. Somit sei der Preis gleichermaßen Anerkennung für das Engagement, die Leidenschaft und Beharrlichkeit der Museumsgesellschaft mit ihrem Vorsitzenden Hans Robert Philippi und seiner Kuratorin Dr. Ingrid Ehrhardt bis heute als auch Ansporn, diesen Weg weiterzugehen, neue Freunde und Förderer zu finden, damit das Erbe der Kronberger Maler sichtbar bleibt und den Menschen Kronbergs damit ihre Identität sichtbar bleibt. „Was sagt man, wenn man so gelobt wird?“, fragte der erste Vorsitzende der Museumsgesellschaft, Hans Robert Philippi in die Runde. Er freute sich stellvertretend für „viele auf einen Streich“, die damit geehrt würden, und erinnerte auch an die Gründung der Museumsgesellschaft, ihre Gründungsväter und ihre Wegbereiter in den 40 Jahren. Oberstes Ziel sei immer die Schaffung einer Heimstätte für das Museum gewesen, das habe lange gedauert und am Ende sei mit der frei werdenden Villa Winter – und nicht zu vergessen mit der Liselott & Klaus Rheinberger Stiftung – als große finanzielle Unterstützer auch eine Portion Glück im Spiel gewesen. „Wir wissen, dass ihr Sohn die Maler sehr geschätzt hat“, so führte Philippi aus. Würde er noch leben, hätte das neue Museum bestimmt auch seine Beachtung gefunden, sagte er. Geforscht und gelehrt werde in der Kunstgeschichte übrigens ebenfalls, wenn auch auf ganz anderem Sachgebiet. Das Museum als kulturellen Lernort so zu gestalten, dass es so angenommen würde, dass es auch finanziert werden könne, sei der Auftrag. „Sie haben uns heute eine große Freude mit dem Gedächtnispreis gemacht und dafür möchte ich im Namen aller herzlich bedanken. Wir werden ihn zu schätzen wissen!“ Auch im zehnten Jahr wurde im Anschluss der festlichen Preisverleihung an Prof. Dr. Ralf Kötter erinnert, indem ein Film, der zur Verleihung des Vodafone-Preises über ihn gedreht worden war, eingespielt wurde, der ihn als herzlichen Menschen und mitreißenden Lehrer zeigt, so wie ihn sein Freund und sein Nachfolger an der TU München, Prof. Joachim Hagenauer in der ersten Laudatio vor zehn Jahren schon beschrieben hatte. Danach blieb Zeit, sich in gemütlicher Runde zum Gespräch zu treffen und Erinnerungen auszutauschen.

Gelungen war auch der musikalische Rahmen mit den Sängerinnen Margarita Kopp, Konstanze Callwitz und Simone Garnier sowie Esther Groß, die mit Harfe und Gesang wunderschöne Akzente setzte. Wer Zeit für weitere Begegnungen mitgebracht hatte, der ließ sich nach einem Imbiss noch durch das Museum Kronberger Malerkolonie und die laufende Ausstellung führen und überzeugte sich selbst von dem neuen kulturellen Kleinod, das Kronberg dazugewonnen hat.



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