Reiffensteins stimmungsvolle Sehnsuchtsbilder müssen noch warten

Ursprünglich sollte die Ausstellung zum 200. Geburtstag Carl Theodor Reiffensteins (1820 bis 1893) Ende März im Museum Kronberger Malerkolonie eröffnet werden. Die Einladungen waren gerade verschickt, da wurden alle von den Auswirkungen der Corona-Pandemie eingeholt. Theater, Kinos und Museen geschlossen, Veranstaltungen und Festivals abgesagt.

Die Ausstellung wurde dennoch weiter vorbereitet und ist fast fertig eingerichtet. Den letzten Schliff wird sie jedoch erst dann erhalten, wenn ein gemeinsames Aufhängen der Bilder wieder möglich sein wird und ein neues Eröffnungsdatum in Sichtweite gerät.

Bis es so weit ist, werden die Besucher über die Website des Museums, durch den Flyer zur Ausstellung und durch Facebook über die Highlights der zu erwartenden Präsentation informiert. Im Zentrum der Schau – so viel sei jetzt schon verraten – stehen die malerischen Landschaften des 1820 in Frankfurt geborenen Künstlers. Reiffenstein, der bereits mit dreizehn Jahren seine Ausbildung am Städel begann, hatte gute Verbindungen zum gehobenen Frankfurter Bürgertum, dem er zahlreiche private Aufträge verdankte. Hierzu zählte vermutlich auch das Titelbild der Ausstellung – ein stimmungsvolles Gemälde vom Main bei Offenbach. In der Bildmitte liegt der prächtige Renaissancebau des Isenburger Schlosses, rechts lässt sich gerade noch der sogenannte Metzler’sche Badetempel erkennen. Ein kleines, direkt am Mainufer gelegenes klassizistisches Tempelchen, das 1798 nach den Plänen des französischen Architekten Salins de Montfort im Auftrag des Bankiers Friedrich Metzler erbaut wurde. Im Erdgeschoss befand sich ein repräsentativer Salon und im Untergeschoss ein luxuriöses Marmorbad. Fälschlicherweise wurde das anmutige Gebäude auch Lili-Tempel, nach Lili Schönemann, der ersten großen Liebe von Johann Wolfgang von Goethe, benannt, welche sich in dem terrassenartig angelegten Park, in dem auch das Wohnhaus der Gebrüder Bernard stand, einst mit dem Dichter traf. Reiffenstein taucht die Ansicht in ein romantisches Abendlicht und verbindet hier die traditionelle Feinmalerei, die er bereits bei Jakob Becker kennengelernt hatte, mit genauer Naturbeobachtung zu einer stimmungsvollen Landschaft, die gerade in dieser schweren Zeit zu einem tröstlichen Sehnsuchtsbild gerinnt.

Und hoffentlich bald sind die malerischen Bilder von Carl Theodor Reiffenstein und seinen Freunden wieder hautnah im Original zu erleben.
Foto: privat



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