Kronberg (sw) – Vor einem Jahr hatte sich eine Schüler*inneninitiative an der Altkönigschule (AKS) gegründet mit dem Ziel, Teil von Deutschlands größtem Schulnetzwerk zu werden: Seit 25 Jahren besteht das „Courage Netzwerk“ und bislang haben über 3.500 Schulen deutschlandweit eine Selbstverpflichtung abgeschlossen, sich gegen Rassismus, Sexismus und Antisemitismus zu engagieren und ein offenes Schulklima zu fördern.
Mit der R&B-Sängerin Rola, die einen Großteil ihres Lebens in Frankfurt verbracht hat und nun in Berlin wohnt, bekommt die AKS eine bekannte und versierte Patin.
Bei der Feierstunde in der Aula der AKS betonte Antonia von der Schüler*inneninitiative „Schule mit Courage“, das Ziel sei es nicht nur, „sich so zu nennen, sondern tatsächlich auch eine solche Schule zu sein.“ Seit über einem Jahr gestalten die Schülerinnen und Schüler der Initiative einen BLOG mit vielen Tipps und Literaturempfehlungen, damit interessierte Mitglieder der Schulgemeinde sich weiterbilden können.
Schulleiter Martin Peppler nennt die Aufnahme ins Netzwerk eine „große Herausforderung“, betonte aber, dass der offizielle Titel und das Schild an der Schule immer wieder dazu auffordern würden, innezuhalten, hinzuschauen und eine größere Sensibilität an den Tag zu legen. „Die Menschen in der Schule müssen den Titel mit Leben füllen“, mahnte er. Dass der Wunsch nach einer Ächtung jeder Form von Gewalt und Diskriminierung aus der Schülerschaft selbst kommt und nicht von oben aufoktroyiert ist, zeigte sich bei dem überwältigenden Erfolg einer Unterschriftenaktion, um das Projekt an die Schule zu holen. Laut den Richtlinien von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ müssen sich mindestens 70 Prozent der Schulmitglieder dem Selbstverständnis einer Courage-Schule verpflichten. Geschichtslehrerin Andrea Schmidt, die von der für ein Jahr ins Jüdische Museum Frankfurt abgeordneten Rifka Ajnwojner die Betreuung des Projektes übernommen hat, betont: „Wir hatten sehr schnell viel mehr als die erforderlichen Unterschriften zusammen.“
Wie groß der Zuspruch aus der Schülerschaft ist und wie unterschiedlich man sich dem Thema nähern kann, zeigte das Programm der Feierstunde: Till Hartmann und Amos Hoster aus der Q3 spielten nicht nur eine Eigenkomposition von Till Hartmann, sondern performten ausdrucksstark an der Gitarre und im Gesang mit Tracy Chapmans „Fast Car“ einen Song, der vor mehr als 30 Jahren bereits die Sehnsucht nach einem besseren Leben ohne Gewalt und ohne Rassismus beschrieb.
Sehr eindrucksvoll die anschließende Sprachperformance, bei der Schüler des Kurses für Darstellendes Spiel „Briefe an Anne Frank“ zum Thema „Freiheit“ vorlasen, die im vergangenen Jahr an der AKS entstanden waren. „Du bist in der Nähe geboren, wo ich heute wohne – und musstest in so viel Angst leben“, hieß es da, und immer wieder kam der Aufruf, „niemals zu vergessen, was geschehen ist, und zu verhindern, dass es wieder geschieht.“
Ceyda Demirdas, die dieses Jahr an der AKS ihr Abitur gemacht hat, erreichte in ihrem darauffolgenden Solostück mit dem Titel „#HANAUwarkeinEinzelfall“ das Publikum mit eindrücklichen Worten und Gesten.
Ganze Wortkaskaden stürzten im Beitrag „Unter unserer Zimmerdecke“ von Faiza Mateen, ebenfalls aus dem Abi-Jahrgang 2021, auf die Zuschauenden. Ihr Poetry-Slam-Stück erklärte, diagnostizierte, klagte an und endete in dem Appell, für eine Veränderung und gegen den Rassismus in den Köpfen zu kämpfen.
Schließlich betrat Sängerin und Patin Rola die Bühne und versprach ihren zukünftigen Support für das Projekt. Den Schülerinnen und Schülern gab sie den Auftrag mit, „eine Veränderung zu sein“ und auch zu Hause mit den Eltern über die Dinge zu sprechen, die sie in der Schule durch das Projekt lernen. „Ihr seid das Sprachrohr nach außen“, ermunterte sie die anwesenden Schülerinnen und Schüler, bevor sie schließlich noch mit samtiger Stimme eines ihrer eigenen Lieder „Himmel- und Talfahrt“ sang.
Sabrina Becker, Hessische Landeskoordinatorin des Courage Netzwerks, übergab daraufhin Urkunde und Schild „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ als Zeichen der offiziellen Aufnahme an die Vertreterinnen der Schüler*inneninitiative. Sie betonte noch einmal das Credo, sich in Unterschiedlichkeit zu achten und gegen jede Form von Ausgrenzung einzustehen. Es sei nicht realistisch, dass mit der Plakette jetzt an der AKS für immer alles gut sei, sondern es sei wichtig, Vorfälle nicht unter den Teppich zu kehren, wie dies an vielen Schulen immer noch der Fall sei, sondern sie offen aufzuarbeiten. Es gehe in dem freiwilligen Selbstverpflichtungsprogramm der Schulen mit Courage mit Veranstaltungen und Projekten nicht nur um die Wissensvermittlung und Kreativität, sondern auch darum, die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler zu stärken, damit sie gar nicht erst anfällig würden für Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und andere Formen der Ausgrenzung. Das bedeute auch immer wieder, sich selbst zu reflektieren und die eigenen Denkmuster zu hinterfragen, ermutigte sie – ein Appell, der für alle Menschen gelten sollte, nicht nur für die Schulmitglieder der AKS.